Blindgänger

Spezialist entschärft die Bombe im Freiburger Klinikviertel

1600 Freiburger mussten am Sonntagmorgen ihre Wohnungen verlassen, die Polizei sperrte die Straßen rund um die Freiburger Uniklinik weiträumig. Nach vier Stunden war der Spuk vorbei.  

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„Wir mussten viel Kraft aufwenden“: Mathias Peterle hält nach getaner Arbeit den Zünder in der Hand. Foto: Michael Bamberger

Die Bombe, die am Donnerstag im Stühlinger gefunden worden war, konnte problemlos entschärft werden.

Die Entschärfung

"Zur Routine wird es nie", sagt Mathias Peterle vom Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) aus Stuttgart, "jeder Fehler kann tödlich sein." Ein Restrisiko bestehe immer, deshalb sei auch eine weitläufige Räumung notwendig. Zum Glück ist dann doch alles gut gegangen (Liveticker zum Nachlesen). Die Spezialisten benötigen eine gute halbe Stunde, um die amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen. Bei dieser Bauart – das Fundstück wiegt fast 500 Kilogramm – sei der Zünder schwer zugänglich. "Wir mussten viel Kraft aufwenden", erklärt Peterle, in der Hand hält er den Zünder. Nebendran zurrt sein Kollege die verrostete Bombe auf der Ladefläche des Transporters mit Spanngurten fest. Wenig später geht’s nach Stuttgart. Dort wird die Bombe gelagert, bis sie schließlich in Scheiben geschnitten und dann im Ofen verglüht wird, wie Peterle erzählt.

Die Evakuierung

Bereits bis acht Uhr morgens sollten die Bewohner ihre Wohnungen verlassen haben – die meisten haben das auch. "Es nervt schon ein bisschen", sagt eine ältere Frau auf dem Weg zur Straßenbahn, "aber solange das Haus danach noch steht, ist alles gut." Gegen neun Uhr ziehen die Polizeibeamten – begleitet von Lautsprecherdurchsagen – in Zweierteams von Haus zu Haus und klingeln überall. Die Bewohner sind in den Vortagen per Zettel im Briefkasten vorgewarnt worden. "Wenn wir den Verdacht haben, dass noch jemand in der Wohnung ist, gehen wir mit der Feuerwehr rein", sagt Hauptkommissar Rocco Braccio. So weit kommt’s dann aber nicht. Die Polizei muss lediglich ein älteres Ehepaar aus dem Bett klingeln – die beiden hatten offenbar nichts von der Bombe mitbekommen. In einem Gebäude sitzen zwei Familien noch am Frühstückstisch. Zwischenfälle gibt es laut Braccio keine, alle Anwohner verhalten sich kooperativ.

Kurz vor der Entschärfung fliegt noch einmal ein Helikopter über den Stadtteil, die Besatzung sucht nach Menschen. Als sie grünes Licht geben, ziehen auch die Polizisten ab. Dann befindet sich nur noch der KMBD in der Gefahrenzone. Gegen Mittag, als die Bombe bereits entschärft ist, können die 1600 Freiburger zurück in ihre Wohnungen. Die Straßensperrungen werden aufgehoben.

"Zur Routine wird es nie."Mathias Peterle vom KMBD
Die Evakuierung wirkt sich auch auf die Uniklinik aus. Bereits am Samstag ist ein Teil der 60 betroffenen Patienten auf andere Stationen verlegt worden. "Alles nach Plan" – so lautet das Urteil des Ärztlichen Direktors Hartmut Bürkle nach der Evakuierung: "Keiner der Patienten war beunruhigt." Einen Notfall habe es in der Zeit gegeben, das betroffene Kind habe behandelt werden können. Nachdem die Bombe entschärft ist, werden die Patienten wieder in ihre ursprünglichen Zimmer verlegt. "Das sind nur logistische Schwierigkeiten", sagt Bürkle, "darin sind wir geübt."

Der Zeitvertreib

Wer nirgends anders Zuflucht gefunden hat, hat die Möglichkeit, in der Kantine des Technischen Rathauses Kaffee zu trinken und Brezeln zu essen. Neben dem Roten Kreuz sind Malteser, ein Notarzt, Feuerwehr und das Amt für öffentliche Ordnung vor Ort, und auch Finanzbürgermeister Otto Neideck schaut kurz vorbei. "Wir wurden rührend versorgt", sagt ein junger Mann, der mit seiner Freundin an der Büggenreuterstraße wohnt und gerade aus der Kantine kommt. "Drinnen gab’s vor allem Klatsch aus dem Wohnviertel", erzählt er.

Die Presse muss draußen bleiben, durchs Fenster aber sieht man Kinder spielen, manche lesen ein Buch, andere unterhalten sich. 55 Menschen zählt Martin Roesen, einer der Einsatzleiter der Integrierten Leitstelle, am Ende der Evakuierung. Als dann die Meldung kommt, dass alles gut verlaufen ist, machen sich die Menschen schnell auf den Weg in ihre eigenen vier Wände. Jetzt, da es dort wieder sicher ist.

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