Bildung

Riesenresonanz auf Schülermeckerei über Praxisbezug der Schule

Tweet entfacht Bildungsdebatte  

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KÖLN (dpa). Es war nur eine Kurznachricht bei Twitter – doch sie verbreitete sich in Windeseile. Plötzlich ist die Schulkritik einer Schülerin so relevant, dass auch Politiker und Lehrerverbände darüber diskutieren. Sogar die Bundesbildungsministerin reagierte.

Fit in Gedichtinterpretationen, aber keine Ahnung vom wirklichen Leben? "Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In vier Sprachen", schrieb die Kölnerin Naina unter @nainablabla – und traf damit offenbar einen Nerv. Bis zum Mittwochnachmittag wurde der Beitrag, den sie am Samstag getwittert hatte, 21 000 mal favorisiert und 12 000 mal geteilt.

Auch die Bildungsministerin bezog Stellung: "Ich finde es sehr positiv, dass Naina diese Debatte angestoßen hat", sagte Johanna Wanka (CDU) nach Angaben ihres Sprechers in Berlin. "Ich bin dafür, in der Schule stärker Alltagsfähigkeiten zu vermitteln. Es bleibt aber wichtig, Gedichte zu lernen und zu interpretieren." Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) verwies auf eine Empfehlung der Kultusministerkonferenz (KMK), Verbraucherbildung an Schulen stärker in Lehrplänen zu verankern. "Die Frage ist aber auch: Wie schaffen wir das, ohne dass wir ständig von oben draufsatteln."

Die Meinungen der Nutzer zu Nainas Kritik sind durchaus gespalten. "Ich kann mit meinen Bewerbern die jetzt aus der Schule kommen nie was anfangen, weil sie von NICHTS ’ne Ahnung haben", schreibt einer. Ein anderer meint: "Manche Erfahrungen muss man selber machen und Eigenverantwortung kann einem auch keiner beibringen."

Auch die Lehrergewerkschaft GEW wehrt sich gegen Nainas Kritik. "Sie spitzt das schon sehr zu", meint die nordrhein-westfälische GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer. Zwar würden an Gymnasien weniger praktische Dinge unterrichtet als an anderen Schultypen. "Gerade in der Oberstufe lernen die Schüler aber, wie sie sich selbst Informationen beschaffen könnten – vor allem in Zeiten des Internets." Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, sieht auch die Eltern in der Pflicht: Ein gewisses Maß an Alltagstauglichkeit müsse in der Familie vermittelt werden.

Das Phänomen, dass die Twitter-Nachricht einer unbekannten Person plötzlich die große Runde macht, erklärt Jens Vogelgesang, Kommunikationswissenschaftler an der Uni Münster, mit einem Netzwerk-Effekt. Nainas Follower haben die Nachricht mit ihren eigenen Netzwerken geteilt. An irgendeiner Stelle war jemand darunter, der über ein besonders großes Netzwerk verfügt. "Das wirkt dann wie ein Beschleunigermodell", so Vogelgesang. Zusätzlich müsse der Beitrag aber auf eine passende gesellschaftliche Stimmung treffen. Das trifft auf Nainas Tweet sicherlich zu.

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