Selten ist Blasmusik so flott und komplex
90 Musikerinnen und Musiker aus 38 Ortenauer Musikvereinen haben sich erneut zum Sinfonischen Verbandsblasorchester zusammengefunden. Das Konzert am Freitag sorgte für eine fast ausverkaufte Sternenberghalle in Friesenheim.
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Kealy und Müller sind beide – mit einigem zeitlichen Abstand – durch die Schule der amerikanischen Dirigentin Mallory Thompson gegangen. Vielleicht meint man deshalb, eine hohe Übereinstimmung im Stil der beiden zu erkennen. Müller und Kealy dirigieren elegant und schwungvoll, spannungsgeladen und präzise. Und das Orchester agiert wach und auf höchstem Niveau. Dabei gibt es zum Beispiel mit "Angels in the architecture" von Frank Ticheli ein Werk der Höchststufe zu bewältigen, das verschiedene Musikstile, hohe Dynamik, komplizierte Rhythmik und reibende Harmonien kombiniert. Hier wie auch bei "Rubicon" von Bert Appermont übernimmt Sopranistin Anja Lehmann den anspruchsvollen Gesangspart. Ihre klare, kraftvolle und warme Stimme ist ein Highlight im Konzertprogramm, das ausschließlich mit zeitgenössischen Originalkompositionen für Blasorchester bestückt war. Für die Interpretation der 2017 uraufgeführte Komposition "Melancholy moment" konnten Orchester und Dirigent die Anerkennung des Komponisten Hubert Hoche persönlich entgegennehmen. Der über längere Strecken dunklen Grundierung des Stückes, der sirrenden Nervosität und den bedrohlichen Untertönen der Bläser stehen hier rhythmisch hochkomplexe Partien der Schlagwerksabteilung gegenüber. Mit "Be ever the hope" von Jay Kennedy aus dem Jahr 2022 und der deutschen Erstaufführung von "The ambitious plan" des spanischen Komponisten Jose Alberto Pina erwies sich das Orchester vollends auf der Höhe der Zeit.
Nicht nur den klassischen Blasinstrumenten wurden zuweilen ungewohnte Töne entlockt bei diesem Konzert, sondern in "Rubicon" auch einer Duduk, einem Doppelrohrblatt-Instrument aus Armenien. Bei den "Angels in the architecture" kamen Plastik-Heulrohre zum Einsatz, die das wolkig-traumhafte des Werks wirkungsvoll in Szene setzen.
Das Publikum applaudierte am Ende stehend – und bekam mit den "Arabian dances" von Brian Belmages noch einen Höhepunkt dazu geschenkt. So flott und beschwingt, zugleich rhythmisch komplex und vielschichtig hört man Blasmusik nicht oft – so aufgekratzt kann man ein Publikum aber auch nicht nach Hause entlassen.
Das weiß ein erfahrener Orchesterleiter wie Rüdiger Müller natürlich und beendet das gut zweistündige Konzert träumerisch schön und herzerwärmend mit einer Blasorchester-Adaption von Eric Whitacres "The seal lullaby". Blasmusik auf höchstem Niveau – ein rundum gelungenes Konzert.
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