Kirche
Vorstand des Freiburger Domchors tritt wegen Streits zurück
Der Konflikt um die Kündigung des Freiburger Domkapellmeisters eskaliert weiter. Nun ziehen wichtige Funktionäre in der Freiburger Dommusik einen Schlussstrich.
dpa
Fr, 17. Jan 2025, 15:00 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Freiburg (dpa/lsw) - Im Streit um die Kündigung des Freiburger Domkapellmeister Boris Böhmann ist der Vorstand des Domchors geschlossen zurückgetreten. Er sieht laut einer Mitteilung keine Grundlage mehr für eine Zusammenarbeit, nachdem eine Anfrage des Domchors für ein baldiges Gespräch mit der Diözesanleitung demnach abgewiesen wurde.
"Die Weigerung mit uns zu sprechen, ist umso irritierender, als Erzbischof Stephan Burger noch in seiner Silvesterpredigt an die Chöre gewandt erklärt hatte: "Wir brauchen Sie alle"", hieß es in der Erklärung.
Der Domfabrikfonds, der Träger der Dommusik in Freiburg, erklärte, dass man die Begründung für den Rücktritt nicht nachvollziehen könne. "Denn selbstverständlich besteht grundsätzlich eine Offenheit für einen guten Austausch." Es sei bei der Absage lediglich um den Zeitpunkt gegangen: Aus Sicht des Domfabrikfonds könnten Aufarbeitung und konstruktiver Dialog erst dann beginnen, wenn die arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen beendet seien und nicht mehr zugleich öffentlich und emotional gegen Verantwortliche agiert werde.
Zukunft des Domchors ungewiss
Dem Domkapellmeister war zu Ende Februar dieses Jahres gekündigt worden - das gilt als Hintergrund der Spannungen. Mit Verweis auf den Datenschutz nennt das Erzbistum keine konkreten Gründe für die Entlassung Böhmanns. Es habe jahrelang Auseinandersetzungen gegeben, daher sei der Schritt nötig gewesen.
Nach einem Eklat an Heiligabend, als Burger wegen langanhaltenden Applauses den Gottesdienst und eine Live-Übertragung im Internet unterbrach, wurde Böhmann als Leiter der Domsingschule vor Silvester freigestellt. Auch daraufhin gab es mehrere Protestaktionen von Unterstützern. Eine Petition im Internet zum Verbleib Böhmanns im Amt zählt bisher rund 3.800 Stimmen.
Die Entscheidung des Domchor-Vorstands betrifft den Angaben zufolge nicht die Mitgliedschaft der Sängerinnen und Sänger im Chor. "Es wird sich zeigen, ob und wie viele Chormitglieder nach der Kündigung und Freistellung von Domkapellmeister Professor Boris Böhmann im Domchor weitersingen werden", teilten die sechs Vorstandsmitglieder um Christel Hoping mit. Wie sich der Chor nun organisiert, ist fürs Erste allerdings unklar.
Gespräch mit Eltern der Domsingknaben
Die Elternvertreterinnen der Domsingknaben hatten wegen des Streits um Böhmann schon angekündigt, ihre Kinder vorerst nicht mehr in die Domsingschule zu schicken. Nach einem Treffen mit Weihbischof Peter Birkhofer, der in seiner Funktion den Erzbischof bei seiner Arbeit unterstützt und in Freiburg für die Dommusik zuständig ist, teilten sie am Mittwoch mit: "Das Vorgehen des Erzbistums in den letzten Wochen hat Vertrauen zerstört und unsere Kinder und Familien zutiefst belastet."
Die Bistumsleitung wolle Maßnahmen ergreifen, um die Kinder zu unterstützen. "Es wurde allerdings kein Zeithorizont aufgezeigt", teilten die Frauen mit.
"Es ist allen klar, dass es ohne Aufarbeitung keinen tragfähigen Neubeginn geben wird", hieß es in der Erklärung weiter. "Die Elternschaft der Domsingschule fordert von der Bistumsleitung Verantwortung zu übernehmen und sich intensiv und konstruktiv mit den berechtigten Anliegen und den Sorgen der Kinder und Jugendlichen glaubhaft auseinanderzusetzen." Das Gespräch könne als erster Ansatz dahingehend gesehen werden.
Hingegen erklärte der Träger der Dommusik in Freiburg, nachdem das Gespräch zwischen Vertretern des Domfabrikfonds und den Elternvertreterinnen in einer konstruktiven Atmosphäre stattgefunden habe und mit konkreten Absprachen geendet hatte, habe der Domfabrikfonds den Rücktritt der Elternvertretungen der Domsingknaben zur Kenntnis genommen. Der Träger habe die Elternvertretungen bei den Domsingknaben eingeführt und werde auch dafür Sorge tragen, dass es auch in der interimistischen Zeit eine Elternvertretung gebe.
© dpa-infocom, dpa:250117-930-347173/2