Schülerbewegung will keine Lehrer mit Waffen

Überlebende des Amoklaufs von Parkland rufen zu Protesten gegen den Beschluss des Parlaments von Florida auf.  

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Lehrer, die Waffen tragen, müssen zum Schießtraining.   | Foto: AFP
Lehrer, die Waffen tragen, müssen zum Schießtraining. Foto: AFP
WASHINGTON. "Nein, nein, nein", twitterte Lauren Hogg, als die Entscheidung gefallen war. "Ich weigere mich, in einem Staat zur Schule zu gehen, der Lehrern Schusswaffen im Klassenzimmer erlaubt. Ich weiß nicht, ob ich noch länger in Florida leben kann." Ihr Bruder David spricht von einem Beschluss, dem jede Logik fehle und der die Sache nur schlimmer mache. Emma González, das markanteste Gesicht der Schülerbewegung für strengere Waffengesetze, warnt die Politik davor, jeglichen Bezug zur Realität zu verlieren. "Hört auf die Leute, die es betrifft", schreibt sie bei Twitter. "Im Parlament haben sie keine Ahnung, was sie uns da gerade antun."

Lauren Hogg, David Hogg, Emma González: Nach einem Blutbad an ihrer Schule, der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, waren sie zusammen mit anderen in die Offensive gegangen, um strengere Waffengesetze zu fordern. Ihre anfangs spontanen Proteste gipfelten im "March for our Lives", Marsch für unsere Leben, der größten Kundgebung, die die Hauptstadt Washington im vorigen Jahr erlebte. Eine Zeit lang sah es so aus, als wären die Teenager drauf und dran, die bestens vernetzte Waffenlobby in die Schranken zu weisen.

Im Weißen Haus wiederum reagierte Donald Trump auf das Parkland-Massaker, indem er einen Vorschlag jener Lobby, der National Rifle Association (NRA), zu seinem eigenen machte. Man müsse Lehrer bewaffnen, empfahl der Präsident, dann ließen sich solche Tragödien eher vermeiden, denn bewaffnete Pädagogen könnten eingreifen, bevor Polizisten zur Stelle seien. 15 Monate danach lässt das Parlament des Bundesstaates Florida die NRA und Trump triumphieren. Mit 65 zu 47 Stimmen entschied es, dass Lehrer Waffen im Klassenzimmer tragen dürfen, wenn es ihre Schulverwaltung so will.

Bereits nach dem Schock von Parkland hatte die Legislative dafür plädiert, Schulpersonal zu bewaffnen, etwa Hausmeister und Wachleute. Pädagogen allerdings blieben ausgenommen. Letzteres soll sich ändern: Auch Lehrkräfte dürfen fortan mit Gewehr oder Pistole zum Unterricht erscheinen, vorausgesetzt, sie haben zuvor einen 144-stündigen Kurs absolviert.

Nun ist es an Ron De Santis, dem Gouverneur Floridas, die Novelle zu unterschreiben, damit sie Gesetzeskraft erlangt. De Santis ist Republikaner, das verbindet ihn mit der Mehrheit der Abgeordnetenkammer des "Sunshine State". Es grenzte an ein Wunder, würde er sein Veto einlegen. In der Quintessenz bedeutet es, dass die NRA eine Kraftprobe mit einer Schülerbewegung gewinnt, der man zugetraut hatte, die Politik zu einer Richtungsänderung zu zwingen. Es bedeutet aber auch, dass die Schülerbewegung neue Kräfte mobilisiert.

Während David Hogg über soziale Medien zu Protesten aufruft, hat seine 16 Jahre alte Schwester Lauren gemeinsam mit Ryan Deitsch, einem Absolventen ihrer High School, einen Gastkommentar für den Miami Herald verfasst, der führenden Zeitung im Süden Floridas. Wer das Trauma der Gewalt in Parkland erlebt habe, werde täglich im Klassenzimmer daran erinnert, schreiben die beiden. "Wir können kein Gewehr sehen, ohne an die Person denken zu müssen, die am Valentinstag in dieses Gebäude stürmte und unser Leben für immer veränderte." Allein schon der Anblick bewaffneter Lehrer sei daher unzumutbar.

Gregory Tony, neu ernannter Sheriff im Broward County, dem Verwaltungsbezirk, in dem Parkland liegt, warnt davor, Lehrer auf fatale Weise zu überfordern. Wer sich für den Lehrberuf entscheide, sagt er, wolle Heranwachsenden Wissen vermitteln und nicht die Aufgaben eines Wachdiensts übernehmen. Dringe ein Angreifer ein, würden Stress und Angst Schüler wie Lehrer einem extremen Risiko aussetzen. Von Pädagogen mit derart angespannten Nerven dürfe man nicht erwarten, dass sie in einer solchen Situation das Richtige tun, mahnt der Sheriff.

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