Filmdoku
Selena Gomez erzählt in "My Mind and Me" von ihren dunkelsten Geheimnissen
Selbstzweifel, Depressionen, Ängste: Der Dokumentarfilm "Selena Gomez – My Mind and Me" zeigt den Weltstar im Kampf mit psychischen Krankheiten – und ist dabei überraschend tiefgründig.
Di, 15. Nov 2022, 10:00 Uhr
Kultur
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Rückblende ins Jahr 2019: Gomez sitzt müde auf einem Schminkstuhl, um sie herum huschen Make-up-Artisten, tragen Lidschatten auf, bessern den Lipgloss nach, glätten ihre dunklen Haare. Gomez’ Blick geht starr ins Leere. Nebenan auf dem Sofa sitzt ihre beste Freundin Raquelle Stevens, die Gomez besorgt beobachtet. Mit diesem besorgten Blick dürfen auch wir auf einen Lebensabschnitt von Gomez blicken, der geprägt ist von Krankheit und Ängsten. Gomez leidet an der Autoimmunerkrankung Lupus, in der Doku stehen aber ihre psychischen Krankheiten im Fokus: eine bipolare Störung, Depressionen, Panikattacken, Angstzustände. "Ich habe alles erreicht, was ich mir jemals erträumt hatte...", sagt Gomez in einer Szene aus dem Off, "aber es hat mich umgebracht".
Nach diesen Worten bricht ein Gewitter aus Fotoblitzlichtern los, Fans kreischen, Journalisten rufen ihren Namen. Es ist 2016, Gomez steht kurz vor ihrer großen Welttournee "Revival", mit der sie sich von ihrem Disney-Girl-Image befreien will. Die endgültige Trennung vom Sänger Justin Bieber liegt gerade hinter ihr, Fragen rund um die Beziehung begleiten sie noch Jahre später. Doch darum geht es nicht, was so manchen Selenator (so nennen sich die Gomez-Fans) enttäuschen dürfte. "Wann werde ich endlich alleine genug sein?", fragt Gomez stattdessen.
Bereits vor der Show ist sie in Tränen aufgelöst. Mit schnellen Schnitten bei wachsendem Lärm spürt man beklemmend den Druck, der dann folgt. 55 erfolgreiche Auftritte hält sie durch. Dann ist Schluss: Gomez sagt, sie kann nicht mehr. Die Tournee wird beendet. Nervenzusammenbruch.
Von da an sieht man Gomez sehr oft im Bett liegen. Versteckt hinter Kissen, die Schminke vom Weinen verschmiert, verquollene Augen. Gomez spricht erstmals öffentlich über ihre psychischen Probleme, will Aufmerksamkeit dafür schaffen und anderen helfen. Das ist ihre selbsterschaffene Mission, an der sie sich festklammert und aus der sie Kraft schöpft. So spendete sie an das Kinderhilfswerk WE Charity, unterstützte eine Mädchenschule in Kenia und gründete 2020 den "Rare Impact Fund", um für junge Menschen kostenlose Ressourcen für mentale Gesundheit zu schaffen.
Das hilft ihr, aber heilt sie nicht. Der Stress im Alltag ist weiter hoch. Als es wieder auf die Bühne gehen soll, klappt nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hat. Sie verlässt plötzlich ein Meeting, die Hinterbliebenen im Raum sagen nur: "Das war vielleicht wieder zu viel Stress." Und man fragt sich die ganze Zeit: Nimmt ihr Umfeld sie überhaupt ernst? Und: Hätte nicht schon jemand viel früher, vor dem Start der großen "Revival"-Tour, merken können, dass es für sie viel zu viel Druck ist? Offensichtlich schon, denn ihre Selbstzweifel und Ängste hat sie nie versteckt.
Video: Offizieller Trailer von "Selena Gomez – My Mind and Me"
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Zwar wird sie immer wieder gefragt: "Ist das zu viel?" – aber natürlich erst nachdem der bis zum Platzen vollgepackte Wochenplan mit Auftritten und Interviews erstellt wurde. Warum war Gomez es, die während der Tournee aus letzter Kraft die Notbremse ziehen musste? Hätte man nicht Schlimmeres verhindern können?
Diese Fragen stellt der Film aber nicht. Er will nicht anecken. Das ist auch typisch Gomez: Sie sieht die Fehler nur bei sich selbst. Doch auch der richtige Umgang mit Menschen, die psychische Probleme haben, wäre ein wichtiges Thema für die Doku gewesen. Ebenso wenig wird erwähnt, ob Gomez in Therapie geht oder woher sie sich Hilfe holen konnte – eine eigentlich essenzielle Frage im Kampf gegen psychische Krankheiten.
Schließlich verspricht die Dokumentation kein Happy End, sondern zeigt die schonungslose Realität: Gomez geht es deutlich besser, aber noch ist nicht alles wieder gut. Es wird schmerzlich bewusst, dass psychische Gesundheit nichts ist, was man schnell mal erreichen kann. Und so endet der Film mit ihren Worten "I’m a work in progress" ("Ich bin noch nicht fertig"). Aber auch mit der wachsenden inneren Stärke: "Ich bin genug" – "I am enough".
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