"Unfähig zur positiven Selbstwahrnehmung"
BZ-INTERVIEW mit dem ostdeutschen SPD-Politiker Wolfgang Thierse über die Wut vieler seiner Landsleute und die Versuche der AfD, den Unmut zu schüren.
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FREIBURG. Er ist eine der markantesten Stimmen der Politik und der Zivilgesellschaft Ostdeutschlands: Wolfgang Thierse. Kurz vor drei Landtagswahlen im Osten sagt der frühere Bundestagspräsident: Den meisten Menschen gehe es zwar materiell gesehen besser als früher. Dennoch sei ein Teil von ihnen derart aufgebracht, dass ein Dialog mit ihnen kaum noch möglich sei. Im Gespräch mit Ronny Gert Bürckholdt sagt er: Ängste verstellten den Blick vieler Ostdeutscher darauf, was sie geleistet hätten seit der Wende 1989.
BZ: Herr Thierse, wie geht’s dem Osten?Thierse: Gemischt. Materiell geht es den meisten Menschen besser als vor zehn Jahren und erst recht als vor 30 Jahren. Das Empfinden ist bei vielen aber anders.
BZ: Woran liegt das?
Thierse: Die Ostdeutschen haben in die Deutsche Einheit ein Minderwertigkeitsgefühl mitgebracht. Sie empfanden sich schon während der Teilung als die benachteiligten Deutschen. Wenn sie in Osteuropa Urlaub machten, erlebten sie, dass ihr Geld nichts wert war. Ihr Blick war immer Richtung Westen gerichtet. Das ist bis heute so. Die Ostdeutschen vergleichen ihren Lebensstandard nicht mit dem von früher, auch nicht mit dem in den ...