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UNTERM STRICH: Aus Eskimo wird O’Payo

Warum in Grönland ein Eis am Stil anders heißen wird / Von André Anwar.  

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Warum ethnisch kränkende Namen und Logos ausgerechnet im westlichen Lebensmittelsortiment eine so lange Lebensdauer haben, ist nicht geklärt. Lange waren da Negerkuss oder Mohrenkopf im Gespräch – heute heißen sie Schoko- oder Schaumkuss. Das Zigeunerschnitzel, die Zigeunersoße und jüngst das Logo eines schwarzen Dieners bei Oncle Ben’s Reis fallen in dieselbe Kategorie.

Auch ein mit Schokolade überzogenes Eis am Stil mit dem Namen Eskimo gibt es nicht mehr: Der Protest der 55 000 Menschen zählenden indigenen Bevölkerung im zum dänischen Königreich gehörenden arktischen Grönland hatte jetzt Erfolg: Der Hersteller Hansens Flödeis kündigte an, den Namen zu ändern. "Wir werden das Eis stattdessen O’Payo nennen. So heißt die Schokolade, die das Vanilleeis am Stil umschließt", verrät Cornelia Kaas vom Management des Eiskonzerns der BZ.

Der Name Eskimo ist eine alte Sammelbezeichnung für alle indigenen Völker, die in der arktischen Region leben, etwa in Kanada, Alaska, Sibirien aber eben auch in Grönland. Doch Eskimo bedeute abwertend "Esser von rohem Fleisch", sagt Aaja Chemnitz Larsen, die als Parlamentsabgeordnete in Kopenhagen ihre grönländische Volksgruppe vertritt und mit zum Protest gegen das Eis aufrief. Einige Sprachwissenschaftler vermuten hinter dem Wort allerdings auch eine Bezeichnung, die von der nordamerikanischen Volksgruppe der Ojibwa stammt. Demnach soll Eskimo "Schustern von Schneeschuhen" bedeuten.

Schon seit den 1970er-Jahren gibt es aus den indigenen Völkern der Arktis scharfe aber lange ungehörte Kritik am E-Wort. Der Begriff wurde ihnen von weißen Kolonialherren aufgestempelt. Die Dänen wollten Grönland nach westlichem Vorbild umbauen und zwangen die in entlegenen Dörfern lebenden Grönländer, in größere Siedlungen umzuziehen. Die grönländische Volksgruppe bezeichnet sich lieber als Inuit – was übersetzt einfach Mensch bedeutet.

Ressort: Unterm Strich

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 21. Juli 2020: PDF-Version herunterladen

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