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Fernsehgebühren

Warum Millionen Mieter ab Montag einen eigenen TV-Vertrag brauchen

  • dpa

  • So, 30. Juni 2024, 10:00 Uhr
    Wirtschaft

     

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Ab Montag dürfen Vermieter die TV-Kosten nicht mehr über die Nebenkosten auf die Mieter umlegen. Wer weiter fernsehen möchte, muss einen eigenen Vertrag abschließen. Wird es für Mieter damit teurer?

Die Regeln für TV-Gebühren ändern sich.  | Foto: Britta Pedersen (dpa)
Die Regeln für TV-Gebühren ändern sich. Foto: Britta Pedersen (dpa)

Vier Jahrzehnte lang gab es das Nebenkostenprivileg: Zuletzt gut zwölf Millionen Mieter zahlten die Kosten für das Kabelfernseh-Signal über die Betriebskosten. Der Mieter musste sich um nichts kümmern – das war praktisch, zumal der Monatspreis mit einem einstelligen Euro-Betrag recht niedrig war. Denn: Jeder Mieter eines Hauses machte mit, der Vermieter bekam einen dicken Mengenrabatt. Aber manche Mieter wollten sich die Kabelkosten lieber sparen.

Was ändert sich?

Ab Juli dürfen die Vermieter die TV-Kosten nun nicht mehr auf die Mieter umlegen. Die Mieter, die bislang über die Nebenkosten bezahlt haben, müssen eigene vertragliche Wege gehen. Als Alternativen zu den Kabelbetreibern Vodafone und Tele Columbus bieten sich Online-Dienste wie Magenta TV von der Telekom sowie Waipu und Zattoo an, auch Antennen-Fernsehen und Satellitenschüsseln sind Optionen – vorausgesetzt, der Vermieter erlaubt die Schüsseln am Balkon oder auf dem Dach. Der Mieter muss also einen eigenen Vertrag abschließen oder bei einem neuen Vertragskonstrukt von Vodafone mitmachen, bei dem der Mieter mitmachen kann, aber nicht muss. Bezahlen tut er das separat zur Miete.

Droht ein schwarzer Bildschirm?

Jein. Das Fernsehsignal wird nicht direkt abgestellt, nur weil der Sammelvertrag nicht mehr gilt, heißt es von Vodafone. Zugleich erhöhen die Anbieter aber den Druck. Man habe Mieter über die gesetzliche Änderung informiert, sagt Deutschlandchef Marcel de Groot. Aber: "Wo Mieter sich trotz mehrmaliger Kontaktaufnahme gegen einen Kabel-TV-Anschluss entscheiden, werden wir auch Anschlüsse abklemmen."

Für die Anbieter war das Nebenkostenprivileg ein Bremsklotz – nun ist der Wettbewerb entbrannt. Platzhirsch Vodafone muss Einbußen hinnehmen, im ersten Quartal 2024 sank die Zahl der TV-Kunden um 650.000 auf 11,8 Millionen. Etwa zwei Drittel davon sind Mieter, die vom Nebenkostenprivileg betroffen sind. Vodafone und Tele Columbus versuchen, die Nutzer mit neuen Verträgen zu halten. Ein Gewinner ist die Telekom, auch wenn die Zugewinne bisher übersichtlich sind. Finanzchef Christian Illek verweist auf Kabel-Abschneider: "Leute, die sagen, ich brauche das Ganze gar nicht mehr, und die nehmen überhaupt kein TV mehr, sondern nur noch Streaming-Angebote". Dadurch schrumpft der Fernsehmarkt.

Wird es für Mieter nun teurer?

Vermutlich ja. Bei Vodafone lag die Preisspanne bei sieben bis neun Euro pro Monat, künftig sind es laut Firmenangaben acht bis zehn Euro – vorausgesetzt, es wird eine neue Vereinbarung genutzt, die eine gewisse Menge an Abnehmern enthält. Als Einzelkunde muss man bei Vodafone monatlich knapp 13 Euro berappen. Beim Streaming-Anbieter Zattoo kostet der günstigste Tarif 6,49 Euro, bei Waipu 7,49 Euro. Für beide Online-Dienste ist ein separater Internetvertrag nötig, der bei Magenta TV über die Telekom inbegriffen sein kann.

Was sagen Verbraucherschützer?

Grundsätzlich begrüßen sie das Ende des Nebenkostenprivilegs, schließlich bekommen Mieter so eine Wahlfreiheit bei der Fernsehnutzung. Allerdings warnen Verbraucherschützer vor unseriösen Vertrieblern, die an der Tür klingeln und den Mieter zur Unterschrift drängen. "Manchmal wird vorgegaukelt, der Mieter müsse jetzt schnell einen Vertrag unterschreiben, ansonsten falle Fernsehen und Internet weg – obwohl das gar nicht stimmt, man kann auch später unterschreiben und sich erst einmal anderweitig informieren", heißt es von der Verbraucherzentrale NRW.

Ressort: Wirtschaft

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Kommentare (3)

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Norbert Riegler

8771 seit 17. Apr 2018

„… auch Antennen-Fernsehen und Satellitenschüsseln sind Optionen“ — Aber nicht im Wiesental und am Hochrhein, jedenfalls was das Antennenfernsehen betrifft. Da haben die Rundfunkanstalten vor ein paar Jahren die Sender einfach stillgelegt. Die Schweizer sogar landesweit …

„Als Einzelkunde muss man bei Vodafone monatlich knapp 13 Euro berappen.“ — Das gilt wohl für Einzelkunden, die bisher gar kein Kabelfernsehen von Vodafone (früher Unitymedia) hatten oder in einer kleinen Wohnanlage wohnen. Für Bewohner einer großen Wohnanlage ist es billiger, um den konkreten Betrag zu erfahren, muss man aber die genaue Adresse angeben. Ich zahle als Einzelkunde künftig mit 9,99 €/Monat sogar etwas weniger als bisher.

Martin Benz

1927 seit 5. Feb 2018

ach was haben wir gelacht


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