Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr 2020
Wenn das Lächeln zum Geschenk wird
Eine kurzweilige Katzengeschichte, in der die kleinen Taten im Alltag groß herausgestellt werden.
Lena Kersten, Klasse 8a, Goethe-Gymnasium (Freiburg)
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Am Morgen des nächsten Tages lag sie auf dem Bürgersteig und beobachtete die Menschen. Eine Frau stieg in ihr Auto, wollte den Schlüssel in das Zündschloss stecken und – hielt inne. Vermutlich hatte sie irgendetwas vergessen, denn sie stieg aus und nahm ihre Tasche mit. Die Katze seufzte innerlich. Noch ein Fehler. Die Frau konnte sich immer noch nicht dazu aufraffen, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Doch da hatte sich die Katze ausnahmsweise getäuscht, denn die Frau ging zu ihrem Fahrrad und fuhr damit los. Das Auto ließ sie stehen. In einer Unterhaltung hörte die Katze sogar, dass die Frau ihren Flug nach Hawaii storniert hatte. Von ihren Freunden wurde sie als "Öko" bezeichnet, doch sie ließ sich nicht davon abbringen. Bald darauf sah die Katze sie und ihre Freunde zusammen mit dem Fahrrad fahren. Als sie in diesen Nächten zum Himmel schaute, erschien er ihr nicht mehr ganz so dunkel.
Einige Straßen weiter wohnte ein armer Mann. Er hatte wenig, doch das genügte ihm. Wenn er von der Arbeit kam, brachte er seiner Frau oft eine Blume oder eine andere kleine Überraschung mit. Das Lächeln seiner Frau war für ihn das größte Geschenk. Er hatte auch einen kleinen Garten, um den er sich kümmerte. Das machte er mit so viel Liebe und Hingabe, dass alle Menschen, die daran vorbeiliefen, staunend stehen blieben. Die Ausdauer, die er an den Tag legte, wenn es darum ging, Neues anzupflanzen oder Altes herzurichten, war bewundernswert. Seine Kinder, die in dem kleinen Garten herumtollten, sahen glücklicher aus als viele andere Kinder, die die Katze beobachtet hatte.
An diesem Abend brauchte sie gar nicht sehnsüchtig zum Nachthimmel emporschauen, um zu wissen, dass wieder ein paar Sterne mehr am Himmel zu entdecken waren.
Mit ihren drei Beinen humpelte sie zu ihrem Versteck. Einst war sie gierig und hochnäsig gewesen – wie viele Menschen. Das hatte sie ein Bein gekostet. Mit der Nase in der Luft war sie herumstolziert und hatte dabei das heranfahrende Auto nicht bemerkt. Die darauffolgenden Wochen und Monate hatte sie nur schwer überlebt und die Erinnerung war geprägt von Leid und Schmerz. Von dem Zeitpunkt an war sie ein Krüppel, ein unvollkommenes Geschöpf, von den Menschen ausgestoßen. Doch sie hatte weitergemacht, hatte nicht aufgegeben. Sie hatte mehr Stärke gezeigt, als sie es je für möglich gehalten hätte. Und nun war sie beinahe ein anderes Wesen. Eitelkeit, Stolz und Schwäche waren Weisheit, Ausdauer und dem Blick für die wichtigen Dinge im Leben gewichen. Trotz ihrer Einschränkung war die Katze dankbar für ihr Schicksal. Ihr Verlust war nichts im Vergleich zu dem, was sie erhalten hatte.
Glücklich blickte sie in den Nachthimmel, an dem mittlerweile wieder unzählige Sterne strahlten und die Welt in ihr magisches Licht tauchten. Man wird nicht zum Helden, wenn man große Kriege gewinnt, sondern indem man mit kleinen Taten im Alltag Gutes bewirkt und anderen eine Freude bereitet. Vielleicht war das Leuchten der Katze auf die Menschen übergesprungen – und so könnte es Positives auf der ganzen Welt verbreiten.
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