Bildung
Weniger Smartphones an Schulen - Richtig oder falsch?
Tiktok auf dem Pausenhof und heimliche Chat-Nachrichten unter der Schulbank - das will das Land künftig mit strengeren Smartphone-Regeln verhindern. Was spricht dafür und was dagegen?
dpa
Do, 20. Mär 2025, 4:00 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Stuttgart (dpa/lsw) - Auch Erwachsene kennen das: Wenn das Smartphone in der Nähe liegt, kann es schwerfallen, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Bei Kindern ist das nicht anders - und an Schulen kann das nach Ansicht von Politikern und Experten weitreichende Folgen haben.
Kultusministerin Theresa Schopper will deshalb die private Nutzung von Smartphones an den Schulen im Land einschränken. Dafür plant die Grünen-Politikerin eine Änderung des Schulgesetzes, mit der die Schulen im Land verpflichtet werden sollen, sich eigene Regeln im Umgang mit Handys zu geben. Dafür bekommt die Ministerin Unterstützung von Wissenschaftlern, es gibt aber auch andere Stimmen. Ein Überblick:
Pro
Studien zeigten, dass allein die Anwesenheit von Smartphones große Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit haben kann, sagt Joachim Bauer, der als Professor für Psychiatrie an der Uni Freiburg lehrte und seit vielen Jahren Lehrkräfte weiterbildet. Die Wissenschaft nenne das Energieabfluss aus dem Gehirn. In Studien habe man Testpersonen leichte bis mittelschwere Rechen- und Schreibaufgaben lösen lassen. "Wenn das Handy außer Reichweite war, hatten die meisten erwartungsgemäß gute Testergebnisse", erklärt Bauer.
Habe sich das Gerät dagegen im Rucksack am Tisch befunden, seien die Aufgaben bereits deutlich schlechter gelöst worden. "Wenn das Handy abgeschaltet auf dem Tisch lag, reichte allein die pure Präsenz aus, eine massive Minderung der Qualität der Aufgabenerledigung zu verursachen." Das bekomme er bei seinen Fortbildungen von Lehrkräften berichtet: Seien Handys im Unterricht präsent, zögen sie Aufmerksamkeit ab.
Kultusministerin Schopper führt zudem weitere negative Folgen wie Cybermobbing und soziale Vereinsamung als Gründe für die strengeren Regeln an. Auch diese Probleme können aus Bauers Sicht mit strengeren Smartphone-Regeln angegangen werden. An Schulen, die es geschafft hätten, den Gebrauch von Handys auch etwa in den Pausen zu verbannen, sehe man, dass die Kinder wieder miteinander reden würden anstatt allein oder gemeinsam Videos auf dem Bildschirm anzuschauen.
Auch von Lehrerverbänden bekommt die Kultusministerin Rückendeckung für ihre Pläne. Es sei zu begrüßen, wenn es klare und einheitliche Regeln von der Schulverwaltung gebe, sagt Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). "Bisher müssen die Schulen dies individuell regeln, was regelmäßig zu größeren Diskussionen mit der Schüler- und Elternschaft führt."
Kontra
Das sehen jedoch nicht alle Lehrergewerkschaften so. Die Bildungsgewerkschaft GEW bezweifelt zum Beispiel, dass es einheitliche Regeln überhaupt braucht. "Es braucht keine schulgesetzlichen Regelungen", sagt die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein. Die Schulen hätten die Handynutzung schon auf dem Schirm. "Ich war bislang in keiner Schule, die bei dem Thema noch keine klaren Regeln formuliert hat."
Auch Schülerinnen und Schüler sind eher skeptisch und halten strengere Regeln je nach Ausgestaltung für falsch oder nur schwer umsetzbar. Vor allem im ländlichen Raum wäre es ein Problem, wenn die Schüler keine Handys mehr mit in die Schule bringen dürften. "Was passiert dann, wenn etwa der Bus ausfällt?", sagt Joshua Meisel, Vorsitzender des Landesschülerbeirats. Für viele Schüler biete ein Smartphone ein gewisses Sicherheitselement. "Dann kann ich mich bei meinen Eltern oder anderen Verwandten melden." Ein Verbot, das Gerät mit in die Schule zu bringen, kann das Ministerium einem Sprecher zufolge aber gar nicht aussprechen.
Wenn man es weiter mitnehmen dürfe, es aber während des Unterrichts abgeben müsse, stelle sich die Frage, wer dafür hafte, dass das Gerät nicht verschwinde.
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