Violas innerer Sturm

In Annette Herzog und Katrine Clantes "Pssst!" eröffnet sich ein ganzer Teenagerkosmos.  

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Das ist Viola, doppelt.    | Foto: verlag
Das ist Viola, doppelt. Foto: verlag
Auf einem Zettel aus Karopapier steht ein handgeschriebenes "Pssst!", drumherum wuchert ein Pinnwand-Sammelsurium aus Fotos, Zeichnungen, Erinnerungsstücken. Mittendrin schält sich ein halbwüchsiges Mädchen mit zerzausten Haaren aus dem Schlafsack wie aus einem Kokon. Intensiv blickt sie dem Leser in die Augen. Schon das Cover dieser Graphic Novel ist eindrücklich und ein Konzentrat des Inhalts: Die Protagonistin gibt offenherzig Einblick in ihr Denken und Fühlen – an der empfindlichen Schwelle zwischen Kindsein und Erwachsenwerden.

Dabei lässt die 1960 in Potsdam geborene Annette Herzog ihre Viola nicht in jenem schnoddrig-frechem Ton erzählen, den man von Comicromanen kennt, sondern mit einer sehr persönlichen Stimme, Sensibilität und robust-trotzigem Galgenhumor. In zwölf Kapiteln eröffnet sich ein ganzer Teenager-Kosmos. Da geht es um existentielle philosophische Fragen wie: Wo komm ich her? Was wäre, wenn ich eine andere wäre? Wer bin ich eigentlich? Da geht um Erinnerungen, Erfahrungen, Rückschläge, Ängste, Zukunftsfantasien und Sehnsüchte, aber auch um Cool- und Beliebtsein, Jungs, Pickel oder Klamotten.

Wort und Bild sind dicht und originell verwoben. Violas innerer Sturm wird von der dänischen Illustratorin Katrine Clante fantastisch bebildert: mit Comicpanels, aber auch mit Schnipselcollagen, Fotowänden aus Violas Kindheit, illustrierten Listen und Tagebucheinträgen – und einem Bogen mit Papierpuppe samt Kleidern. Violas Metamorphose wird in Schautafeln wie aus einem alten Naturkundebuch präsentiert.

Ein spannend gestaltetes und dabei sehr zartes – bereits mehrfach ausgezeichnetes – Buch, das all denen Mut machen will, die sich gerade himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt aus ihrem Kinderkokon wursteln.

Annette Herzog, Katrine Clante: Pssst! Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2016.

96 Seiten, 14 Euro. Ab 10
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