UNTERM STRICH: Aber hallo
Die unbeschreibliche Karriere eines kleinen Wörtchens / Von Alexander Dick.
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Natürlich hätte statt "Hallo" auch "Wer ist der Nächste, bitte?" erklingen können. Aber erstens ist das kleine Wörtchen "bitte" innerhalb der deutschen Umgangssprache längst in den Vorruhestand versetzt worden, und zweitens sagen sich lange Sätze unter Mund-Nasen-Schutz zugegebenermaßen nicht gut und sind in ihrer Botschaft überdies schwerer heraus zu filtrieren. Hallo aber – aber hallo!
Die Karriere dieses Wörtchens in den vergangenen Jahr(zehnt)en ist schon atemberaubend. Und etymologisch (herkunftstechnisch) nicht so ganz geklärt. Vermutlich ist es eine Imperativ-, also Befehlsform ("Hole!") aus dem Althochdeutschen, ähnlich "Holla". In der Operette "Der Vetter aus Dingsda" von 1921 tritt der Mann mit dem Rollennamen "der erste Fremde" noch mit einem gesungenen "Hallo" – Betonung auf der zweiten Silbe – auf, was da fast so nett klingt wie das französische "allooo" oder das portugiesische "olá". Doch aller Klang ist sekundär: Seitdem die Mail an die Stelle des Brief- und auch immer mehr des Wortwechsels tritt, ist "Hallo" im Deutschen zur universalen Anrede geworden. Wer jemanden in seiner Mail mit "Sehr geehrt..." anredet, ist vermutlich noch nie mit "Hallo" an der Ladentheke zur Bestellung aufgefordert worden.
Hallo ist quasi alles – es ist die kürzeste Kommunikationsformel, schichten- und letztlich auch sinnübergreifend, es postuliert keinen großen Wortaustausch, außer vielleicht: "Drei Wasserweckle". Wobei es indes nach wie vor eher unpassend wäre, die Bestellung mit einem "aber hallo" zu beenden. So feinsinnig differenziert kann Sprache selbst dort sein, wo sie sich auf Rudimente kapriziert.