Die Seelbacher Eulenzunft erweckt alte Fasentgeister
Die Seelbacher Eulenzunft hat die Fasent mit dem Narrengericht – der Verurteilung des Geheimrats Dr. Schmidt –, dem Trauermarsch und der Fasentverbrennung verabschiedet. Nach der Aufführung gab es ein Rollmopsessen.
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Den Geheimrat Dr. Philipp Carl Edler von Schmidt zu Dautenstein, der zur Symbolfigur der Seelbacher Fasent wurde, gab es tatsächlich. Was sich nach seinem Tod ereignet haben soll, ist aber sagenhaft. Und so erzählt es die Historie: Die Alte Vogtei in der Marktstraße (ehemals Apotheke) wurde 1740 als Verwaltungsgebäude des Fürstentums Hohengeroldseck gebaut. Es war auch Amtssitz des Geheimrats Dr. Schmidt. Er trat sein Amt als "Fürstlich von der Leyen´scher Rentmeister" 1776 an und war ab 1812 im Besitz des Schlosses Dautenstein, wo er 1822 verstarb. Im Volksmund wird erzählt, er habe in Seelbach eine Sparkasse gegründet, in die die Bürger und Bauern fleißig ihr Erspartes einzahlten. Nach seinem Tod waren die Kassen leer, man verfluchte ihn angesichts der Unterschlagung: Manche wollen gesehen haben, wie sein Geist nachts umherirrte, er wurde eingefangen und in eine Flasche gesperrt, die im Waldstück Luchsenloch vergraben wurde. Seit 1968 gehört die Geschichte um die Befreiung aus der Flasche und Wiederverbannung in diese zur Tradition der Eulenzunft.
Die Freilichtbühne im Klostergarten war fasentlich geschmückt und mit Fackeln ausgeleuchtet. An einem langen Tisch versammelte sich das Narrengericht, das es als seine Pflicht erachtete, "närrisch z´richte" über schlimme Taten eines Bürgers, der das Vertrauen der Seelbacher missbraucht hatte. Der Angeklagte Geheimrat (Carsten Petersen) hatte die Möglichkeit zur Verteidigung, beharrte auf seine Unschuld und bat um Gnade: "Des Geld war verhext, het mich zoge in sinner Bann". Er berief sich auf seine Ehrwürdigkeit im Dienste der Fürsten. Nun wurde es turbulent, denn der Geheimrat sollte den Schlüssel des Rathauses und die Gemeindekasse, die er vor einer Woche beim Narrenbaumstellen erhalten hatte, wieder zurückgeben. Bürgermeister Michael Moser forderte beides vehement zurück, was nach einem Hin und Her gelang. Doch die Kasse war leer: "Veruntreut hesch du des au, betroge hesch die ganze Narreschar." Der dreimalige Tod wurde verhängt: am Galgen, auf dem Scheiterhaufen und mit Verbannung des Geistes in die Flasche. Und so ließ die Eulenzunft eine alte Geschichte über den "Abtrünnigen und Verruchten" in närrischer Manier wieder eindrucksvoll auferstehen.
Der tote Geheimrat (eine Puppe) wurde symbolisch für das Ende der Dorffasent auf einem Wagen beim Trauermarsch durch die Marktstraße gezogen. Nach dem Vollzug des Urteils blieb der Narrenschar noch zu sagen: "Alli sin am pläre. Doch sage mir von wege, jetzt heißt´s schun wieder: S´goht degege". Der Abschluss über eine gelungene Fasent mit vielen Veranstaltungen der Eulenzunft wurde dann doch noch fröhlich im Bürgerhaus beim Rollmopsessen.