Suchtbericht 2023
Suchtexperten fordern Restriktionen beim Alkohol
In Deutschland wird immer weniger geraucht und Alkohol getrunken. Doch der Konsum ist nach Ansicht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) immer noch zu hoch.
KNA & dpa
Mi, 26. Apr 2023, 20:30 Uhr
Panorama
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Auch in Sachen Tabakkontrolle und Tabakprävention bleibt nach Auffassung der Fachleute noch viel zu tun. So rauchten laut dem Jahrbuch im Jahr 2021 bundesweit 16 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer. Obwohl der Anteil weiter rückläufig sei, müssten die Schutzmaßnahmen konsequent fortgeführt und ausgebaut werden, sagte DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel.
Der Konsum von Fertigzigaretten sank 2022 um 8,3 Prozent auf 65,8 Milliarden Stück, was einem Pro-Kopf-Verbrauch von 791 Zigaretten entspricht (2021: 863). Das ist der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung 1990. Hinzu kamen laut dem Jahrbuch etwa 37,6 Milliarden selbstgedrehte Zigaretten, ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Der Konsum von Zigarren und Zigarillos ging um 8,9 Prozent auf 2,5 Milliarden Stück zurück. Insgesamt reduzierten sich die Ausgaben für Tabakwaren auf 27,1 Milliarden Euro im Jahr 2022 (minus 7,7 Prozent).
In den vergangenen Jahren hatten die Suchtberichte darüber hinaus einen Anstieg beim Konsum von Shisha-Wasserpfeifentabak aufgezeigt. Für 2022 sei kein Vergleich möglich, da der Verbrauch von Wasserpfeifentabak und erhitztem Tabak in neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht enthalten sei, sagte DHS-Geschäftsführerin Rummel. Bei den Themen Tabakprävention und Tabakkontrolle zähle Deutschland im internationalen Vergleich trotz der positiven Entwicklung weiter zu den Schlusslichtern, so Rummel. Auch beim Alkohol gebe es noch viel zu tun.
"Obwohl der Alkoholkonsum im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken ist, wird in Deutschland immer noch deutlich mehr getrunken als im weltweiten Durchschnitt", sagte der DHS-Vorstandsvorsitzende Norbert Scherbaum. Alkohol als vermeintliches Kulturgut sei gesellschaftlich breit akzeptiert. "Selbst geringe Mengen Alkohol können krank machen", schilderte der Alkoholforscher und Jahrbuch-Autor Ulrich John vom Uniklinikum Greifswald. Alkoholverzicht könne Frauen ein Plus an Lebenszeit von mindestens 16 Jahren einbringen, bei Männern seien es mindestens 10 Jahre.
Neben Präventionskampagnen etwa an Schulen fordern die DHS-Experten mehr politische Maßnahmen. "Hier geht es vor allem um drei Punkte: das Anheben der Alkoholpreise, eine Einschränkung der aktuellen 24/7-Verfügbarkeit und die Regulierung von Alkoholwerbung", sagte Rummel.
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