Ultraleicht, aber ganz schön stark

ZISCH-INTERVIEW mit Heinz Korella, dem Betreiber einer Leichtflugschule, über Kilos, Pferdestärken und den Traum vom Fliegen.  

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Pilot und Fluglehrer Heinz Korella mit...ten an Bord eines Ultraleichtflugzeugs  | Foto: Jörn Clotten
Pilot und Fluglehrer Heinz Korella mit Zisch-Reporter Roman Clotten an Bord eines Ultraleichtflugzeugs Foto: Jörn Clotten

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein – dies sagen sich auch die Air Profis aus Eschbach. Direkt am Rollfeld unterhalten sie eine Leichtflugschule mit angeschlossener Werkstatt. Hier können Interessierte ihren Flugschein erwerben und Flugzeugbesitzer ihre Maschinen warten und reparieren lassen. Zisch-Reporter Roman Clotten aus der vierten Klasse der Sonnenbergschule Ballrechten-Dottingen traf sich dort zum Interview mit Gründer und Eigentümer Heinz Korella.

Zisch: Heinz Korella, Sie fliegen seit über 40 Jahren und haben mehr als 8000 Stunden Flugerfahrung. Wie kamen Sie zur Fliegerei?
Korella: Zum Fliegen kam ich, weil ich schon immer Interesse an der Fliegerei hatte. Mit 17 machte ich den Segelflugschein und später auch den Motorflugschein. Heute bin ich Fluglehrer für Ultraleichtflug, Motorflug und Motorsegelflug und betreibe hier meine Flugschule. Zusätzlich betreiben wir einen Wartungsbetrieb für Ultraleichtflugzeuge.

Zisch: Fliegen Sie nur Ultraleichtflugzeuge oder auch noch andere Flugzeuge, wie zum Beispiel Motorflugzeuge?
Korella: Neben den Ultraleichtflugzeugen fliege ich auch die leichten Motorflugzeuge bis 600 Kilogramm. Als Inhaber verschiedener Fluglizenzen darf ich Ultraleicht- und Motorflugzeuge, Motorsegler und Segelflugzeuge fliegen.

Zisch: Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem Ultraleichtflugzeug und einem Motorflugzeug?
Korella: Wie der Name schon sagt, sind die Ultraleichtflugzeuge im Gegensatz zu den übrigen Motorflugzeugen sehr leicht. Die Gewichtsreduzierung war der Ölkrise in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschuldet, wo Sprit immer teurer wurde und damit auch das Fliegen. Die Leute begannen, nach Alternativen zu suchen, und fingen an, sich mit einfachsten Motoren leichte Fluggeräte zu bauen, um ihrem Hobby nachgehen zu können. Die ersten Ultraleichtflugzeuge bestanden aus sogenannten Hängegleitern, die mit Rasenmähermotoren ausgestattet waren. Allerdings haben die modernen Ultraleichtflugzeuge nichts mehr mit ihren Vorgängern zu tun. Ultraleichtflugzeuge müssen sehr leicht sein, das heißt, wir haben ein maximales Abfluggewicht von 472,5 Kilogramm inklusive Flugzeug, Benzin und zwei Piloten. Somit liegt das Leergewicht des Flugzeugs zwischen 270 und 290 Kilogramm. Zudem sind die Flugzeuge besonders leise mit einer maximalen Lärmemission von 60 Dezibel (Das ist in etwa so laut wie ein vorbeifahrendes Auto oder ein lautes Gespräch, d. Red.). Ein weiterer Unterschied zum normalen Flugzeug ist, dass alle Ultraleichtflugzeuge ein integriertes Rettungssystem an Bord haben, welches mit Hilfe eines Fallschirms das gesamte Fluggerät im Notfall sicher zu Boden bringt. Der letzte große Unterschied zwischen den herkömmlichen Motorflugzeugen und Ultraleichtflugzeugen sind die extrem sparsamen Motoren, die trotz relativ hoher Leistung von bis zu 100 PS nur zwischen acht und 18 Liter Treibstoff pro Stunden benötigen. Trotz dieser relativ geringen Motorleistung erreichen die schnellsten Ultraleichtflugzeuge eine Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern.

Zisch: Wie hoch kann denn ein Ultraleichtflugzeug fliegen?
Korella: Ein modernes Ultraleichtflugzeug kann zwischen 4000 und 5000 Meter hoch fliegen, allerdings dürfen wir mit unseren Flugzeugen nicht über 3000 Meter aufsteigen, denn der Luftraum darüber ist für die großen Flugzeuge reserviert.

