UNTERM STRICH: Einer fehlt immer
Die Deutschen lieben ihre Ein- und Zwei-Centmünzen / Von Frauke Wolter.
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Es geht um die kleine rote Cent-Münze. Sie nervt, sie stört, sie macht das Bezahlen umständlich. (Natürlich nur, wenn man zu der mittlerweile aussterbenden Gattung Kunde gehört, die nicht mit einer Karte bezahlen.) Daher wird sie gerne aussortiert, in die Sparschweine der Jüngsten gesteckt oder irgendwo in der Wohnung liegengelassen. Was eigentlich dämlich ist, weil man ja weiß, dass nahezu alle Preise "unrund" sind...
Der Kreis Kleve jedenfalls hatte 2016 Konsequenzen gezogen und wollte sich von den Ein- und Zwei-Cent-Münzen verabschieden. Die Aufregung war groß, die Kleingeld-Revolution machte bundesweit Schlagzeilen. "Wir runden" lautete das Motto in Kleve. In den Geschäften wurde auf den nächsten vollen Fünf-Cent-Betrag auf- oder abgerundet, freiwillig. Vorbild waren die nahen Niederlande, wo die kleinen Roten mittlerweile aus dem Alltagsleben nahezu verschwunden sein sollen. Auch Irland begann 2016 zu runden, allerdings staatlich angeschoben und im ganzen Land. Mit Erfolg, 80 Prozent der Händler machen mit, die Kunden auch.
Die Deutschen aber hängen offenbar an ihren Münzen. Zwar finden viele in Kleve das Runden irgendwie gut – aber nur wenige machen mit, so die Bilanz nach einem Jahr. Immerhin: Inzwischen gibt es auch in anderen deutschen Städten Händler, die runden, und das Geld für einen guten Zweck sammeln. Man kann mit den Roten aber auch Brautschuhe bezahlen. Glaubt man Hochzeitsseiten im Netz, ist das noch heute üblich. Und Hand aufs Herz: Wenn auf dem Boden ein Cent liegt, bückt sich doch fast jeder – es könnte ja ein "Glückspfenning" sein!
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