Fußball
Warum der FC Basel nach Krisen und Skandalen wieder oben angreifen kann
Nach Jahren der Krise hat sich der FC Basel in dieser Spielzeit in der Schweizer Super League konsolidiert und kann in der kommenden Saisonphase oben angreifen. Wie hat man das am Rheinknie geschafft?
Sa, 9. Nov 2024, 11:30 Uhr
FC Basel
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In diesen tristen nebligen Novembertagen sticht in der Nordwestschweiz etwas Ungewöhnliches hervor. Etwas, das man beim ersten Hinsehen – oder genauer – beim ersten Hinhören nicht hört. Und zwar, weil es eigentlich nicht hörbar ist: Ruhe. Denn beim FCB der Schweiz erleben sie gerade verhältnismäßig ruhige Wochen. Nach Jahren der Unruhe und der Suche nach Identität scheinen sie bei den Fußballern des FC Basel gerade recht zufrieden zu sein.
Nur drei Punkte zur Tabellenspitze: Das gab es so lange nicht
Der Traditionsverein spielt im Nachbarland um die Meisterschaft. Den aktuellen Vierten trennen momentan nur drei Punkte von der Tabellenspitze. Das Spitzenquintett aus Zürich, Lugano, Servette, den Baslern und Luzern kämpft heuer so vehement wie lange nicht um die Tabellenführung und die Meisterschaft bei den Eidgenossen. Am Rheinknie macht sie das glücklich, denn das gab es so lange nicht. Nach dem 5:0-Kantersieg im heimischen St. Jakob-Park gegen den FC Winterthur gab Trainer Fabio Celestini jüngst zu Protokoll: "Nach diesem Erfolg in einem Schlüsselspiel sind wir sehr zufrieden."
Zur Erklärung: Zuvor hatten die Rotblauen einen Rückschlag (2:3) gegen den strauchelnden Meister YB Bern hinnehmen müssen. Doch anstatt wie in den Vorjahren in einen Negativstrudel zu geraten, schlug das Celestini-Team eindrucksvoll zurück. Rückkehrer Xherdan Shaqiri führte quirlig und spielfreudig Regie, und besonders Neuzugang Bénie Traoré glänzte beim Kantersieg mit zwei Toren. Trainer Celestini bekannte hinterher: "Er hat sein vielleicht bisher bestes Spiel für uns gemacht." Angesichts der Comeback-Qualitäten vom Wochenende wähnen sie sich im Joggeli nach turbulenten Jahren auf dem richtigen Weg. Denn der FCB war einst das Nonplusultra der Schweiz. In den 2010er Jahren holten die Nordwestschweizer acht nationale Titel in Serie, in der Champions League stieß der Club mehrmals bis ins Achtelfinale vor, in der Europa League 2013 dann sogar bis ins Halbfinale.
Seit 2018 war der Wurm drin
Doch seit die Young Boys Bern 2018 die Meisterschaft gewannen, war beim einstigen Branchenprimus der Wurm drin. Vor allem aber häuften sich die Negativschlagzeilen: Die Einführung einer E-Sport-Abteilung sorgte für Unruhe, die Investition beim indischen Spitzenklub Chennai City stieß auf Widerstand – und als die Fußballerinnen des Vereins bei der 125-Jahrfeier Tombola-Lose verkaufen und Stullen schmieren mussten, passte das ins Gesamtbild eines Vereins, der von einem in den nächsten Skandal stürzte.
Beständigkeit suchte man in Basel daher lange ohne Erfolg. Seit die zweijährige Ägide von Trainer Marcel Koller 2020 endete, kamen und gingen acht Trainer. Auf Ciriaco Sforza folgte Patrick Rahmen. Ein halbes Jahr trainierte dann Guillermo Abascal den Verein, im Anschluss Alexander Frei, danach Heiko Vogel. Timo Schultz blieb keine drei Monate, bevor wieder Vogel übernahm. Vor einer Woche nun hat der aktuelle Coach Fabio Celestini sein Einjähriges beim FCB gefeiert.
Der Schweizer hat Ruhe in seinen Club gebracht. Auch weil er selbst für Ruhe steht. Geduld ist für ihn ein zentraler Wert. Bei Dienstantritt sagt er in der NZZ: "Für mich ist Geduld wichtig. Und Geduld droht heutzutage immer mehr abhandenzukommen." Celestinis Ausgeglichenheit und Gelassenheit steht den Baslern gut zu Gesicht.
31 Treffer in der Super League
Doch während Celestini im Umgang mit Spielern ein ruhiges Gemüt nachgesagt wird, hat er auf dem Platz ein klares Ziel: "Ich will dominant sein, mit und ohne Ball." Für diesen Ansatz hat er in Rückkehrer Shaqiri ein wichtiges Puzzlestück hinzubekommen. Und siehe da: Auf Celestinis Dominanz-Ansatz fußend, ist eine Tor-Maschinerie entstanden: 31 Treffer hat der FCB in der Super League schon markiert, kein Konkurrent trifft auch nur ansatzweise so häufig.
Und so verleiht ihnen die Offensivlust in der Nordwestschweiz derzeit große Zuversicht. Der FC Basel scheint bereit für die Rückkehr an die Spitze. Nur laut aussprechen will das nach den Jahren der Flaute noch keiner.
Xherdan Shaqiri: Der Kleinste überragt alle
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