Insektenforscher
Skurrile Tarnung: Käfer reist als Ameisen-Po
Per Anhalter durch den Dschungel, an Bord eines äußerst wehrhaften Transportmittels: Ein kleines Käferchen reist ebenso faul wie sicher umher. Perfekt ist auch die Tarnung des Winzlings.
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DARMSTADT (dpa). Das Leben im Dschungel ist gefährlich. Besonders als kleiner Käfer ist es dort alles andere als einfach, von A nach B zu kommen. Überall lauern fiese Fressfeinde – und anstrengend ist es auch, so ganz allein über Stock und Stein zu krabbeln. Eine Käferart hat deshalb einen schlauen Trick erfunden. Die Tiere halten sich an Ameisen fest – und tarnen sich als deren Hinterteil.
Die in Süd- und Mittelamerika lebenden Wander-, Treiber- oder auch Heeresameisen durchstreifen bei langen Raubzügen die Umgebung ihrer Nester, der sogenannten Biwaks. In Wanderphasen werden diese jede Nacht an einem neuen Platz angelegt. Mitbewohnern und Schmarotzern bleibt dann nur, eiligst mitzuziehen. Nymphister kronaueri hat für die regelmäßigen Umzüge einen ebenso sicheren wie energiesparenden Weg gefunden: Die Käfer umklammern mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen die Hüften ihrer Wirte, Ameisen der Art Eciton mexicanum.
Dem Forscherteam, darunter Biologen der Technischen Universität Darmstadt, war zunächst aufgefallen, dass manche Ameisenhinterteile anders schimmerten: Das Licht der Stirnlampen sei bei ihnen anders reflektiert worden, erklärt TU-Forscher Christoph von Beeren, Erstautor einer im Fachjournal BMC Zoology veröffentlichten Studie.
Von oben war außer diesem Unterschied kaum etwas zu bemerken, da der rundliche Käfer dem Hinterteil der Ameisen in Form und Größe sehr ähnelt. Erst ein Blick von der Seite zeigte den Passagier, der es sich auf dem Ameisengesäß bequem gemacht hatte. Bei genauerer Betrachtung fiel den Forschern auf, dass die Feinstruktur der Oberfläche von Ameise und Käfer Ähnlichkeiten aufweist. Sie vermuten, dass sich die Käfer auf diese Weise besser tarnen und in die Kolonien integrieren können.
Das Hinterteil von Ameisen scheint generell ein recht beliebtes Plätzchen für Mitreisende zu sein: Schon 1932 entdeckte der deutsche Entomologe August Reichensperger den Käfer Latronister rugosus – allerdings auf der Unterseite von Ameisengesäßen.
Weltweit gibt es viele Lebewesen, die die Vorteile eines Lebens in Ameisennestern nutzen. "Es gibt eine Vielzahl von Käfern und anderen Tieren, die sich gerne in der Nähe von Ameisen aufhalten", sagt Damir Kovac vom Forschungsinstitut Senckenberg. Unter anderem mischten sich bestimmte Silberfische, Milben, Fliegen und Tausendfüßler unter die Völker. Die kleinen Mitbewohner sind so besser vor Räubern geschützt, manche naschen am Futterlager in den Nestern mit – so wie auch der neu entdeckte Käfer.
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