Vereint im Verein
"Selbstbestimmt digital" will zu einem kritischen Umgang mit dem Internet anregen
VEREINT IM VEREIN: "Selbstbestimmt digital" gegen Fatalismus.
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FREIBURG. Wer sich ihrem Infostand in der Innenstadt am Montag nähert, tut gut daran, auf den Boden zu schauen: "Sie stehen im Internet!" haben die Mitglieder des Vereins "Selbstbestimmt digital" aufs Pflaster geschrieben. Das gilt natürlich im doppelten Sinne, aber das sei den meisten Menschen zu wenig bewusst, finden die Engagierten, die sich im Februar zusammengetan haben. Ihr Ziel: aufklären, zu einem kritischen Umgang mit dem Internet beitragen – in einer neuen Bewegung, die so stark wie die Umweltbewegung der 1980er werden soll.
Sie informieren – zum einen am Stand, wo sie mit der gesamten Bevölkerung in Kontakt kommen und nicht auf ihre Freundeskreise begrenzt sind, sowie in Workshops, für die keine großen Vorkenntnisse nötig sind. Bislang seien sehr verschiedene Menschen gekommen, vom Abiturienten bis zur Rentnerin.
Immer geht es ums geschärfte Bewusstsein dafür, dass alle Internetnutzer für angeblich kostenlose Angebote mit schwer kalkulierbaren Risiken bezahlen: Sie liefern ihre Daten ab und können nicht einschätzen, was geschieht – weder im kommerziellen Bereich, wo die Datensammelwut gigantische Ausmaße erreicht, noch in politischer Hinsicht, Stichwort Vorratsdatenspeicherung. "Was ist, wenn sich in 20 Jahren die politischen Systeme geändert haben und Methoden üblich werden, die bisher ausgeschlossen scheinen?" fragt Jonas Vollmer.
"Schade, dass nicht mehr Menschen George Orwell gelesen haben", bedauert Helge Piepenburg – im Roman "1984" hatte der amerikanische Autor in der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre einen Überwachungsstaat geschildert. Dem Fatalismus, der bei solchen Überlegungen entsteht, setzen die bisher überwiegend männlichen und akademischen, selbstbestimmten Digitalisten konkrete Tipps entgegen: Zum Beispiel Add-Ons und Plug-Ins gegen Tracking sowie die Verschlüsselung von E-Mails. Das sei alles einfacher, als die meisten denken, betonen sie – genau wie die Nutzung alternativer Suchmaschinen wie "Duckduckgo" oder "Ixquick". Jonas Vollmer war einer der Gründer von "Selbstbestimmt digital". Seit den Enthüllungen von Edward Snowden war klar, dass er was tun wollte – umso mehr, weil er Politik, Geschichte und Deutsch auf Lehramt studiert hat und Schülern nicht nur Grundwerte vermitteln will, die ihm immer gefährdeter erscheinen. Auch Helge Piepenburg ist angehender Lehrer, für Geographie, Mathematik und Biologie. Hauke Wendland gehört mit 36 Jahren zu den Älteren und ist Ingenieur. Bei Claus-Georg Nolte (29) passt die Doktorarbeit, die er als Volkswirtschaftler am Institut für Informatik und Gesellschaft schreibt, perfekt zum Verein: "Bedroht die Monopolstellung von Google und Facebook die Privatsphäre?"
Gegründet: Februar 2015.
Mitglieder: 10.
Angebot: Vorträge und Workshops; Austausch über digitale Themen; jeden zweiten Montagabend Vereinstreffen; Infostände und Teilnahme an Demos.
Mitgliedsbeitrag: 10 Euro/Jahr.
Kontakt: http://www.selbstbestimmt-digital.de
Termine: Das nächste Vereinstreffen ist am Montag, 17. August, 19.30 Uhr. Normalerweise sind die Treffen bei der Evangelischen Studierendengemeinde in der Turnseestraße 16, dieses Treffen aber findet wegen der Ferien an einem anderen Ort statt, der auf der Homepage erst noch bekanntgegeben wird. Für Samstag, 22. August, ab 13.30 Uhr ruft der Verein mit anderen Gruppen und Parteien zur Teilnahme an der bundesweiten "Freiheit statt Angst"-Demo-Tour auf. Beginn ist am Augustinerplatz.
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