Weltliteratur, die man auf keinen Fall fürchten muss
Der Klassiker "1984" ist noch immer spannend zu lesen - und er hat mit dem "Großen Bruder" Pate gestanden für "Big Brother".
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Der 1949 erschiene Welterfolg des 1903 geborenen, englischen Autors entwirft das düstere Zukunftsbild eines totalitären, durchorganisierten Terrorsystems, dem Menschen hilflos ausgeliefert sind. Rund um die Uhr werden sie über "Televisoren" und versteckte Mikrofone überwacht, jeder Verdacht auf Untreue, jedes verräterische Wort kann zu einer Verhaftung durch die Gedankenpolizei führen. Nachrichten, Informationen und Statistiken werden zugunsten des "Großen Bruders", des gottähnlichen Parteiführers, gefälscht, geschönt, erfunden.
Die Menschen sind zu einem Leben in Isolation, Einsamkeit und zum Verzicht auf jedes Stück persönliche Freiheit verdammt, denn selbst die Kinder verraten nicht selten die eigenen Eltern. Nur den "Proles", der armen und ungebildeten Unterschicht, ist eine gewisse Selbständigkeit vergönnt. Der Held des Buches ist Winston Smith, ein einfacher Angestellter der "Partei fortgeschrittenen Alters", der sich erst mental, dann physisch gegen das brutale System auflehnt. Er beginnt, seine Umgebung und ihre Struktur kritisch zu beurteilen und nach einer Möglichkeit zu suchen, um die Staatsmacht zu brechen. Seine Gedanken vertraut er einem Tagebuch an - ein höchst gefährliches Unterfangen. Und nicht nur das: da ist auch die Liebesbeziehung zur lebenshungrigen und rebellischen Julia, eine Beziehung, für die es keine Hoffnung gibt. Die angebliche Untergrundorganisation, der das Paar beitreten möchte, erweist sich als eine von der Partei organisierte Falle, die Winston zum Verhängnis wird.
Und beide, Winston und Julia, bezahlen ihre Suche nach Liebe und Wärme und ihr zum Scheitern verurteiltes Aufbegehren mit dem Tod. Der politische Roman "1984", der unter dem Eindruck des Nazismus, des Faschismus und des Stalinismus entstand, ist ein wichtiges Werk von hohem sprachlichen Niveau und anhaltend berührender Aussagekraft. Weltliteratur, die man auf keinen Fall fürchten muss.
Dass das reißerische Doku-Format "Big Brother" nach dem "Großen Bruder" in diesem Klassiker benannt ist, macht übrigens Sinn: im Roman wie in der Sendung ist die Überwachungskamera allgegenwärtig.
Antonia Kurz
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