Interview mit Kurt Kaiser

Spitzensportler trotz Herztransplantation

Kurt Kaiser ist Spitzensportler. Und das, obwohl er schon 71 Jahre alt ist. Und obwohl er herztransplantiert ist. Drei Zischup-Reporter haben dem Schwarzwälder Fragen zu seiner Lebensgeschichte gestellt.  

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Kurt Kaiser 1996 bei den Winterspielen in Ruhpolding  | Foto: Privat
Kurt Kaiser 1996 bei den Winterspielen in Ruhpolding Foto: Privat
Zischup: Wie lange leben Sie schon mit einem Spenderherz?
Kurt Kaiser: Ich lebe jetzt schon seit 24 Jahren mit einem Spenderherz, was natürlich schon eine sehr lange Zeit ist.

Zischup: Was war der Grund für ein neues Herz?
Kaiser: Ich hatte eine zunehmend schwere Erkrankung am Herzen. Nach ärztlichem Rat entschied ich mich für eine Transplantation, welche zu dieser Zeit jedoch noch sehr umstritten war.

Zischup: Wie lange mussten Sie nach ihrer Entscheidung auf ein neues Herz warten?
Kaiser: Ich musste nur ein halbes Jahr warten. Zum damaligen Zeitpunkt war das Thema Organtransplantation noch nicht so bekannt. Heutzutage kann man sich das gar nicht mehr vorstellen.

Zischup: Wie verlief die Operation und wie erging es Ihnen danach?
Kaiser: Die Operation verlief erfolgreich und ich konnte meine Muskulatur, die durch die Länge der Herzerkrankung verkümmerte war, in kürzester Zeit wieder aufbauen.

Zischup: Wie hat sich Ihr Leben nach der Spende verändert?
Kaiser: Ich hatte anfangs keine Energie und keine Kraft mehr. Um wieder fit zu werden, habe ich angefangen, aktiv Sport zu treiben. Nach einem halben Jahr konnte ich dann auch wieder meine Arbeit bei der Firma Schmidt in St. Blasien aufnehmen.

Zischup: Was konnten Sie früher machen, was sie jetzt nicht mehr tun können?
Kaiser: Eigentlich nichts. Ich bin zwar alles erst einmal ganz langsam angegangen, konnte dann aber schon bald wieder alle Aktivitäten und Arbeiten gut bewältigen.

Zischup: Hat sich Ihre Sichtweise zum Thema Organspende seit Ihrer Operation verändert?
Kaiser: Da Organspenden zu dieser Zeit kaum bekannt waren, habe ich mir vorher auch noch keine Meinung bilden können.

Zischup: Haben Sie Respekt vor Leuten, die einen Spenderausweis besitzen?
Kaiser: Ja, weil ich es sehr bemerkenswert finde, dass es Leute gibt, die schwerkranken Menschen ihre Organe zur Verfügung stellen.

Zischup: Besitzen Sie auch einen Organspende-Ausweis?
Kaiser: Aber natürlich. Mir wurde schließlich durch eine Organspende das Leben gerettet. Da es zum damaligen Zeitpunkt noch keine Spenderausweise gab, trage ich einen Solchen erst seit dessen Einführung bei mir.

Zischup: Haben Sie vor ihrer Transplantation eigentlich auch schon Sport gemacht?
Kaiser: Ja, ich habe beim Fußball im Mittelfeld gespielt.

Zischup: Sie haben ja schon oft an den Sommerspielen für Herz- und Lungentransplantierte und an den Winterspielen für alle Organtransplantierte teilgenommen. Was hat Sie dazu bewogen?
Kaiser: Um meinen Muskelaufbau zu stärken, habe ich mit Langlauf begonnen. Mit zunehmender Fitness und Begeisterung für diesen Sport, entschloss ich mich bei den Spielen mitzumachen. Es erwies sich als Vorteil, da ich so immer in Form blieb und auch einige Medaillen gewann.

Zischup: Wie viele Medaillen haben Sie gewonnen und in was?
Kaiser: Ich habe schon zehn Gold-, 14 Silber- und 16 Bronzemedaillen gewonnen. Hauptsächlich habe ich bei den Winterspielen in den nordischen Disziplinen punkten können, also beim Langlauf, Langlaufstaffel und Biathlon. Bei den Sommerspielen habe ich beim 1500-Meter-Lauf und beim 4000-Meter-Lauf erfolgreich teilgenommen.

Zischup: Warum sind Sie eigentlich immer für das Schweizer Team gestartet?
Kaiser: In Deutschland war ich der einzige Herztransplantierte in meinen Disziplinen.

Zischup: Was war die wichtigste Erfahrung in Ihrer Sportlerlaufbahn?
Kaiser: Ich sowie alle anderen Wettkampfteilnehmer haben versucht, anderen Menschen zu zeigen, dass auch Transplantierte belastbar und leistungsstark sind.

Zischup: Wohin haben die vielen Wettkämpfe Sie schon geführt?
Kaiser: Ich war schon in vielen Ländern, beispielsweise der Schweiz, Österreich, Frankreich, Finnland, Schweden, Norwegen, Kanada, USA.

Zischup: Haben Sie noch mehr sportliche Ziele?
Kaiser: Wenn ich 2014 fit genug bin, werde ich vielleicht an den Sommerspielen in London und den Winterspielen für Herz- und Lungentransplantierte in Frankreich teilnehmen. Das wäre eine tolle Sache.

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