Mitarbeiterführung
Unternehmen, die mit Fehlern konstruktiv umgehen, haben mehr Erfolg
Mitarbeitende motivieren, Kreativität fördern, im Wettbewerb punkten: Es gibt gute Gründe für Firmen, am Umgang mit Fehlern zu arbeiten. Doch oft hapert es dabei. Manchmal sogar in der Führungsetage.
dpa
Mo, 10. Feb 2025, 16:00 Uhr
Wirtschaft
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![Bei der Firma Anton Debatin GmbH arbei...leiter, an einem "IdeenPool" | Foto: Uli Deck (dpa) Bei der Firma Anton Debatin GmbH arbei...leiter, an einem "IdeenPool" | Foto: Uli Deck (dpa)](https://ais.badische-zeitung.de/piece/18/62/b8/1a/409122842-w-640.jpg)
Zweimal im Monat bespricht Sabine Rudek mit Schichtführern die Vorschläge am "IdeenPool". Mit Magneten können die Mitarbeitenden des Verpackungsherstellers Anton Debatin an dieser Tafel Karten mit Vorschlägen hinterlassen, wie Abläufe verbessert, wie Fehler behoben werden könnten. Magnetische Schildchen zeigen den Fortschritt an: "neu", "läuft" und "erledigt". Mal geht es um Reparaturen an Maschinen, mal komplexer um Abläufe in der Kommunikation. Vor allem Reklamationen seien ein wichtiges Thema, sagt Rudek. Die Firma in Bruchsal bei Karlsruhe fertigt Verpackungen beispielsweise für Medizinprodukte, Geld oder Beweismittel.
Der "IdeenPool" ist nach Worten von Geschäftsführer Thomas Rose Teil einer positiven Fehlerkultur. Wer ein Problem sieht, kann es hier zwar benennen – soll aber gleich einen konstruktiven Vorschlag zur Verbesserung machen. Im Team werde dann besprochen, ob auch andere das Problem sehen und es vielleicht bessere Lösungswege gibt, erklärt er. "Wir wollen Fehler nicht als Kritikpunkt verstehen, sondern als Chance." Wichtig sei, aus Fehlern zu lernen.
Es ist wichtig, dass sich Arbeitgeber um ihre Mitarbeitenden kümmern
Positive Fehlerkultur in Unternehmen gewinnt an Bedeutung. 51 Prozent der befragten Führungskräfte gaben in einer Studie der Unternehmensberatung EY an, bei mangelnder Fehlerkultur sei die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens infolge zu geringer Innovationstätigkeit in Gefahr. 44 Prozent sahen die Demotivation der Mitarbeitenden als Gefahr.
Auch Debatin-Chef Rose betont, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und der angespannten Lage am Wirtschaftsstandort Deutschland sei es wichtig, dass sich Arbeitgeber um die Mitarbeitenden kümmern. "Wir brauchen die Menschen, die aus Überzeugung für das Unternehmen arbeiten und für die Produkte jeden Tag aufstehen." Und es müsse Raum geschaffen werden, Dinge beiderseitig offen und auf Augenhöhe anzusprechen. Es gehe um Wertschätzung, sagt Steffen Oechsle, der mit der Firma Achtwert unter anderem Führungskräfte berät. Mitarbeitende sollten sich trauen können, Fehler einzugestehen – ohne etwa eine Abmahnung befürchten zu müssen. Wer Angst habe, Fehler zu machen, sei blockiert und weniger kreativ.
Lieber keine Fehler vertuschen
Toleranz gegenüber Fehlern sei kein Freibrief, schlampig zu arbeiten, betont Oechsle. "Es geht schon darum, Fehler zu vermeiden. Es soll kein Kuschelzoo werden." Er rät: "Signalisieren Sie Ihrem Team klar, dass der Versuch, Fehler zu vertuschen, ein viel größerer Vertrauensbruch ist, als wenn etwas schiefgeht."
Doch laut einer im vergangenen Sommer veröffentlichten Umfrage der Axa-Versicherung trauen sich 44 Prozent der jungen Erwachsenen unter 25 Jahren nicht, einen Fehler im Job offen zuzugeben. Knapp ein Viertel der Befragten befürchte negative Konsequenzen, wenn ein Fehler offengelegt würde. Und: "Je jünger die Befragten, desto schwerer fällt es ihnen, sich Hilfe und Unterstützung zu holen." Die Gruppe der 25- bis 44-Jährigen zeige sich besonders sensibel für mögliche Konsequenzen nach Fehltritten und Misserfolgen: 61 Prozent von ihnen stimmte demzufolge der Aussage "Nach Missgeschicken und Fehlern plagt mich ein schlechtes Gewissen" zu.
Führungskräften kommt eine Vorbildrolle zu
Gerade Führungskräften komme beim Thema Fehlerkultur eine Vorbildrolle zu, sagt Berater Oechsle. Das Problem dabei: Im "Fehlerkultur Report 2023" von EY, der ESCP Business School und der Hochschule Hamm-Lippstadt gaben 64 Prozent der befragten Führungskräfte an, in den beiden Vorjahren eigene Fehler gar nicht oder nur teilweise zugegeben zu haben. Bei Angestellten waren es 43 Prozent.