Selbst ist der Azubi

Wer eine Lehre beginnt, muss in der Regel zum ersten Mal weitreichende Entscheidungen über Geld treffen / Ein paar Tipps.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen

In den nächsten Wochen beginnt für viele Schulabgänger mit der Ausbildung ein neuer Lebensabschnitt. Mehr als eine halbe Million Azubis waren es im vergangenen Jahr. Der Berufseinstieg zwingt dazu, eine Reihe von Entscheidungen zu treffen, vor allem im Umgang mit Geld und Versicherungen. Viele solcher Dinge müssen die Azubis zum ersten Mal in ihrem Leben selbst regeln. Dabei lohnt es sich besonders, aufs Geld zu achten, denn viele Lehrlingslöhne sind bescheiden.

Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) verdienten westdeutsche Azubis im vergangenen Jahr durchschnittlich 802 Euro. Die Spannbreite der Vergütungen aber ist erheblich. Angehende Bauleute rangieren mit durchschnittlich 1030 Euro pro Monat vorn. Bescheiden fallen die Entgelte dagegen bei Friseuren mit 434 Euro im Westen aus. Pech für Azubis: Der Mindestlohn von 8,50 Euro brutto die Stunde gilt für sie nicht. Bei so geringen Entgelten lohnt sich der Preisvergleich bei allen Ausgaben, die fällig werden oder zu denen Fachleute raten.

Lange Gesichter gibt es oft bei der ersten Lohnabrechnung. Unter dem Strich bleibt netto viel weniger übrig, als die Vergütung eigentlich ausweist. Beiträge zur Arbeitslosen-, Renten-, Pflege- und Krankenversicherung müssen bezahlt werden, sofern das Entgelt mehr als 325 Euro beträgt. Ab dieser Grenze teilen sich Arbeitgeber und Azubi die Beiträge zur Hälfte. Bis zu diesem Wert bezahlen die Arbeitgeber die Abgaben alleine. Sparen lässt sich bei der Krankenversicherung. Alle anderen Beiträge sind gesetzlich festgelegt. Azubis können sich bis 14 Tage nach Beginn der Ausbildung eine gesetzliche Krankenkasse aussuchen. Sonst bleiben sie in der elterlichen Kasse. Bekannt sind Einrichtungen wie die AOK, die Barmer GEK oder die Techniker Krankenkasse (TK). Aber es gibt bundesweit 123 Krankenkassen, zwischen denen man sich entscheiden kann, und deren Beitragssätze unterschiedlich sind. Die Höhe hängt kaum von den Leistungen ab. 95 Prozent davon sind per Gesetz festgelegt. Damit wird sichergestellt, dass jeder und jede Deutsche bei Krankheit alle notwendigen Behandlungen erhält. Derzeit kostet die Krankenversicherung Azubis 7,3 Prozent vom Bruttoentgelt. Bei einer Vergütung von 700 Euro sind das 51,10 Euro. Dazu erheben viele Krankenkassen aber lohnabhängige Zusatzbeiträge. Hier können Lehrlinge etwas sparen, wenn sie eine preiswerte Kasse auswählen.

Steuern müssen die meisten Azubis noch nicht bezahlen, weil das Existenzminimum steuerfrei ist und viele Vergütungen nicht so viel einbringen. Wenn das Entgelt allzu niedrig ist, hilft der Staat mit der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB). Die Höhe des Zuschusses, der nicht zurückgezahlt werden muss, richtet sich nach verschiedenen Faktoren, zum Beispiel dem Einkommen der Eltern oder der Entfernung zwischen Elternhaus und Arbeitsplatz. Ob und wie viel Beihilfe gewährt wird, entscheidet die Arbeitsagentur. Auf deren Internetseite gibt es hier Informationen und das entsprechende Antragsformular: mehr.bz/bab.

Mit dem Einstieg ins Berufsleben steht man auch privat immer mehr auf eigenen Beinen und muss Risiken immer häufiger selbst übernehmen. Versicherungen decken fast alle Gefahren ab. Dazu gehört die private Haftpflichtpolice. Sie springt zum Beispiel ein, wenn ein Wasserschlauch platzt und die Nachbarwohnung unten vollläuft und renoviert werden muss. Solange Azubis nicht verheiratet sind, gilt die elterliche Haftpflichtversicherung für sie mit. Ansonsten, oder nach der Ausbildung, raten alle Experten zu einer eigenen Police. Sie kostet etwa 50 Euro im Jahr. Single- und Selbstbehalttarife liegen sogar noch darunter.

Versicherungsvertreter neigen aus Eigennutz dazu, die Risiken des Lebens hochzuspielen; sie wollen ihren Kunden oft mehr andrehen, als nötig ist. "Azubis sollten sich nicht die erstbeste Versicherung aufschwatzen lassen", warnt der Bund der Versicherten (BdV) vor allzu großem Vertrauen in die Ratschläge der Vertreter. Tipps für junge Leute hält der Verband in einer Broschüre bereit, die hier im Netz kostenlos abgerufen werden kann: mehr.bz/azubi-versicherung. Die Rente und der Gedanke daran liegen Azubis noch fern. Dennoch empfehlen die Fachleute den Abschluss einer so genannten Riester-Rente.

Hier schießt der Staat zu den Beiträgen kräftig etwas zu. Ohne es zu bemerken, summieren sich im Verlauf der nächsten Jahrzehnte erhebliche Summen auf dem Konto. Dafür muss man vier Prozent des Bruttolohnes sparen. Bei 700 Euro Vergütung sind das 28 Euro im Monat oder 336 Euro im Jahr. Azubis gibt der Staat am Anfang eine Prämie von 200 Euro dazu. Jedes Jahr schießt die öffentliche Hand dann noch 154 Euro Zuschuss in den Vertrag. Allerdings sollten auch hier die vielen Angebote verglichen werden. Hilfreich sind die Tipps der Finanzexperten von der Stiftung Warentest: mehr.bz/riester-rente

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel