Wenn der Druck abfällt
Die des Dopings verdächtige Eiskunstläuferin Kamila Walijewa überzeugt in der Kurz-Kür.
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Von den spärlich besetzten Tribünen im Capital Indoor Stadium gab es Beifall und aufmunternde Rufe für Walijewa, als sie als 26. der 30 Starterinnen in einem fliederfarbenen Kleid das Eis betrat. Zum Klavierstück "In Memoriam" des russischen Komponisten Kirill Richter absolvierte Walijewa bis auf einen Wackler beim Dreifach-Axel sicher und dazu auch ausdrucks- und nervenstark ihr Programm, in dem sie ihre Dreifach-Kombination stand. Ein großes Medienaufgebot und Dutzende von Fotografen verfolgten am Dienstagabend jede Bewegung. Als die Wertung angezeigt wurde, schüttelte Walijewa auf der Bank neben der Eisfläche leicht den Kopf. Ihr Vorsprung ist nicht groß, Zweite ist die russische Weltmeisterin Anna Schtscherbakowa mit 80,20 Punkten vor der Japanerin Kaori Sakamoto mit 79,84 Punkten. Kommentieren wollte Walijewa ihren Auftritt unmittelbar danach nicht.
Nicole Schott blendete das Geschehen um Walijewa so gut wie möglich aus. "Es ist schade für unseren Sport, dass es so einen Skandal gibt", meinte sie. "Solche Schlagzeilen sind nicht förderlich." Viel tiefer wollte sie sich aber nicht mit der Causa auseinandersetzen: "Sie darf teilnehmen: kein Kommentar." Die sechsmalige deutsche Meisterin zeigte einen starken Auftritt. Mit 63,13 Punkten erkämpfte sie die beste Punktzahl in dieser Saison und qualifizierte sich als 14. locker für das Kür-Finale. "Ich bin in der Form meines Lebens", sagte die 25-Jährige.
Bei Walijewa hatte das Bangen um ihren Einzel-Start nach eigenen Worten Spuren hinterlassen. "Diese Tage waren sehr schwer für mich", hatte sie im russischen Staatsfernsehen einen Tag vor der Kurzkür zugegeben. Sie freue sich über das Urteil der Ad-hoc-Kommission des Internationalen Sportgerichtshofes (Cas) in Peking, sie laufen zu lassen. Nach dem Wirbel sei sie gleichzeitig aber auch "emotional müde", gestand sie weinend: "Das sind wahrscheinlich Tränen des Glücks, aber auch des Kummers."
Vor dem Beginn des Wettbewerbs hatte das Internationale Olympische Komitee weitere Details des Skandals öffentlich gemacht. Er könnte nach Darstellung der Anwälte der Eiskunstläuferin von der Medizin ihres Opas ausgelöst worden sein. Es sei zu einer "Verunreinigung mit einem Produkt gekommen, das ihr Großvater eingenommen hat", sagte IOC-Mitglied Denis Oswald unter Berufung auf die Rechtsbeistände der Russin in Peking. Dies sei Teil der Verteidigung Walijewas im Eilverfahren des Cas gewesen, fügte der Vorsitzende der IOC-Disziplinarkommission hinzu. Russischen Medien zufolge habe Walijewas Anwältin in der Cas-Anhörung darauf verwiesen, die Eiskunstläuferin könne aus einem Glas getrunken haben, das zuvor ihr Großvater genutzt habe. Dem widersprach der deutsche Dopingexperte Fritz Sörgel: "Die Menge für eine positive Dopingprobe kann nicht durch Speichel an einem Glasrand in den Körper gelangen."
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