"Lost Dreams"
Sylvie Nantcha klärt mit Projekt in Afrika über Fluchtgefahren auf
Die Freiburger CDU-Stadträtin Sylvie Nantcha klärt mit ihrem Projekt "Lost Dreams" seit drei Jahren Menschen in Afrika über die Gefahren einer Flucht auf. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrung.
Mi, 27. Feb 2019, 9:37 Uhr
Freiburg
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BZ: Sie schlagen vor, dass Menschen lieber mit einem Touristen-, Arbeits- oder Studierendenvisum einreisen sollen statt die Risiken einer Flucht auf sich zu nehmen. Aber wer verfolgt wird oder in einem Kriegsland lebt, kann doch nicht einfach ein Visum beantragen und sich gemütlich ins Flugzeug setzen?
Nantcha: Wer verfolgt wird, kann in der Botschaft vor Ort kein Visum beantragen. Aber die meisten, mit denen ich spreche, wollen ihre Heimat verlassen, weil sie von einem Leben in Europa träumen. Sie wollen in Europa arbeiten und Geld verdienen, weil sie in ihren Herkunftsländern keine Perspektiven sehen. Manche müssen auch noch Angehörige finanziell unterstützen. Zum Beispiel, wenn die Eltern sterben und der älteste Sohn sich um jüngere Geschwister kümmern muss.
BZ: So jemand hat doch keine Chance auf ein Visum, was nützt da Ihr Ratschlag?
Nantcha: Manche haben diese Chance wirklich nicht. Aber einige hätten sie und wissen nur nicht genug über die Voraussetzungen, die dafür nötig sind. Ich finde es wichtig, dass die Menschen mehr darüber erfahren, wie gefährlich eine Flucht ist, und dass sie sich überlegen, welche Alternativen sie haben. Nur dann können sie entscheiden, was die richtige Lösung für sie ist. Vielleicht wäre es für einige besser, wenn sie zunächst vor Ort eine Berufsausbildung machen und dann mit einem Arbeitsvisum legal einreisen.
BZ: In den Medien tauchen oft überfüllte Flüchtlingsboote auf – glauben Sie nicht, dass die meisten längst wissen, dass der Weg nach Europa keine bequeme Urlaubsreise ist?
Nantcha: Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht ausreichend über die Gefahren informiert. Sie wissen nicht, welche Katastrophen sie unterwegs erleben und welche Traumatisierungen sie danach mit sich herumschleppen. Sie denken, dass sie ein paar Wochen unterwegs sein werden, doch meist sind es Monate oder Jahre. Sie wissen nicht, dass ihr Geld nicht reichen wird für die gesamte Flucht, so dass sie immer wieder arbeiten müssen, um die nächste Etappe der Reise zu finanzieren. Sie wissen nicht, dass sie in Deutschland nicht gleich arbeiten können und in Flüchtlingsunterkünften leben müssen. Wir sagen ihnen: Was ihr für die Lösung haltet, ist keine Lösung.
BZ: Was können Sie ihnen stattdessen für Perspektiven bieten – und wie viele Menschen haben Sie bisher erreicht?
Nantcha: Wir haben im vergangenen Jahr in Kamerun und Niger 1200 Mediatoren gewonnen und ausgebildet, die wiederum andere auf der Straße und den Märkten, in Schulen, Kirchengemeinden und Universitäten über die Risiken der irregulären Migration aufklären. Wir waren in acht afrikanischen Ländern unterwegs. Wir arbeiten dort zum Teil, wie in Kamerun, mit Ministerien zusammen, die Ausbildungsprogramme und Projekte für Jugendliche anbieten. Die Kampagnen sind erfolgreich, der Bedarf ist aber immens. Deshalb werden wir auch für dieses Jahr wieder einen Antrag auf Förderung stellen.
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