Studium

Seit diesem Wintersemester wird die Lehrerausbildung reformiert

Das Lehramtsstudium ist auf Bachelor und Master umgestellt – und bringt Unis und Pädagogische Hochschulen näher zusammen  

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Die Ausbildung zum Lehrer wird reformiert.   | Foto: dpa
Die Ausbildung zum Lehrer wird reformiert. Foto: dpa

FREIBURG. Ein Startschuss war in der Öffentlichkeit nicht zu hören. Dennoch hat die wohl tiefgreifendste Reform der Lehrerbildung seit mehr als 50 Jahren mit diesem Wintersemester an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (PH) im Land begonnen. Sie verändert nicht nur die Bildungsgänge. Auf längere Sicht wird sie dafür sorgen, dass die Unterschiede zwischen den Hochschulen im Land weiter wachsen.

Bund und Länder haben sich auf die Fahnen geschrieben, die Lehrerausbildung besser, das heißt praxisnäher zu gestalten. Dem dient die nun angelaufene Reform der Studiengänge. Mit Wettbewerben hatten Bund und Land Geld und damit Schwung in die Entwicklung gebracht. In Freiburg wollen Universität und PH intensiv zusammenarbeiten, was jetzt in Anwesenheit von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer vertraglich besiegelt worden ist. Mit 6,9 Millionen Euro aus dem Bundeswettbewerb und weiteren 1,7 Millionen Euro aus einem Wettbewerb des Landes ist das Projekt, ein Netzwerk namens Face (für Freiburg Advanced Center of Education), reichlich finanziert. Es soll den künftigen Masterstudiengang für Lehrkräfte der beiden Sekundarstufen plus begleitende Bildungs- und Beratungsangebote organisieren – das sogenannte Freiburger Modell.

Dieser neue Studiengang wird 2018 starten. Denn erst dann stehen Bachelorstudenten vor der Tür, die drei Jahre lang zwei Hauptfächer studiert haben, wie es für Lehrkräfte verlangt ist. Diese neuen Studiengänge, die in diesem Wintersemester gestartet sind, legen aber in Freiburg die Absolventen nicht aufs Lehramt fest: Er erlaubt auch ein anschließendes Fach-Masterstudium. In den Naturwissenschaften gibt es jedoch Probleme mit dem Übergang, weil das in diesem Bachelorstudium vermittelte Fachwissen als nicht ausreichend gilt.

Auch in Heidelberg wird kooperiert: Universität und PH haben eine gemeinsame "School of Education" gegründet, an der die Lehramtsstudiengänge stattfinden – und die ebenfalls mit Millionenhilfen aus den Wettbewerben von Bund und Land ausgestattet ist. Solche Kooperationen sind angesichts der gewachsenen Anforderungen an die Lehrerbildung sinnvoll: An der PH ist der didaktische und pädagogische Sachverstand weit stärker vertreten als an der Universität. Die kann dagegen jenes Fachwissen auf Höhe der Forschung vermitteln, das bei Lehrkräften auch der Sekundarstufe I für erforderlich gehalten wird.

Die Universität Tübingen hat ihr Zentrum für Lehrerbildung ohne PH-Hilfe in eine "School of Education" umgewandelt, und die Universität Konstanz baut die neuen Lehramtsstudiengänge in Zusammenarbeit mit der PH des Schweizer Kantons Thurgau auf. Rund um die Landeshauptstadt gibt es ein Netzwerk zwischen den Universitäten Stuttgart und Hohenheim, Stuttgarter Kunstakademie und Musikhochschule sowie der PH Ludwigsburg, in das auch staatliche Lehrerseminare und Schulen eingebunden sind – ebenso wie in den anderen Kooperationen. Alle Standorte entwickeln ihre eigenen Studiengänge. Sie alle aber müssen, wie Theresia Bauer betont, "anschlussfähig" zu anderen Studienangeboten sein, damit Studenten der Wechsel des Faches und des Studienziels möglich ist.

Um künftig Lehrkräfte für weiterführende Schulen auszubilden, muss eine PH einen universitären Kooperationspartner finden. In Karlsruhe laufen Verhandlungen zwischen KIT und PH, die bestehende Kooperation zu erneuern. Zu den Wettbewerben von Bund und Land hatten sie keinen preiswürdigen Beitrag eingereicht, müssen also die Organisation ihrer Zusammenarbeit allein finanzieren. In Weingarten und Schwäbisch Gmünd fehlt derzeit der PH ein Partner. Bleibt es dabei, werden sie sich, sagt Bauer, auf Grundschullehrkräfte und außerschulische Bildungsthemen spezialisieren müssen. Ob ihr Bestand damit dauerhaft gesichert ist, bezweifeln freilich manche Insider. Und Universitäten, die keine eigene Kompetenz in Fachdidaktik und Schulpädagogik aufbauen, aber auch keinen Partner finden, werden von der Karte der Lehramtsstudiengänge verschwinden.

Das sind äußere Spuren dessen, was sich innerhalb der Lehrerbildung verändert. Es hört sich sehr technisch an: Das Lehramtsstudium auch im Grundschulbereich wird umgestellt auf Bachelor (sechs Semester) und Master (vier Semester) – das bisherige erste Staatsexamen entfällt. Gegenüber früher haben sich vor allem die Ausbildungsinhalte für Gymnasiallehrkräften (Sekundarstufe I und II) gewandelt. Im Masterstudium erwartet sie etwa ein einsemestriges Praktikum, dazu spielen Fachdidaktik und Bildungswissenschaft eine deutlich größere Rolle neben der Fachwissenschaft.

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