Zeitung in der Schule
Wer darf in Deutschland Waffen besitzen? Ein ehemaliger Waffenkontrolleur erzählt
Zisch-Reporterin Lina Hirzler im Interview mit ihrem Opa, dem ehemaligen Polizisten Roland Röthele, der beim Landratsamt Emmendingen als Waffenkontrolleur arbeitete.
Lina Hirzler, Klasse 4 der Maria-Sibylla-Merian-Grundschule (Endingen)
Do, 14. Jul 2022, 16:24 Uhr
Zisch-Texte
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Zisch: Opa, du hast doch lange Zeit Waffen kontrolliert. Was hast du da genau gemacht?
Röthele: Nach dem Waffengesetz in Deutschland müssen Waffen und Munition sicher verwahrt sein, in einem speziellen Waffenschrank. Zusammen mit einem Kollegen besuchten wir die Waffenbesitzerinnen und -besitzer und schauten nach, ob die Waffen im Schrank verschlossen aufbewahrt wurden.
Zisch: Warum müssen die Waffen in einem Schrank sicher eingeschlossen sein?
Röthele: Im Jahr 2009 kam es in Winnenden zu einem Amoklauf eines Jungen, der 15 Menschen in einer Schule mit einer Pistole erschoss. Die Pistole hatte er seinem Vater weggenommen, der sie nicht sicher aufbewahrte. Daraufhin haben die Politiker beschlossen, im Gesetz festzulegen, dass die Waffen und die Munition in einem Waffenschrank eingeschlossen werden müssen, damit niemand eine Waffe stehlen und so eine schreckliche Tat verüben kann.
Zisch: Und das musstest du kontrollieren?
Röthele: Wenn ein Gesetz gemacht wird, muss es auch jemanden geben, der das überwacht. Meistens macht das die Polizei. In diesem Fall hat man das Landratsamt oder die großen Städte beauftragt, die Kontrollen zu machen.
Zisch: Wie bist du zu diesem Job gekommen?
Röthele: Das Landratsamt hatte jemanden gesucht, der die Jäger, Sportschützen oder Waffensammler regelmäßig kontrolliert. Diese Person sollte sich natürlich mit Waffen auskennen und so wurde ich gefragt, ob ich das machen würde. Ich war bis zur Pensionierung bei der Polizei, hatte viel mit Waffen zu tun und so habe ich zugesagt.
Zisch: Wie habt ihr die Leute kontrolliert?
Röthele: Es gibt eine Liste aller Waffenbesitzerinnen und -besitzer im Landkreis mit Adressen. Wir suchten dann den Waffenbesitzer auf, stellten uns vor und zeigten unseren Ausweis. Wir erklärten, dass wir die Aufbewahrung der Waffen und der Munition überprüfen wollen. Dann gingen wir mit der Person zum Waffenschrank und ließen ihn öffnen. Anhand der Liste haben wir dann überprüft, ob alle Waffen und die Munition im Schrank waren. Darüber wurde dann ein Protokoll gefertigt.
Zisch: Waren immer alle Waffen im Schrank oder gab es auch mal Probleme?
Röthele: Meistens war alles in Ordnung. Nur ganz wenige Leute mussten beanstandet werden, weil eine oder mehrere Waffen nicht im Waffenschrank waren. Sie mussten dann mit einer Strafe rechnen oder sogar ihre Waffen abgeben oder verkaufen.
Zisch: Was für Schränke sind das?
Röthele: Die Waffenschränke sind aus schwerem Metall und gut zu verschließen, teilweise sogar mit Zahlenschloss. Für die Schränke gibt es Zertifikate, sodass wir sofort sehen konnten, ob der Waffenbesitzer einen richtigen Schrank hat. Für Waffen, Gewehre oder Pistolen gibt es verschiedene Waffenschränke. Ein Schank kostet meistens mehr als 300.
Zisch: Waren die Leute immer freundlich, wenn du gekommen bist?
Röthele: Viele Waffenbesitzer haben mich schon gekannt, da ich ja im Landkreis als Polizeibeamter tätig gewesen war. Außerdem wurde immer wieder darüber berichtet, dass sich das Waffengesetz verschärft hatte und das Landratsamt die sichere Verwahrung überprüft. Somit waren die Waffenbesitzer informiert und wir wurden in den meisten Fällen freundlich empfangen.
Zisch: Wie lange hast Du das gemacht?
Röthele: Ich habe das zehn Jahre lang gemacht, jetzt machen das andere Leute.
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