Verständigung und Freundschaft am Ort des Verbrechens
80 Jahre ist es her, seit auf dem Rammersweirer Talebuckel ein Kriegsverbrechen begangen wurde. Daran erinnerte am Jahrestag, dem 6. Dezember, eine würdige deutsch-französische Feier vor Ort.
Bernd Grether
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Als Widerstandskämpfer gegen die Nazis waren sie im Elsass inhaftiert und dann wegen der heranrückenden Front ins Gefängnis nach Offenburg überstellt worden. Auf dem heutigen Naturschutzgebiet Talebuckel in Rammersweier machte ein brutales Gestapo-Kommando ihrem Leben per Genickschuss ein Ende. Die Täter konnten ohne Gerichtsverhandlung ungestraft eine solche grausame Liquidierung vornehmen. Lokalhistoriker wie Hans-Peter Goergens haben inzwischen zahlreiche Details über die Täter und die Tat recherchiert.
1994 konnte der damalige Rammersweirer Ortsvorsteher Gerhard Hurst zum ersten Mal eine Delegation aus Vieux Thann begrüßen, die am 50. Jahrestag an die elf Opfer aus Thann und Umgebung erinnern wollte. Aus der damaligen Gedenkveranstaltung erwuchs dann der Wunsch nach einer Jumelage der beiden Orte. 2003 konnte offiziell die Partnerschaft gefeiert werden.
Ortsvorsteher Trudpert Hurst und sein Ortschaftsrat zeigten sich hoch erfreut, dass zum runden Gedenktag wiederum ein Bus voller Freunde aus dem Elsass angereist war, an der Spitze Bürgermeister Daniel Neff aus Vieux Thann und sein Gemeinderat. Denn Freunde sind die Menschen aus der Partnerstadt inzwischen geworden, das merkte man an den herzlichen Umarmungen zur Begrüßung.
Angesichts der momentanen Kriege sah Hurst darin ein positives Zeichen dafür, dass man aus der Geschichte lernen könne. Frieden sei allerdings kein Selbstläufer, mahnte er, es erfordere "Mut, Offenheit und den Willen, Konflikte durch Gespräche und nicht durch Gewalt zu lösen". Die Gedenkstätte am Talebuckel sei deshalb ein wichtiges Mahnmal.
So sah es auch Bürgermeister Daniel Neff in seiner Ansprache. Die große Mehrheit der Deutschen und Franzosen hätte verstanden, dass man den Gang der Geschichte ändern könne. Die Freundschaft zwischen den damaligen Feinden sei ein positives Beispiel für die Zukunft, "Wir sind ein Beispiel", sagt er. Es sei ein wahrhaftes Glück, sich angesichts globaler Gräueltaten regelmäßig in Rammersweier und Vieux Thann zu einem Fest der Verbrüderung zu treffen.
Dekan Matthias Bürkle würdigte in seiner Ansprache die Taten der Widerstandskämpfer und der Befreier. Frankreich und Deutschland könnten heute dank ihres mutigen Einsatzes in Frieden leben. Mit den Worten des Psalms 8 appellierte der katholische Geistliche, der gemeinsam mit Pfarrer Marc Schmitt der Feier einen spirituellen Rahmen gab, an alle, die Würde des Menschen als Gottes Ebenbild zu achten und zu bewahren.
Die gemeinsame Erinnerung an einen sinnlosen und grausamen Krieg, an Hass und Zerstörung sollte eine Mahnung an die Gegenwart sein, sich verstärkt für den Frieden zwischen den Ländern einzusetzen. Darin waren sich die drei Redner einig. Und da wollte selbst das Wetter nicht zurückstehen. Über dem "reizvollen Talebuckel-Hügel", "diesem lieblichen Hügel des Talebuckel", wie Daniel Neff so schön formulierte, wehte ein sanfter Wind die Wolken weg und lockte wärmende Sonnenstrahlen hervor, die zusammen mit dem warmen Klang der Klarinette Claus Friedrichs den ehemals so grausamen Ort zu einer Idylle der Verständigung und der Freundschaft machten.
Kommentare
Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.
Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren