Zischup-Interview
"Wenn Mama mal wieder betrunken ist…"
Etwa 2,5 Millionen Menschen trinken regelmäßig Alkohol und 1,5 Millionen Kinder haben alkoholabhängige Eltern. Ronja S.* (14) hat sich zu einem Interview bereit erklärt – und spricht mit Kristin Jost über ihre alkoholkranke Mutter.
Kristin Jost, 8b & Staudinger-Gesamtschule
Mi, 16. Nov 2011, 19:36 Uhr
Schülertexte
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Zischup: Was war der Auslöser dafür?
Ronja: Meine Mutter hat sich immer mehr Zeit für ihre Freunde genommen und da trinkt man auch mal etwas mehr. Aber der Hauptauslöser war eigentlich eher, dass sie öfter mit ihrem Lebensgefährten gestritten hat. Sie zog sich immer häufiger an ihren Lieblingsplatz zurück und versuchte den Frust durch den Alkohol zu vergessen.
Zischup: Wie bist du damit umgegangen?
Ronja: Eigentlich wusste ich gar nicht so richtig, wie ich damit umgehen sollte aber mein älterer Bruder war in dieser Zeit immer für mich da. Er hat mich unterstützt und zusammen haben wir versucht, eine Lösung zu finden und mit meiner Mutter zu reden.
Zischup: Was ergab sich aus diesen Gesprächen? Wie hast du mit deiner Mutter darüber gesprochen?
Ronja: Ich habe ihr erklärt, dass sie mich und meinen Bruder immer mehr vernachlässigt und wir sie immer weniger sehen. Sie könnte sich ja etwas Zeit für uns, aber auch für ihre Freunde nehmen.
Zischup: Wie hat deine Mutter darauf reagiert?
Ronja: Anfangs hat sie alles abgestritten und gesagt, sie würde uns nicht vernachlässigen. Sie würde nicht viel trinken und wir wären alt genug, um damit klar zu kommen. Als ich das Thema allerdings auch bei meinem Vater angesprochen habe, hielt er ein Gespräch mit meiner Mutter auch für notwendig. Nachdem auch mein Vater ihr ins Gewissen geredet hatte, wurde meiner Mutter einiges klar und sie versprach, sich zu bessern.
Zischup: Hat sie das Versprechen auch wirklich eingehalten?
Ronja: Anfangs war ich echt zufrieden. Sie kam nicht mehr so spät nach Hause und war oft gut gelaunt. Sie nahm sich Zeit für mich und meinen Bruder und fragte mich auch mal Vokabeln ab. Doch nach ein bis zwei Wochen ging alles wieder von vorne los und wir mussten aufs Neue mit ihr darüber sprechen.
Zischup: Gehst du jetzt anders mit diesem Thema um?
Ronja: Ja, ich habe begriffen, dass ich meiner Mutter ja nicht verbieten kann, sich mit Freunden zu treffen. Sie soll ihren Spaß haben, so wie ich meinen habe. Und jetzt bin ich auch älter und verstehe sie ein bisschen besser. Wenn sie mal wieder betrunken nach Hause kommt, was zum Glück nicht mehr oft vorkommt, dann sehe ich das gelassen. Ich denke, sie weiß, was sie tut.
Zischup: Hast du ein paar Tipps für Kinder mit dem gleichen Problem?
Ronja: Ein Gespräch hilft immer weiter. Und wenn deine Mutter beziehungsweise dein Vater nicht auf deine Worte hört, solltest du dich immer an den anderen Elternteil wenden und mit ihm darüber reden. Man findet immer eine Lösung.
Zischup: Vielen Dank für das Interview. Vielleicht hilft es anderen mit dem gleichen Problem weiter.
*Name von der Redaktion geändert
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.