Zisch: Bei Ihnen auf der Homepage bieten Sie "Pilot für einen Tag" an. Was hat man darunter zu verstehen?
Korella: Jedermann, der gesund ist, und ein Alter von 14 Jahren erreicht hat, kann Pilot für einen Tag werden. Hierbei wirst du zuerst in die Theorie des Fliegens eingewiesen, dann gehen wir zusammen zum Flugzeug, und dort erkläre ich dir die Instrumente und die Funktion der verschiedenen Steuerklappen. Anschließend fliegen wir zusammen. In der Luft kannst du das Flugzeug dann alleine fliegen. Das macht unheimlich Spaß.


Zisch: In welchem Alter darf ich den Flugschein machen, und wie lange dauert die Ausbildung?
Korella: Den Segelflugschein darfst du schon mit 14 Jahren machen. Allerdings darfst du nur mit einem Flugauftrag deines Fluglehrers alleine fliegen. Im Alter von 17 Jahren darfst du dann regulär den Flugschein machen und alleine fliegen. Die Dauer der Ausbildung kommt auch auf die Zeit an, die ein Schüler mitbringt. Wenn er am Stück dran bleibt, kann er den Theorie- und Praxisteil innerhalb eines Jahres absolvieren.

Zisch: Kann man mit einem Ultraleichtflugzeug auch Kunstflug machen?
Korella: Können in begrenztem Rahmen – ja. Dürfen – nein! Das liegt daran, dass der Motor nicht für solche Dinge wie Rückenflüge ausgelegt ist. Es gibt auch keine Ultraleicht-Kunstflugausbildung.

Zisch: Sie sind Geschäftsführer der Air Profis. Wie lange gibt es diese Firma schon?
Korella: Ich selbst bin hier vor Ort schon seit 20 Jahren selbstständig. Zuerst habe ich mit einer Flugschule angefangen und sie dann um den Wartungsbetrieb erweitert. Seit Februar 2016 bieten die Air Profis auch eine Ausbildung für Motorflug an.

Zisch: Wie viele Flugzeuge hat denn die Flugschule?
Korella: Wir als Flugschule verfügen über drei Maschinen: zwei Ultraleichtflugzeuge und ein Motorflugzeug.

Zisch: Fliegen Sie jeden Tag?
Korella: Im Prinzip ja. Die Kunden und Flugschüler müssen ja fliegen, und somit fliege ich auch. Ansonsten fliege ich auch privat, wenn das Wetter schön ist, und ich Zeit habe.

Zisch: Ihr Unternehmen bietet auch Wasser- und Schneeflüge an. Wo in Deutschland kann man auf dem Wasser landen?
Korella: In Deutschland ist das heutzutage fast nicht mehr möglich. Früher war das anders. Da war Deutschland mit der Firma Dornier eine der führenden Wasserflugzeugnationen. Aufgrund der fehlenden Möglichkeiten in Deutschland bieten wir Wasser- und Schneeflüge in Finnland an. Dort kann man auf jedem See und an der gesamten Küstenlinie mit einem Flugzeug wassern oder im Winter auf der zugefrorenen Eisfläche landen.

Zisch: Sie bieten ja auch Überführungsflüge an. Das heißt, Sie bringen ein Flugzeug für jemanden irgendwo hin. Was war bisher Ihr weitester Flug?
Korella: Unser weitester Überführungsflug ging von Mengen hier in Baden Württemberg nach Helsinki in Finnland. Das sind fast 2000 Kilometer.

Zisch: Worin liegt der Reiz des Fliegens eines Ultraleichtflugzeuges im Vergleich zu einem normalen Motorflugzeug?
Korella: Der Reiz am Ultraleichtfliegen liegt daran, dass wir im Verhältnis zum Gewicht der Maschine sehr stark übermotorisiert sind. Wir haben bei einer Motorleistung von 100 PS ein Leergewicht von unter 300 Kilogramm! Damit haben wir eine enorme Steigleistung und können sogar Segelflugzeuge schleppen! Zudem liegen die Unterhaltskosten für ein Ultraleichtflugzeug unter der Hälfte eines Motorflugzeuges und sind somit für eine größere Anzahl von Leuten erschwinglich.
Schlagworte: Heinz Korella

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