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UNTERM STRICH: Heilsame Überraschung

Fremde können besonders gut Schmerzen lindern, sagt eine Studie / Von Katharina Meyer.  

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Schmerzen sind doof. Wie schön, wenn dann ein vertrauter Mensch für einen da ist. Ein Weilchen in Mamas oder Papas Armen, ein bisschen pusten und "Heile, heile Segen" – und schon ist das ein oder andere Kleinkindknie spontan gesundet. Auch für Erwachsene ist es naheliegend, sich von ihren Liebsten trösten zu lassen – bessere Ergebnisse lassen sich aber womöglich erzielen, wenn man sich einem Wildfremden in die Arme wirft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Uni Zürich, die jetzt im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society erschienen ist.

Für ihre Untersuchung haben die Forscher 40 Schweizer Männer erst einmal leiden lassen: In zwei Gruppen wurden ihnen Stromschläge auf dem Handrücken verpasst. Sie mussten bewerten, wie sehr das weh tut – und lagen außerdem in einem MRT-Gerät, das ihre Hirnaktivität aufzeichnete. Dann bekamen die so Gequälten eine schmerzlindernde Behandlung. Die eine Gruppe von Schweizern, die andere von Menschen, die sie als fremd einschätzten, nämlich Menschen vom Balkan.

Und siehe da: Nach der Behandlung durch die "Fremden" berichteten die Patienten über weniger Schmerzen als die der anderen Gruppe – auch ihr Hirn zeigte weniger schmerzbezogene Aktivität. Die Erklärung der Wissenschaft: Die Schmerzbehandlung löst im Hirn einen Lerneffekt aus. Und eine neue Erfahrung verankert sich dort besonders gut, wenn sie eine Überraschung enthält. Wie, der Fremde hilft mir ...? Zack, schon tut’s nicht mehr so weh.

In Zeiten, da in Kliniken und Praxen immer mehr Menschen arbeiten, die eine andere Herkunft haben als ihre Patienten, ist das natürlich relevant. Eventuell ließe sich der Effekt durch das Tragen von Saris, Turbanen oder Gesichtstätowierungen noch verstärken. Aber warum sich auf andere Ethnien beschränken? Schneller als der Althippie, der vom muskelbepackten Skinhead eine astreine Schmerztherapie bekommt, ist vermutlich noch niemand von der Liege gehüpft. Zack, gesund.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 08. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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