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Erziehung

Wenn das Kind "Scheiße" sagt: Wie Eltern darauf reagieren

  • dpa

  • Mi, 03. Juli 2024, 09:02 Uhr
    Liebe & Familie

     

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Schimpfwörter sind wie Zauberwörter – das merken schon die Kleinsten. Spricht man sie aus, ist einem Aufmerksamkeit sicher. Ist es vielleicht schlau, großzügig wegzuhören?

Kindermund: Für Kinder haben Schimpfwö...: Sie ziehen sofort Aufmerksamkeit an.  | Foto: Christin Klose (dpa)
Kindermund: Für Kinder haben Schimpfwörter die gleiche Wirkung wie Zauberworte: Sie ziehen sofort Aufmerksamkeit an. Foto: Christin Klose (dpa)
Wenn der Bruder nicht spurt, ist er für die kleine Schwester schon mal eine "Kack-Klobrille". Sagt Papa nicht gleich "Ja", ist er ein Scheiß-Papa. Und stürzt der Bauklötzchenturm ein, ist das "Kacksdreck!". Wenn kleine Kinder den Rohrspatzen geben, finden Eltern die Ausdrucksweise oft fragwürdig.

Dürfen Kinder denn nicht fluchen? Doch, sagen Forschende in der Apotheken-Zeitschrift "Eltern" (Ausgabe 7/2024). "Diese Wörter gehören einfach zum Spracherwerb", erklärt die Wiener Sprachwissenschaftlerin Oksana Havryliv, die zu Schimpfwörtern forscht. Ihr zufolge sollte es selbstverständlich sein, dass auch Kinder elementare Emotionen wie Wut, Zorn oder Trauer ausdrücken dürfen.

Bis zum vierten Geburtstag kaum Gefühl für Normen

Wer darauf mit einem "Das sagt man doch nicht" reagiere, erreicht in der Regel nichts. "Bis zum vierten Geburtstag haben Kinder kaum oder wenig Gefühl für Normen", sagt die Münchner Pädagogin Eliane Retz. Außerdem würde folgende Message hinter einer Zurechtweisung stecken: Es gibt Tabus, über die wir nicht sprechen.

Damit wäre gerade die Familie kein Ort, wo man sich angstfrei äußern kann. Mit fatalen Folgen: "Wenn es Wörter gibt, die ein Kind nicht sagen darf, ist es unter Umständen sprachlos, wenn es wirklich wichtig ist, weil ihm zum Beispiel etwas Schlimmes passiert ist", gibt Retz zu bedenken.

Mit der richtigen Taktik verlieren Schimpfwörter ihren Reiz

Die Expertinnen raten Eltern, sich bei fäkal-analen Wörtern zu entspannen. Das kindliche Interesse an Ausscheidungen gehöre zur Entwicklung. "Seien Sie bei diesen Wörtern großzügig", sagt Retz. Die Kollegin rät zu einer cleveren Gegentaktik: "Für Kinder sind Schimpfwörter Zauberwörter, mit denen sie sofort die Aufmerksamkeit der Erwachsenen gewinnen oder ihre Freunde zum Lachen bringen", so Havryliv. Reagiert man kaum oder gar nicht, verlieren die Kraftausdrücke schnell ihren Reiz.

Wenn die Fluchwörter zu sehr nerven, ist laut Retz mit einem "Okay, wenn du denkst, du musst mir das jetzt sagen, dann mach das ." auch schon alles gesagt. Kommt es öfter vor, wahrt man die eigene Grenze etwa so: "Du kannst das ein-, zweimal sagen. Aber wenn du mich ständig anschreist, habe ich auch keine Lust mehr, mit dir zu spielen."

Ressort: Liebe & Familie

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Kommentare (1)

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Aniela Schneider

12322 seit 15. Feb 2014

Schöön machen Sie das, liebe BZ.

Passt exakt zu Ihrem inhaltlichen Relaunch – weg vom schnöden (kommunal-)politischen Hick-hack-Alltag und hin zur angestrebten Mitte mit ‘Liebe & Familie‘ als Kernthema. Gibt’s eigentlich, wie früher, noch ‘Frau und Mutter‘ im Blätterwald? ‘S wär‘ ‘ne echte Fokussierung auf re-(k)reaktionäre Wertvorstelluungen.

Also, Ihr Mütter und Ihr noch-erziehende Väter, solang’s Euch noch gibt , Sch….e ist A-a. Oder Bäh.

– So ‘ne Kacke, aber auch..


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