Der Beruf des Uhrmachers müsste eigentlich längst ausgestorben sein – und doch gibt es sie noch. Ein Besuch bei den Überlebenden einer stark geschrumpften Zunft: den Uhrmachern und denen, die es noch werden wollen.
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Der kleine graue Stahldraht rotiert zwei Finger breit entfernt von Sinas Nasenspitze. Durch das schwarze Monokel auf ihrem linken Auge ist sie dem spitzen Metall noch näher. Sina atmet ruhig, das rechte Auge hält sie geschlossen, nichts an ihr scheint sich zu regen. Nicht einmal die Bewegung des Schneideisens, das sie zwischen ihren beiden Zeigefingern hält und an den Stahldraht drückt, ist mit bloßem Auge zu erkennen. Und doch hat der kleine Draht wenige Augenblicke später ein feines Gewinde. Eine Aufzugswelle für eine Armbanduhr soll Sina herstellen – von Hand. Ist das Gewinde nicht gleichmäßig, lässt sich die Uhr nicht richtig aufziehen. Die Arbeit der 24-Jährigen wäre umsonst. Sina, im dritten Ausbildungsjahr an der Uhrmacherschule in Furtwangen, hat schon Routine. Ihre Aufzugswelle kann sich sehen lassen.
"Ich kann das nicht, ist der Satz, den ich am Anfang am häufigsten höre", sagt Severin Rikl, seit zwölf Jahren Ausbilder an der Uhrmacherschule. Wer in Furtwangen mit dem Uhrenmachen beginnt, landet bei ihm, dem schlanken Mann, mit Brille, Vollbart und brauner Cordlatzhose. Rikl steht in der Uhrmacherwerkstatt vor einer Glasvitrine und deutet mit ...