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"Schwarze haben den Rhythmus"

Vorurteile gegenüber Dunkelhäutigen reichen von rassistischen Einschätzungen bis hin zu positiver Voreingenommenheit.  

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8 Uhr 30, in einem Schwimmbad in Freiburg. Der 7-jährige Nepomuk ist aufgeregt: Er hat heute zum ersten Mal Schwimmunterricht und hofft, von den anderen Kindern gut aufgenommen zu werden. Als er ans Becken tritt, wird er von hinten gepackt und ins Wasser gerissen. Er hört wie jemand sagt: "Der Neger kann gar nicht schwimmen!" Und nicht nur das. Er spürt die Spucke eines Jungen in seinem Gesicht. Als der Schwimmlehrer ihn aus dem Becken zieht, verkriecht sich Nepomuk in die Umkleidekabine und grübelt: "Warum sind die anderen so gemein zu mir? Nur weil ich eine andere Hautfarbe habe?"

Nepomuk ist nicht der einzige dunkelhäutige Mensch, der hier mit fremdenfeindlichem Handeln konfrontiert ist. In Freiburg müssen sich viele Dunkelhäutige den Problemen stellen, die vor allem auf rassistische Vorurteile gründen. Oder schlichtweg auf Unwissenheit und Naivität im Umgang mit Dunkelhäutigen. Dazu gehört auch so etwas wie ein "gutgemeinter", "positiver" Rassismus.

Leila Raabe, 20 Jahre und Azubi, beispielsweise erzählt, dass ihre dunkle Hautfarbe auch positive Erfahrungen mit sich bringt. Sie erlebt häufig, dass manche es "cool" finden, dass sie schwarz ist und dass sie als Frau deswegen sogar bevorzugt behandelt wird. Und auch Tommy Schäfer, 19 Jahre und Abiturient sagt: "Meine Freunde akzeptieren mich und ich habe keine Probleme wegen meiner Hautfarbe." Er berichtet von "Vorurteilen", die positiv besetzt sind: "Viele sagen, dass Schwarze für einen guten Tanzstil und gute Laune stehen."

Ähnliches hört man oft: Schwarze haben den Rhythmus. Oder: sie bewegen sich so natürlich. Dagegen stehen die Erfahrungen von dunkelhäutigen Jugendlichen und Erwachsenen, die anderes aufgrund ihrer Hautfarbe erleben: Ramatu Koroma, 14 Jahre und Schülerin, ist seit einem Jahr in Deutschland und spricht noch nicht fließend Deutsch. Im Rückblick hat sie seit ihrer Ankunft eher negative: "In der Schule hat mich ein Mitschüler 'Neger' genannt und mich gefragt, ob ich mich nicht regelmäßig wasche, weil ich so schwarz bin. Das hat mich enttäuscht und ich war sehr gekränkt." Dieses Gefühl der Enttäuschung und der Kränkung hat die 26-jährige Küchenhilfe Fatmatah Koroma schon oft erlebt: "Seit drei Jahren lebe ich hier und ich kann nicht sagen, dass ich immer glücklich bin."

Fatmatah hat Asyl beantragt und darf deshalb keine Vollzeitarbeit annehmen. Sie hat den Eindruck, dass etliche Menschen hier denken, sie sei zu faul zum arbeiten. Dabei würde sie sehr gerne eine Vollzeitarbeit annehmen und Steuern zahlen: "Dann hätte ich auch eine Chance, richtig akzeptiert zu werden." Soll heißen, Integration hat ganz schön viel mit Akzeptanz zu tun.

Eine Dunkelhäutiger, der in Deutschland aufgewachsen ist und die deutsche Sprache beherrscht, wird augenscheinlich weniger diskriminiert, als ein Dunkelhäutiger, der erst seit ein paar Monaten in Deutschland ist und die "weiße" Kultur und Sprache noch nicht adaptiert hat. Das sagt auch Gerhard Beck, Koordinator für Jugendkriminalität bei der Freiburger Polizei: "Man kann Diskriminierung von Dunkelhäutigen nicht herauskristallisieren, aber es ist klar, dass ein nicht integrierter Dunkelhäutiger eher Fremdenfeindliches erlebt."

"Man muss mit uns nicht anders umgehen, als mit sich selbst." Ramatu Koroma, 14 Jahre

Im Klartext: Integration ist von Vorteil, um akzeptiert zu werden. Ohne derartige Voraussetzungen scheint das mit dem Akzeptieren am Seepark im Stadtteil Mooswald-Betzenhausen zu funktionieren. Hier ist der ideale Ort für alle Kulturen und Hautfarben. Bei sommerlichen Temperaturen ist dieser Ort Treffpunkt für jedermann. Man trifft Hellhäutige, Dunkelhäutige, es gibt Türken, Afghanen, Engländer, Chinesen. Der Umgang mit anderen Nationalitäten und unterschiedlichen Hautfarben ist hier selbstverständlich. Grundsätzlich scheint das Akzeptieren der Anderen in den Städten einfacher zu sein. "Auf dem Land ist es fast unmöglich durch die Straßen zu laufen, ohne angestarrt zu werden", erzählt der 20-jährige Abiturient Alan Mensah. Möglicherweise sei man hier den Umgang mit Dunkelhäutigen nicht gewohnt. Ob diese Unwissenheit das Etikett "rassistisch" verdient?

In einem Lexikon findet sich unter dem Stichwort "Rassismus" der Verweis auf den Begriff "Biologismus", also: biologische Merkmale wie Haut- und Haarfarbe sind Auslöser für das Nicht-Akzeptieren. Hinzu kommen aber auch kulturelle Unterschiede. Und: manch einer weiß augenscheinlich nach wie vor nicht, wie man mit Dunkelhäutigen selbstverständlich umgeht. Ramatu Koroma findet das ganz einfach: "Man muss mit uns nicht anders umgehen, als mit sich selbst."

Ressort: Zisch

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