Unter den Wolken – die Vögel im Blick
Simon Stortz (18 Jahre) ließ sich mit dem Segelflugzeug mitnehmen / Das Abenteuer begann auf dem Hüttener Flugplatz.
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Drei Uhr, Samstagnachmittag: Der Himmel zeigt sich jetzt von seiner besseren Seite. Zwischen den Wolken brechen immer wieder Sonnenstrahlen hindurch. Den geplanten Start zu einem Segelflug ab dem Flugplatz Hütten am frühen Morgen hatte mein Pilot Matthias Jagenow von der Segelfluggruppe Säckingen absagen müssen. Der Regen war zu stark, die Sicht zu schlecht, um an einen Flug zu denken. Jetzt scheinen die Bedingungen besser als am Vormittag, wenn auch noch kaum ein Segelflieger am Himmel schwebt.
Unser Segelflieger, der Schulungsdoppelsitzer ASK 21, steht bereits am Start. Wir sind gleich an der Reihe. Vorher gibt es noch eine kleine Einweisung. Zum Beispiel dazu, wie der Fallschirm funktioniert. "Die Fallschirme sind aber eher von psychologischer Bedeutung", erklärt Matthias. "Segelfliegen ist sehr sicher. Also braucht man die Fallschirme eigentlich nicht.” " In der ASK bekomme ich noch erklärt, was ich darf und was nicht. Immerhin habe ich die gleichen Lenkvorrichtungen an meinem Platz wie der Pilot.
Peter, unser Flugleiter trifft die letzte Absprache mit dem Verantwortlichen für die Seilwinde, die uns Richtung Himmel ziehen soll. Ich darf jetzt Platz nehmen. Dabei werde ich ordentlich angeschnallt, sodass ich kaum noch mein Kopf heben kann. Sicherheitshalber überprüft Fluglehrer Elo Umlauf von der SG Schopfheim noch mal. Für den Fall, dass mir schlecht werden sollte, bekomme ich noch zwei Tüten mit auf den Weg. "Bei uns gilt die Regel, wer fliegt, der putzt.", erklärt Matthias.
Endlich gibt der Startleiter das Signal. Langsam spannt sich das Seil. Zunächst zieht das Kunstfaserseil die ASK gemächlich über die Startbahn. Vor dem Abheben nimmt das Leichtgewicht aus Glasfasern jedoch mächtig Geschwindigkeit auf. Schnell sind 200 Höhenmeter zurückgelegt. Vor uns eröffnet sich die grandiose Aussicht auf das Rheintal, knapp 1000 Meter unter uns liegt das Wehratal. Bis auf 2000 Meter dürfen wir maximal steigen. Noch genug Platz. Aber bei der Wolkenbasis auf rund 1400 Metern ist heute ohnehin Schluss. Plötzlich beginnt es zu piepen. Der Ton wird höher. Meine Blicke wandern zum Piloten. Matthias scheint unbeeindruckt. Er freut sich sogar darüber. "Diese Geräusch ist das Größte für den Segelflugsportler. Je schneller das Flugzeug steigt, umso höher wird der Ton", sagt er. Er hatte nicht mit so guten Bedingungen gerechnet. "Es gibt zwar keine Thermik. Aber die Westwinde, die auf den Westhang des Wehratals treffen, werden nach oben gelenkt. Diese Hangwinde sind richtig gut fliegbar."
Das Fluggefühl lässt sich nicht im geringsten mit dem in einem Motorflugzeug vergleichen. Keine Alltagsgeräusche sind zu hören. "Diese Ruhe ist das Besondere am Fliegen. Man kann sich dabei vom Alltagsstress perfekt erholen", findet Matthias. Die Natur wird dabei als Partner genutzt. So orientiert sich Matthias nicht nur an den Bordgeräten, sondern auch an den Vögeln. "Wo Vögel kreisen, ist der Aufwind immer am besten", verdeutlicht er auch die Naturverbundenheit des Sports.
Nachdem wir an genügend Höhe gewonnen haben, werde ich in die Flugsteuerung eingewiesen. Da zwei Steuerknüppel und -pedale vorhanden sind, darf ich schon bei meiner ersten Segelflugstunde aktiv mitfliegen. Es macht richtig Spaß, mit dem Fluggerät in die Kurven zu liegen. Allerdings wird mir davon langsam schlecht. Matthias will nichts riskieren (Tütentrauma). Deshalb heißt es nach vierzig Minuten Landeanflug. Noch ein letztes Mal versuche ich mir die Landschaft aus der Luft zu verinnerlichen. Deshalb bekomme ich die etwas turbulentere Landung nicht mit. Vielleicht besser so. Nach dem Ausstieg bleibt nur ein wehmütiger Blick zum Himmel. Das Abenteuer ist vorüber. Für Matthias steht schon der nächste Flug an. Ihn zieht es zurück gen Wolken. Für ihn ist der Segelflugsport, "der schönste Sport der Welt."
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