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Glosse

Der Sport kennt derzeit nur einen Slogan: Weg mit den Frauen!

Frauen werden im Sport zunehmend abgeschafft – zumindest die leichtbekleideten vor Siegerpodesten und Rennautos. Das finden die Sportler gar nicht sexy, doch werden sie es aushalten müssen.  

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Auch „Schumi“ hatte seine Girls.  | Foto: dpa
Auch „Schumi“ hatte seine Girls. Foto: dpa
Irgendwie waren sie immer da, die Frauen beim Sport. Und wir sprechen in diesem Fall nicht von Athletinnen. Gemeint sind die knapp bekleideten Damen am Streckenrand, auf dem Siegerpodest oder im Boxring. Sie hielten Tafeln oder Flaggen hoch, lächelten und – was taten sie eigentlich noch? – also, sie waren eben einfach da. Doch nun müssen sie weg. Zumindest finden das immer mehr Sportveranstalter. Seit dieser Saison gibt es in der Formel 1 keine Grid Girls mehr, das waren die Frauen, die mit Namens- und Startnummer-Schildern vor den Piloten posierten. Und in der vergangenen Woche verabschiedete das Pariser Stadtparlament eine Vorlage der Stadträtin Fadiha Mehal, die vorsieht, die Begrüßung des Tour-de-France-Gewinners durch Frauen am Siegerpodest abzuschaffen. Also kein Küsschen rechts, kein Küsschen links mehr auf die Backe.

Grid-Boys würden zumindest zur Tradition der Vereinigten Staaten passen

Ob sie sich dabei an der Bild-Zeitung orientieren, die keine nackten Mädels mehr abdruckt? Indirekt schon, auch hier geht es um die Folgen der Me-Too-Debatte. Die Podiumsmädchen seien "Kennzeichen eines anhaltenden sexistischen Stereotyps", sagte Fadiha Mehal. Stereotyp und irgendwie amüsant sind auch die Reaktionen darauf. Formel-1-Ex-Weltmeister Niki Lauda fragte bereits kurz nach dem Bekanntwerden der Pläne in der Formel 1: "Haben die einen Vogel?" Monaco und Russland wollen sich gar über die Anordnung hinwegsetzen. Und der Versuch der Szene, auch mal Grid-Boys einzusetzen, kam bei Ferrari-Pilot Sebastian Vettel gar nicht gut an: "Das Auto zu parken und auf den Hintern von einem George oder Dave zu gucken, hat mir nicht gefallen." Was Sebastian Vettel wohl nicht weiß: Historisch ist diese Entwicklung – auch ohne Me-Too – gar nicht verwunderlich. Die ersten Cheerleader, die 1898 bei einem Endspiel zwischen den Teams der University of Minnesota und der Northwestern University im American Football auf dem Feld standen, waren nämlich: Männer. Und was tun wir? Wir schauen Fußball. Ohne Girls.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. Mai 2018: PDF-Version herunterladen

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