Account/Login

Tüfteln und basteln erwünscht

BZ-SERIE: Dominik Sick wird Modellbauer – nicht für Mini-Autos oder -Schiffe, sondern für industrielle Werkstücke.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen

MÜLLHEIM. Zwischen Handwerk und Hightech: Dominik Sick will Technischer Modellbauer in der Fachrichtung Gießerei werden und macht eine Lehre bei der Firma Modellbau Hiort in Müllheim. Auch Frauen sind in diesem seltenen Ausbildungsberuf willkommen.

Will man die Ausbildung mit einem einzigen Wort beschreiben, so könnte dieses lauten: Vielseitigkeit. "Wir begleiten Produktionsprozesse von der Idee bis zum fertigen Produkt", erklärt Dominik Sick, Auszubildender im zweiten Lehrjahr. Am Anfang steht die Idee oder eine neue Entwicklung, die an das Unternehmen herangetragen wird – sei es von einem einzelnen Erfinder oder von einem Großkonzern. Der Modellbauer sorgt dann für die Entwicklung und den Bau des Prototypen, die Fertigung einer Kleinserie oder des Serienwerkzeugs für die Produktion.

Die Ausbildung ist allerdings nicht nur sehr vielseitig, sondern auch sehr unbekannt, weil nur wenige Betriebe in diesem Sektor ausbilden. "Modellbau ist eine Berufssplittergruppe", sagt Inhaber Florian Hiort. Nur etwa 300 Betriebe sind im Bereich Modell und Formenbau organisiert. Dominik Sick ist der einzige Lehrling in der Region, weshalb es hier auch keine eigene Berufsschulklasse gibt. Zum Unterricht muss Dominik Sick deshalb von seinem Elternhaus in Britzingen nach Karlsruhe-Durlach fahren.

Auch wenn die meisten Kunden des Müllheimer Unternehmens aus der Automobilindustrie, dem Maschinenbau oder der Medizintechnik kommen: Bei Modellbau Hiort gibt es nichts, was es nicht gibt. Entwickelt und produziert wurde hier auf Kundenwunsch Kurioses als Miniserie ebenso wie Gängiges für die Industrie: ein Trittbrett für eine Zündapp Bella aus dem Jahr 1954, aber auch Ölwannen für Rennsportmotoren, Gehäuse für Maschinen und Motorenbauteile die Automobilindustrie. Im Bereich des Formenbaus werden Werkzeuge für CFK Fahrradrahmen und Felgen ebenso wie für den Automobilrennsport hergestellt.

Die meisten denken an Architekturmodelle in kleinem Maßstab, wenn sie zum ersten Mal vom Beruf Modellbauer hören. "Oder ich werde gefragt, ob wir was mit Schiffen oder Flugzeugen zu tun haben", sagt Dominik Sick, der den Leuten dann erklärt, was er wirklich macht. Dabei kannte er den Beruf selbst nicht, bis er vor zwei Jahren über eine Bekannte in die Branche kam. Zunächst als Praktikant, seit zwei Jahren als Lehrling.

Gearbeitet wird mit höchster Präzision, mit einer Genauigkeit, die im Hundertstel Bereich liegt. Zum Einsatz kommen dabei alle denkbaren Materialien. "Jeden Tag haben wir neue Aufgaben. Man kann hier nicht einfach nur an der Maschine stehen und immer die gleichen Handgriffe machen", sagt Dominik Sick. Deshalb hat man nach den dreieinhalb Jahren Ausbildung auch noch lange nicht ausgelernt, sagt sein Chef. Für den Beruf braucht man viel Erfahrung. Ausgebildet wird für den eigenen Bedarf. "Wenn jemand nach der Ausbildung geht, ist das für uns ein großer Verlust", erklärt Hiort. "Denn mit vier Mitarbeitern sind wir ein kleines Team, in dem jeder eine spezielle Aufgabe übertragen bekommt."

Willkommen sind in diesem Beruf auch Frauen – nur die lassen sich in der Branche selten blicken. Nicht einen weiblichen Azubi hatte die Firma bisher, und dabei existiert das Unternehmen in zweiter Generation seit 1967. Hiort bedauert das. "Es gibt keinen Grund, warum Frauen diesen Beruf nicht erlernen können, es ist keine körperlich schwere Arbeit. Aber Frauen interessieren sich leider seltener dafür." Das Geschlecht spielt also keine Rolle, der Schulabschluss schon. "Realschüler kommen in der Berufsschule einfach besser zurecht als Hauptschüler, wobei der Realschulabschluss nicht das letzte Kriterium ist", sagt Hiort. Bedingung ist aber ein Praktikum in seiner Firma. "Dann merkt man schnell, ob es für beide Seiten passt." Wer sich als technischer Modellbauer bewerben will, sollte auf dem Zeugnis gute Noten in den Fächern Mathe Physik und Informatik haben. Präzises Arbeiten bis ins Detail, Fingerfertigkeit und Spaß an der Arbeit am Computer sind für den Beruf ebenfalls wichtig.

Auch ein Praktikum im Handwerk kann nicht schaden. Denn auch in der Ausbildung lernt man Handwerksarbeit wie Dominik Sick berichtet: Zerspannen, Fräsen und Drehen gehören auch dazu. Und man hat mit allen Materialien und Maschinen zu tun. Wenn er wie gerade an einem Modell für die Automobilindustrie arbeitet, dann generiert er am Computer einfache Fräswege nach den Daten des Herstellers. Danach geht es an die Handarbeit. "Man kann hier selbst tüfteln und basteln, es gibt keine Massenfertigung", sagt Sick. "Das gefällt mir an dem Beruf."

TECHNISCHE MODELLBAUER DER FACHRICHTUNG GIEßEREI

Technische Modellbauer stellen Modelle von zu gießenden Werkstücken sowie Gießereimodelleinrichtungen oder Dauerformen her. Die dreieinhalbjährige Ausbildung, die mit 858 Euro bis 1047 Euro brutto vergütet wird, gibt es auch in der Fachrichtung Anschauung sowie Karosserie und Produktion. Die Berufsaussichten sind sehr gut, eine Weiterbildung zum Meister oder Techniker ist möglich. Auch ist durch die Vielseitigkeit eine Beschäftigung in vielen anderen Branchen möglich.

Ressort: Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel