Gegen Diskriminierung
Simbabwe kürt seine erste Albino-Schönheit
Im Südosten Afrikas ist zum ersten Mal eine "Miss Albino" gekürt worden, um der Diskriminierung der Betroffenen entgegenzuwirken.
dpa
So, 18. Mär 2018, 18:52 Uhr
Panorama
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HARARE (dpa). In Tansania und Malawi fürchten Albinos um ihr Leben, in vielen Ländern Afrikas werden Menschen mit der Pigmentstörung diskriminiert. In Simbabwe soll die erste Wahl einer "Miss Albino" nun dazu beitragen, die Stigmatisierung zu beenden.
"Als Miss Albino Simbabwe will ich für die Rechte von Kindern mit Albinismus kämpfen", sagt Mutukura nach dem Wettbewerb in Harare. Die Sozialarbeitstudentin kommt aus dem Ort Marondera südöstlich der Hauptstadt Harare, in dem Menschen mit Albinismus in großer Armut leben, wie sie erklärt. "Sie können sich keine Sonnencreme leisten" – unabdingbar für diejenigen, die mit dieser Pigmentstörung geboren wurden. Die 22-Jährige will nun unter anderem Spenden sammeln.
Bei Menschen mit Albinismus ist die Bildung des Pigments Melanin gestört, was zu heller Haut und hellen Haaren führt. Einer von 5000 bis 15 000 Menschen, die in Afrika südlich der Sahara leben, hat nach Angaben des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) Albinismus. Bei Europäern oder Nordamerikanern ist der Anteil demnach etwas geringer, er liegt bei etwa 1 zu 20 000. Menschen mit Albinismus sind besonders empfindlich für Sonnenbrand und Hautkrebs. Sehschärfe und räumliches Sehen können ebenfalls eingeschränkt sein.
In manchen afrikanischen Ländern herrscht der Aberglaube, die Körperteile, Haare und Haut von Menschen mit Albinismus besäßen magische Kräfte. Viele werden Opfer von Gewalt, oft werden ihre Körperteile verkauft und etwa von traditionellen Heilern für Tränke verwendet, die Glück oder Reichtum bescheren sollen. Das OHCHR nennt dies einen "lukrativen und makabren Markt". Seit 2006 kam es demnach in 28 Ländern südlich der Sahara zu mehr als 600 Angriffen auf Menschen mit Albinismus. Die Dunkelziffer liegt noch deutlich höher.
Menschen mit der Pigmentstörung werden in vielen Ländern Afrikas diskriminiert und marginalisiert. Die Geburt eines solchen Kindes werde in Simbabwe traditionell als Fluch angesehen, erklärt Loveness Mainato von der "Albino Charity Organisation" Simbabwes. Ihr Ehemann ließ sich von ihr scheiden, nachdem sie zwei Kinder mit Albinismus zur Welt gebracht hatte. "Wir werden Geister genannt, und die meisten Eltern lassen ihre Kinder nicht mit Kindern mit Albinismus spielen", sagt Gwenlisa Marange, die Gründerin der "Alive Albinism Initiative".
Mit dem Wettbewerb "Miss Albino Simbabwe" will Brenda Mudzimu dies ändern. Die 34-jährige Organisatorin hat selber Albinismus. Sie erinnert sich, wie sie als Mädchen gehänselt wurde. Aus ihrer Sicht sind Schönheitswettbewerbe ein gutes Mittel, um in der Gesellschaft die Wahrnehmung rund um Albinismus zu verändern. Doch die meisten Wettbewerbe würden Menschen mit Albinismus übergehen, sagt sie. "Da habe ich mir gedacht: Warum nicht einen Eigenen gründen, um unsere Schönheit der Welt zu zeigen." Mit großer Mühe stellte Mudzimu den ersten Wettbewerb dieser Art in Simbabwe auf die Beine.
Rund 150 Zuschauer jubelten am Freitagabend den 13 Kandidatinnen zu, die sich um den Titel der Schönheitskönigin bewarben. Doch von der Regierung Simbabwes und dem Privatsektor kam für den Wettbewerb keine Unterstützung, wie Mudzimu kritisiert – lediglich ein Unternehmen leistete einen Beitrag. Der Gewinnerin könne sie somit als Preisgeld lediglich 85 Dollar (etwa 70 Euro) aus ihrer eigenen Tasche geben.
Doch die 34-Jährige will sich nicht beirren lassen. Im nächsten Jahr will Mudzimu den zweiten Schönheitswettbewerb für Menschen mit Albinismus in Simbabwe organisieren. "Wir sind auf unsere eigene Art schön, und wir sollten feiern, wer wir sind."
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