Indonesien

Wenn der Rauch die Skyline verdeckt

Der Qualm, der in Indonesien durch Brandrodungen entsteht, zieht bis nach Singapur und Malaysia / Formel 1 fährt trotzdem.  

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Man kann die Hochhäuser nur noch erahn...schmutzung,  überdeckt ganz Singapur.   | Foto: dpa
Man kann die Hochhäuser nur noch erahnen: Der Haze, die alljährliche Luftverschmutzung, überdeckt ganz Singapur. Foto: dpa

SINGAPUR. Auf Sumatra und im indonesischen Teil Borneos kommt es jedes Jahr in der Trockenzeit zu schweren Waldbränden, die meist durch Brandrodungen verursacht wurden. Derzeit sind dort Hunderte Brandherde aktiv. Der Wind treibt die Rauchschwaden oft nach Singapur und Malaysia.

Malaysias Behörden haben wegen des Qualms bereits Schulen geschlossen. Der Luftraum über Indonesiens Kalimantan-Provinz musste wegen Rauchs für den Flugverkehr gesperrt werden. Aus Pekanbaru, der Hauptstadt der indonesischen Riau-Provinz, flohen Tausende Bewohner, nachdem der Pollutant-Standards-Index (PSI), der ab der Marke 100 als ungesund gilt, die Rekordzahl von 984 erreichte. Im blitzsauberen Singapur, das nur 280 Kilometer Luftlinie vom Brandrodungszentrum Riau entfernt liegt, stinkt die Luft wie das Innere eines Kamins.

Sogar das Rennen der Formel-1-Boliden am kommenden Wochenende in dem südostasiatischen Stadtstaat war zwischenzeitlich gefährdet. Der Grund: Dank des Haze, wie die alljährliche Luftverpestung aus Indonesien in Südostasien genannt wird, könnte der Aufenthalt für Zuschauer auf den Freilufttribünen gesundheitsgefährdend werden. Am Dienstag teilten die Organisatoren jedoch mit, das Rennen werde wie geplant stattfinden. Über die Smog-Werte werde durchgehend ausgiebig informiert, zudem stünden Atemschutzmasken bereit.

Sechs Wochen, bevor Ende November in Paris eine große Konferenz zum Klimawechsel der Vereinten Nationen beginnt, werden in Indonesien wieder einmal Wälder abgefackelt, als ob es keine Zukunft gebe. Etwa tausend Brandherde wurden Anfang der Woche dank Satellitenfotos in Riau auf Sumatra und in Kalimantan, dem indonesischen Teil von Borneo, identifiziert. Die Rauchfahnen steigen kilometerhoch in den Himmel und verpesten je nach Windrichtung weite Teile in Südostasien.

Bevor Indonesiens Präsident Joko Widodo vor etwas mehr als einer Woche persönlich das Zentrum der Brandrodungen besichtigte und tausend Soldaten zur Bekämpfung der Flammen in den Einsatz schickte, waren es nur 450. Am Montag ordnete das Staatsoberhaupt den Einsatz von weiteren 1600 Soldaten, 17 Hubschraubern und vier Spezialflugzeugen an. Sie sollen die Brände löschen, die entgegen seinen Anordnungen neu gelegt wurden.

Inzwischen wurde wegen des dichten Rauchs der Notstand in Kalimantan und Riau verhängt. "Das Feuerproblem hat einen kritischen Punkt erreicht. Unsere Nachbarländer protestieren bereits seit Jahren", sagt Luhut Pandjitan, Indonesiens Koordinationsminister für politische, legale und Sicherheitsangelegenheiten. Er versucht den Eindruck zu vermeiden, in der Hauptstadt Jakarta werde der Haze allenfalls mit Lippenbekenntnissen bekämpft: "Wir spielen nicht herum."

Allein in Riau mussten 26 000 Menschen behandelt werden

Dies ist freilich der Eindruck, den neben Umweltschützern auch betroffene Nachbarländer wie Singapur gewonnen haben. Der unternehmerfreundliche Stadtstaat änderte angesichts des Haze sogar seine Gesetze. Jetzt können indonesische Firmen wie Asia Pulp and Paper (APP), die besonders stark in Riau vertreten sind, in Singapur belangt werden, wenn sie Büros oder Bankkonten in dem südostasiatischen Stadtstaat unterhalten.

Bislang erwies sich die Änderung als Papierdrache. APP etwa behauptet, keine mit Feuer gerodeten Flächen zu nutzen, um Plantagen für seine gigantischen Fabriken anzupflanzen. Häufig werden Feuer mittlerweile von kleinen Firmen und Landwirten in der Nachbarschaft von Palmölplantagen und riesigen Baumschulen für Papiergewinnung gelegt.

Mit Hilfe von Satellitenaufnahmen wäre es gegenwärtig möglich, Schuldige zu belangen. Aber Jakarta weigert sich seit Jahren standhaft, Landkarten mit den eingetragenen Konzessionen zu veröffentlichen. Dabei leiden auch Indonesiens Einwohner. Laut Regierungsangaben mussten allein in Riau 26 000 Menschen wegen akuter, durch den ätzenden Haze verursachter Erkrankungen behandelt werden.

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