Takt und Ton samt Herzlichkeit

Als wäre Weihnachten nicht emotional genug: Der Abschied des Dirigenten Daniel Weißer von der Bonndorfer Stadtmusik hinterlässt schwere Herzen.  

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Beim letzten Auftritt mit ihrem langjährigen Dirigenten gab die Stadtmusik in der katholischen Kirche nochmal alles. Foto: Martha Weishaar
Beim traditionellen Kirchenkonzert am zweiten Weihnachtstag der Bonndorfer Stadtmusik hat der Schramberger Daniel Weißer das Orchester letztmals dirigiert. Tränen schlichen sich in manch ein Auge bei diesem bewegenden Abschied. Das Ensemble gab alles für den beliebten Kapellmeister. Einmal mehr zeigte sich, dass die Stadtmusik das Gotteshaus in zweierlei Hinsicht füllen kann. Sowohl mit hervorragender Klangqualität als auch hinsichtlich der Besucherzahl. Mit "Mentis" – einem konzertanten Arrangement aus "Maria durch ein Dornwald ging" sowie "Macht hoch die Tür" – eröffnete das Orchester den Wortgottesdienst, durch den Ingeborg Götz und Rita Schüle führten.

Die Gottesdienstbesucher hatten hinlänglich Gelegenheit zum Mitsingen, sie taten dies bei "Es ist ein Ros entsprungen", "Ich steh an deiner Krippe hier" oder "Nun freut euch ihr Christen". Adrian Scheu begeisterte bei Ennio Morricones Filmmusik "Gabriels Oboe" mit überragend präzisemTrompetensolo dermaßen, dass sich die Zuhörer entgegen allgemeiner Gepflogenheit nicht mit Applaus zurückhalten konnten. Bewegt stimmten abschließend alle mit dem Gesang "O du fröhliche" in das konzertante "O Sanctissima" von Markus Götz ein.

Doch wer den scheidenden Dirigenten kennt, ahnt, dass er seine Fangemeinde nicht mit solch schwerer Kost in den zweiten Weihnachtsfeiertag entlassen würde. Swingend rundete "Jingle Bell Rock" das mehr als gelungene Kirchen- und Mitsingkonzert ab.

Der Stadtmusik-Vorsitzende Felix Schüle fasste zum Abschied prägnant zusammen, was die gute musikalische Zusammenarbeit und vor allem das außergewöhnlich menschliche Miteinander von Dirigent und Stadtmusik im Verlauf der beinahe siebenjährigen Zusammenarbeit ausmachte. "Du gabst uns nicht nur Takt und Ton vor, sondern immer auch viel Herzlichkeit. Wie kaum jemand zuvor konntest du uns motivieren, immer respektvoll, wohlwollend aber durchaus auch kritisch. Du warst für uns kreativer Kopf, Coach und Freund und brachtest uns mit deinem Taktstock auch menschlich zum Schwingen", würdigte der Stadtmusikvorsitzende den Dirigenten. Er erinnerte daran, dass Daniel Weißer gleich zu Beginn großes Verbesserungspotential im Orchester erkannt und mit hoher Motivationskunst nach und nach umgesetzt habe.

Die Corona-Pandemie habe auch von der Stadtmusik Tribut verlangt. "Das Orchester war nach mehr als einem Jahr Zwangspause ein anderes. In mühevollen kleinen Schritten hast du uns mit viel Energie wieder zurück in die Proben und auf die Bühne gebracht, wo wir große Erfolge, kreative Konzerte und gemeinsam viele schöne Erlebnisse bei Narrentreffen oder an der Fastnacht hatten", führte Schüle weiter aus.

Daniel Weißer verriet bei der Gelegenheit, dass ihm gesagt worden sei, die Bonndorfer Stadtmusiker seien etwas eigensinnig. Aber wenn man sie am Haken habe, ließen sie einen nicht mehr los. So falle ihm der Abschied nicht leicht. "Ich verlasse euch schweren Herzens. Ich durfte von euch vieles lernen und zusammen mit euch außergewöhnliche Projekte ausprobieren. Bleibt weiter so ambitioniert, sowohl was die Musik anbelangt als auch mit eurer Kameradschaft. Auch dem Publikum danke ich von Herzen, denn in Bonndorf fühlte ich mich immer willkommen", sagte Weißer abschließend. Und so gab es zum Abschied nicht nur Erinnerungsgeschenke, sondern auch viele Tränen.

Daniel Weißer wird ab Januar die Stadtmusik Schramberg leiten. In der Stadtmusik Bonndorf wird nach der Weihnachtspause nahtlos sein Nachfolger den Taktstock übernehmen.
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