Mobilität
Seit einem Jahr rollen E-Scooter über Deutschlands Straßen
Für die einen stehen sie für moderne Mobilität, andere warnen vor Chaos und Unfallgefahren: Elektro-Tretroller sind seit einem Jahr im deutschen Straßenverkehr unterwegs.
dpa
So, 14. Jun 2020, 18:15 Uhr
Panorama
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Den Kommunen geht es vor allem um zusätzliche Möglichkeiten zum Schutz von Fußgängern. "Für besonders stark besuchte Orte wie vor historischen Sehenswürdigkeiten und auf Plätzen mit vielen Menschen muss die Leistung der Roller auf Schrittgeschwindigkeit begrenzt werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy. Ältere und Kinder müssten sich dort angstfrei bewegen können. Ohne eine Tempo-Drosselung hätten E-Tretroller übrigens auch in Fußgängerzonen nichts verloren.
Her müsse zudem ein neues Verkehrszeichen "Elektrokleinstfahrzeuge verboten", damit städtische Behörden in sensiblen Bereichen eine Benutzung klar ausschließen können. Der Bund sollte, so Dedy, eine für Ende des Jahres angekündigte erneute Novelle der Straßenverkehrsordnung nutzen, um diese zusätzlichen Regelungen für E-Tretroller zu ermöglichen.
An diesem Montag ist es ein Jahr her, dass sogenannte E-Scooter zum Straßenverkehr zugelassen wurden. Eine seit 15. Juni 2019 geltende Verordnung legt technische Voraussetzungen und Verhaltensregeln fest. Die Gefährte dürfen zwischen 6 und 20 Kilometer pro Stunde schnell sein. Gefahren werden muss auf Radwegen – gibt es keine, auf der Fahrbahn. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) warb zum Start für eine "echte zusätzliche Alternative zum Auto" etwa für die "letzte Meile" von Zuhause zur Bahnstation oder vom Bus zum Büro.
"Vor einem Jahr gab es einen großen Hype um die E-Tretroller. Viele Menschen wollten sie ausprobieren", sagte Dedy. Der Start sei aber auch "etwas chaotisch" gelaufen, man habe mit Leih-Anbietern erst Regeln klären müssen. Denn ungeordnetes Abstellen der Roller irgendwo am Straßenrand, auf Bürgersteigen oder Plätzen sorgte anfänglich für "Frust und Ärger". Das habe man häufig ausräumen können.
Der TÜV-Verband sieht ebenfalls Nachholbedarf in Sachen Sicherheit, auch wenn inzwischen alle eine "steile Lernkurve" hingelegt hätten: Nutzer, Verleiher, Polizei, Behörden. E-Scooter hätten sich in vielen Städten als zusätzliche Option etabliert, sagte Geschäftsführer Joachim Bühler. Immer wieder komme es aber auch zu Unfällen, teils mit schweren Verletzungen. Der Verband befürworte deswegen eine Helmpflicht – amtlich werden Helme empfohlen. Sinnvoll wäre außerdem, ein Bremslicht auf der Rückseite und Blinker verpflichtend zu machen. Einhändiges Fahren zum Anzeigen von Fahrtrichtungswechseln sei nicht praktikabel, da die meisten E-Scooter leicht ins Schlingern gerieten.
Eine erste Zwischenbilanz zur Verkehrssicherheit will das Ministerium bis Jahresende vorlegen. Welche Rolle die Gefährte für die Mobilität spielen können, muss sich zeigen. "Sie verbreitern den Verkehrsmix in den Städten", sagte Dedy. Bei der nötigen Verkehrswende hin zu weniger Emissionen und Lärm stünden sie nicht im Mittelpunkt. "Aber ein bisschen können sie auch beitragen."
Inzwischen hat das Kraftfahrt-Bundesamt 96 Allgemeine Betriebserlaubnisse für E-Scooter-Modelle erteilt. Offizielle Angaben zur Zahl der einzelnen Exemplare gibt es aber trotz Versicherungspflicht nicht. Leihroller sind in mehreren Metropolen zu haben.
Seit vergangenem Jahr haben die Gefährte mit offizieller Bezeichnung "Elektrokleinstfahrzeuge" auch einen Bundesverband. Der fordert, E-Tretroller mit dem Fahrrad gleichzustellen.
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