Schöner Spuk
BZ-INTERVIEW mit Psychologe Eberhard Bauer über weiße Gespenster und verschnupfte Geisterjäger.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
BZ: Herr Bauer, Geisterbahnen, Geistergeschichten oder Halloween – Menschen mögen es gerne gruselig. Warum?
Eberhard Bauer: Dafür gibt es ein Bündel an Gründen. Ich denke, dass der Umgang mit Geistergeschichten von einer Art Angstlust geprägt ist. Also von einer Mischung aus Angst und Lust. Es ist so schön, im warmen Bett zu liegen und Spukgeschichten zu lesen. "Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil", hat schon der deutsche Dichter Johann Wolfgang Goethe in seinem bekannten Buch "Faust" geschrieben.
BZ: Gibt es denn Gespenster wirklich? Oder Feen? Kobolde?
Bauer: Berichte über Gespenster gibt es schon seit Menschengedenken. Ebenso Versuche, sie wissenschaftlich nachzuweisen. Was dabei herauskam, hat freilich nichts mit Gespenstern in weißen Bettlaken zu tun, sondern mit lebenden Menschen, die Dinge erlebt haben, die sie sich nicht erklären können und vor denen sie sich deshalb fürchten. Unheimliche oder übersinnliche Erfahrungen machen Menschen immer wieder – Kinder wie Erwachsene. Unheimlich oder übersinnlich sind die Erfahrungen vor allem deshalb, weil sie ganz anders sind als alles, was jemand bis dahin kennengelernt hat. Für die Betroffenen sind sie aber echt passiert.
BZ: Manchmal lässt sich Spuk leicht erklären – wie der vom sprechenden Wasserkessel. Weil zwei Herdplatten Radiowellen empfangen konnten, übertrug der Kessel das, was der Nachbar im Radio hörte.
Bauer: Etwa so. Unser Institut wird aber auch immer wieder von Menschen angerufen, die uns von anderen unheimlichen Erfahrungen berichten.
BZ: Was für Erfahrungen?
Bauer: Es geht ums Hellsehen, um Gedankenübertragung oder auch um Kontakte mit Menschen, die angeblich schon tot sind.
BZ: Was hat es damit auf sich?
Bauer: Viele dieser Berichte lassen sich schnell verstehen. Es gibt aber auch Phänomene, die rätselhaft bleiben. Sie hängen häufig mit der Lebenssituation der Betroffenen zusammen. Mit Ärger und Problemen, die diese Menschen haben. Spukphänomene enthalten in der Regel eine versteckte Botschaft -- ist diese verstanden, hört der Spuk auf.
BZ: Und Gespensterjäger? Gibt es die?
Bauer: Ja, die gibt es. Was die genau machen, weiß ich allerdings auch nicht. Die ersten Geisterjäger tauchten übrigens in den Vereinigten Staaten auf. Jetzt gibt es sie auch hier. Das ist wie mit Halloween, dieser Brauch kommt auch aus Amerika. Geister zu jagen, ist in der Regel ein harmloses Wochenendvergnügen, bei dem Grüppchen von zumeist jungen Menschen mit allerlei technischen Gerätschaften bewaffnet in Burgruinen und leerstehenden Gebäuden unterwegs sind, um Stimmen Verstorbener aufzunehmen oder den Burggeist zu fotografieren. Geistern begegnen sie dabei eher nicht. Stattdessen kommen sie mit einem Schnupfen nach Hause.
BZ: Und was würden Sie einem Kind sagen, das behauptet, dass unter seinem Bett ein Gespenst wohnt?
Bauer: Hier gilt die alte Hausregel: Taschenlampe her und gemeinsam nachschauen. Gespenster sind lichtscheu, nur Wollmäuse nicht.