Schwerer Rückschlag für das Eishockey

Die deutsche Auswahl unterliegt der Slowakei nach schwacher Leistung mit 0:4 und scheitert früh im olympischen Turnier.  

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Die DEB-Auswahl mit Trainer Toni Söder...e dann nicht einmal das Viertelfinale.  | Foto: Peter Kneffel (dpa)
Die DEB-Auswahl mit Trainer Toni Söderholm träumte von Gold – und erreichte dann nicht einmal das Viertelfinale. Foto: Peter Kneffel (dpa)

(dpa/BZ). Toni Söderholm verfolgte die schlechteste Leistung des Eishockey-Nationalteams in seiner Amtszeit mit versteinerter Miene. Das enttäuschend frühe Olympia-Aus für die in Peking mit Gold-Hoffnungen angetretenen Silbergewinner von 2018 war auch eine persönliche Niederlage für den Bundestrainer zum möglichen Ende seiner Ära. "Klar ist das eine Enttäuschung", bekannte der Finne nach dem 0:4 (0:1, 0:2, 0:1) gegen die Slowakei am Dienstag, wodurch der WM-Vierte von 2021 das Minimalziel Viertelfinale verpasste.

"Das ist natürlich ein Tiefpunkt für uns jetzt", sagte Angreifer Patrick Hager – einer von immerhin noch zehn Olympia-Zweiten von Pyeongchang. Insbesondere Söderholm war sprachlos – vor allem zu seiner Zukunft. "Ich weiß es nicht", sagte der 43-Jährige zu Fragen, wie es nun mit ihm weitergehe. Der Vertrag mit dem zumindest bis zum Dienstag international begehrten Finnen läuft nach der WM im Mai in Helsinki aus. Ob er noch einmal beim Deutschen Eishockey-Bund verlängert oder lieber für mehr Geld zu einem europäischen Spitzenclub wechselt, ist offen. Söderholm hatte angekündigt, nach Olympia entscheiden zu wollen. Fragen danach kamen zumindest bei ihm und DEB-Sportdirektor Christian Künast aber nicht gut an. "Falsche Frage zum falschen Zeitpunkt", bellte Künast.

Sogar gegen die Slowaken von Anfang an chancenlos

Dass die Frage im Team zumindest aber schon ein Thema ist, offenbarte Kapitän Moritz Müller. "Es ist klar, dass wir uns alle wünschen, dass Toni weitermacht", sagte der 35 Jahre alte Abwehr-Routinier.
Söderholm hatte nach seinem Amtsantritt Ende 2018 die Arbeit seines Vorgängers Marco Sturm nahtlos fortgesetzt. Nach der Silbermedaille von Pyeongchang führte Söderholm das deutsche Team ins WM-Halbfinale im vergangenen Jahr und gewöhnte den Weltranglisten-Fünften an höhere Ansprüche und Ziele. Offen hatten Spieler und Trainer vor dem Turnier, an dem wie schon vor vier Jahren keine NHL-Spieler teilnehmen, über Gold-Ambitionen gesprochen.

"Es ist nicht falsch, Träume zu haben und sich Ziele zu setzen. Es ist auch klar, dass man daran auch gemessen wird", sagte Müller nach dem ersten echten Rückschlag in der Söderholm-Ära. "Wir müssen ehrlich zu uns sein, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben." Ausgerechnet im ersten K.o.-Spiel gegen die Slowaken, gegen die es seit 2013 bei großen Turnieren keine Niederlage mehr gegeben hatte, war das deutsche Team von Beginn an klar unterlegen. Die Tore durch Libor Hudacek (12. Minute), Peter Cehlarik (28.), Michal Kristof (29.) und Marek Hrivik (58.) fielen zu leicht. Deutschland konnte sich bei Torhüter Mathias Niederberger für dessen beste Turnierleistung bedanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel. Wie schon im gesamten Turnier brachte das deutsche Team viel zu wenige Schüsse aufs Tor und hatte durch das aggressive, gegnerische Forechecking massive Probleme im Spielaufbau.

Der gebürtige Breisacher Felix Brückmann stand diesmal nicht im Kader. Unmittelbar nach dem Turnieraus wollte sich der DEL-Torhüter der Adler Mannheim, der aus dem Nachwuchs des EHC Freiburg stammt, noch nicht äußern.

Söderholm muss sich im Nachhinein auch Kritik bei der Zusammenstellung des Kaders gefallen lassen. Der Bundestrainer vertraute auf viele routinierte Kräfte – vielleicht zu viele. Auf der in Nordamerika genutzten kleineren Eisfläche, auf der auch in Peking gespielt wird, wirkten etliche Spieler überfordert. "Wir waren auf der kleinen Eisfläche nicht gut genug", gestand der Bundestrainer.

"Als Führungsspieler habe ich auch den Anspruch, besser zu spielen", sagte Verteidiger Korbinian Holzer. Der langjährige NHL-Spieler fiel mehr durch unflätige Schimpftiraden gegen Gegenspieler auf. So auch am Dienstag gegen die Slowaken, nachdem David Wolf wegen eines Faustschlags gegen den Kopf von Libor Hudacek eine Matchstrafe kassiert hatte.

"Vielleicht war die eigene Erwartungshaltung einfach zu hoch", sagte Sportdirektor Künast. Dem widersprachen die Spieler indes. "Die Ansprüche zu haben, ist schon gerechtfertigt. Wir haben das Potenzial", so Holzer. Der ebenfalls enttäuschende Marcel Noebels meinte: "Wir setzen uns Ziele, und das Ziel war sicher nicht, so früh rauszufliegen. Ich hoffe, dass wir bei der WM wieder angreifen."

Weitere Resultate, Viertelfinal-Qualifikation: Dänemark – Lettland 3:2, Tschechien – Schweiz 2:4, Kanada – China 7:2. Viertelfinale (am Mittwoch): USA – Slowakei (5.10 Uhr/MEZ), Russisches Oly. Komitee – Dänemark (7 Uhr), Finnland – Schweiz (9.40 Uhr), Schweden – Kanada (14.30 Uhr).
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