Fernsehen
Spurensuche: Spielfilme über den NSU
Die ARD bringt die Geschichte der mutmaßlichen NSU-Terroristen ins Fernsehen. Er versucht sich den NSU-Terroristen anzunähern, als seien sie Klassenkameraden gewesen.
Julia Kilian
Mi, 30. Mär 2016, 0:00 Uhr
Computer & Medien
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Während Zschäpe in Realität also in München vor Gericht steht, fragt der erste von drei ARD-Spielfilmen, "Die Täter – Heute ist nicht alle Tage": Wie kann so etwas passieren? Regisseur Christian Schwochow ("Novemberkind") sagt, er habe sich dem Nationalsozialisten Untergrund (NSU) – so weit man das tun könne – ohne Ideologie nähern wollen. Man hätte versucht, die Drei zu sehen, als seien sie Klassenkameraden, die man nicht richtig gekannt habe. Doch darf man das? Schwochow sagt, dieses Vorgehen sei auch in Teilen empathisch. Wenn es darum gehe, erst mal ganz nüchtern zu sehen, wo Rechtsextremismus wachse. Bis heute werde Rechtsextremismus als ostdeutsches Randphänomen beschrieben. "Wir wissen, dass es nicht stimmt." Der Zuschauer soll zum Mitdenken und Fühlen aufgefordert werden.
Der Zuschauer lernt Beate Zschäpe 1989/1990 in Thüringen kennen. Da ist sie noch mehr Beate als Zschäpe, trägt eine rosafarbene Jacke und freut sich, als Fremde ihr einen Walkman schenken. Bei Mutti im Plattenbau gibt es Geburtstagskuchen und im Supermarkt nach der Wende neue Waschmittelpackungen. In einer Szene hört man Kanzler Helmut Kohl von den "blühenden Landschaften" sprechen, die er dem Osten voraussagt. Dann taucht Beates Cousin mit Bomberjacke auf: "Willste mitkommen, mal ’ne Aktion machen?"
Was sich entwickelt, ist in manchen Szenen schwer auszuhalten. Uwe Mundlos (gespielt von Albrecht Schuch) redet bald von Ariern, die in ihrer in Reinkultur bedroht seien. Und auf einer Neonazi-Party singt dann irgendwann einer, dass die Beate Geburtstag hat, da "knallen wir den Ali mit nem Schießgewehr‘ ab. Dem NSU wirft die Anklage heute zehn überwiegend rassistisch motivierte Morde vor.
Man wollte nicht eine historische Geschichte aufarbeiten, sagt Produzentin Gabriela Sperl. Man wollte unter keinen Umständen allein die Geschichte des Trios abbilden. "Wir erzählen eine deutsche Geschichte", sagt sie. "Wir werfen Fragen auf." Ist Zschäpe da so reingerutscht, wie man halt in dem Alter in so einiges hineinrutscht? Was hat dazu geführt, dass sie in Parolen, Hass und Gewalt – so zeigt es zumindest der Film – aufgeht?
Für Schauspielerin Mühe war es schwer, beim Dreh abzuschalten. "Tagsüber ‚Heil Hitler‘ durch Jena zu grölen, lässt sich nicht so einfach abschütteln", sagte die 30-Jährige.
Insgesamt umfasst das ARD-Projekt "Mitten in Deutschland: NSU" drei Spielfilme und eine Dokumentation. Die Filme seien "eines der aufwendigsten, auch eines der schwierigsten Fernsehfilmprojekte", die die ARD in den vergangenen Jahren gezeigt habe, sagte Fernsehfilmkoordinator Jörg Schönenborn. Auch das ZDF hatte bereits einen Film über Zschäpe gemacht.
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