"Hier kann jeder leben, wie er möchte"

Sie kommen aus Spanien, Mali, Syrien und Afghanistan – fünf junge Menschen erzählen, warum sie ihr altes Leben verlassen mussten und wie ihr neues Leben hier ist.  

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Die Welt ist groß. Foto: jeremyculpdesign (fotolia)

Fünf Schüler der Vorbereitungsklasse des Emmendinger Goethe-Gymnasiums erzählen, woher sie kommen und warum es sie nach Südbaden verschlagen hat.

CRISTINA COLOME CABALLERO

Zischup: Woher kommst du?

Cristina: Ich komme aus Südspanien.
Zischup: Warum bist du nach Deutschland gekommen?

Cristina: Ich bin mit meiner Familie hier, weil mein Bruder auf hohem Niveau Springreiten macht. Er reitet, seit er drei Jahre alt ist. Hier in Deutschland hat er einen sehr guten Trainer gefunden, der ihn weiter ausbildet. Deshalb sind wir mit unseren beiden Pferden von Granada nach Endingen gezogen.
Zischup: Was gefällt dir an Deutschland? Cristina: Ich finde, dass man hier in Deutschland sehr gut lernen kann. Die Schulen und die Universitäten sind sehr gut. Mir ist aufgefallen, dass alle Schüler hier auf hohem Niveau Englisch sprechen.
Zischup: Was vermisst du am meisten? Cristina: Am meisten vermisse ich die spanische Sonne und das traditionelle Essen wie zum Beispiel Paella. Und die Feste fehlen mir sehr. Bei uns in Granada findet im Juni die Feria del Corpus statt. Da gibt es Umzüge mit Pferden und Kutschen, die Leute tragen traditionelle Kleider und in der Stadt ist eine Art riesiger Jahrmarkt. Alle sind fröhlich, und es gibt viele Stände mit leckerem Essen.

MAKANDIAN KEITA
Zischup: Woher kommst du?

Makandian: Ich komme aus Mali.
Zischup: Warum bist du nach Deutschland gekommen?

Makandian: Ich bin alleine nach Deutschland gekommen, weil in Mali Krieg war.
Zischup: Was gefällt dir an Deutschland? Makandian: Hier kann man gut lernen. Außerdem sind viele Leute sehr nett, zum Beispiel in meinem Fußballverein. Ich spiele beim SG Wasser-Kollmarsreute in der A-Jugend. Das macht mir sehr viel Spaß. Auch die deutsche Kultur gefällt mir, zum Beispiel die Fastnachtsumzüge.
Zischup: Was vermisst du am meisten? Makandian: Ich vermisse meine Freunde und meine Familie. Manchmal habe ich Heimweh. Besonders am letzten Tag des Ramadan. Da gibt es in Mali ein großes Fest, die Fête de Tabaski. Da wird ein Schaf geschlachtet, und später essen alle zusammen. Und die Menschen feiern die ganze Nacht.

TARIQ AL-SALEM
Zischup: Woher kommst du?

Tariq: Aus Syriens Nordosten.
Zischup: Warum bist du nach Deutschland gekommen?

Tariq: In meiner Stadt war es sehr gefährlich. Es gab Raketen- und Bombenangriffe. Außerdem gab es keine Arbeit mehr und später auch kaum noch etwas zu essen und zu trinken. Die Gegend um die Stadt war vermint, und nur sehr reiche Leute konnten sie mit dem Flugzeug verlassen. Wir hatten Glück, ein Bekannter hat uns für nur wenig Geld mitgenommen.
Zischup: Was gefällt dir an Deutschland? Tariq: Die Städte sind sehr schön und auch viel größer als in Syrien. Das Leben ist besser und es gibt bessere Arbeit.
Zischup: Was vermisst du am meisten? Tariq: Meine Großeltern. Das heißt, jetzt nur noch meine Oma. Mein Opa ist gestorben, weil er Diabetiker war, und es nicht mehr die richtige Medizin für ihn gab. Er hat dann ein anderes Medikament bekommen, aber das hat er nicht vertragen.

ASIB BEHBODY
Zischup: Woher kommst du?

Asib: Ich komme aus dem Osten von Afghanistan. In meiner Stadt war immer viel los. Es waren immer sehr viele Menschen auf den Straßen, viel mehr als in Emmendingen.
Zischup: Warum bist du nach Deutschland gekommen?

Asib: Genau weiß ich das nicht, es gab ein Problem. Ich war noch klein und meine Eltern haben mir nicht alles gesagt. Wir konnten nicht in Afghanistan bleiben. Wir sind dann zuerst über Pakistan in den Iran geflohen. Da haben wir fünf Jahre gewohnt. Aber dort waren wir illegal. Das war sehr schwierig. Deshalb sind wir über die Türkei und Griechenland nach Deutschland gekommen. Wir waren 13 Tage unterwegs.
Zischup: Was gefällt dir an Deutschland? Asib: Hier ist kein Krieg. Jeder kann leben, wie er möchte. Und hier ist es schön ruhig.
Zischup: Was vermisst du am meisten? Asib: Ich vermisse meine Freunde. Nach der Schule ist mir hier oft langweilig. Zu Hause war ich nie alleine, wir hatten eine große Familie, und als wir im Iran gewohnt haben, sind wir nachmittags manchmal zusammen in den Park gegangen.

RAMA AL-SALEM
Zischup: Woher kommst du?

Rama: Ich komme aus Syrien. Aus Dayr az Zawr. Das ist eine Stadt am Euphrat.
Zischup: Warum bist du nach Deutschland gekommen?
Rama: Vor dem Krieg war unsere Stadt sehr schön, aber jetzt ist sie zerstört. Wir hatten ein großes Haus, auch das ist zerstört worden. Wir sind dann zuerst nach Damaskus geflohen und von dort aus weiter nach Deutschland.
Zischup: Was gefällt dir an Deutschland? Rama: Das Leben in Deutschland ist besser und die Menschen sind sehr nett, alle helfen uns. Ich kann hier tolle Hobbys machen. Zum Beispiel singe ich in einem großen Musical mit, das meine Schule im Sommer aufführen wird.
Zischup: Was vermisst du am meisten? Rama: Wir waren eine sehr große Familie. Wir haben uns immer getroffen und zusammen gegessen. Aber im Krieg sind viele gestorben. In Syrien gibt es in vielen Orten keine Krankenhäuser mehr. Es ist schlimm, dass wir nicht helfen können.

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