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Südbadener in Rio (9)

Sabine Spitz kämpft in Rio um eine Medaille

Sabine Spitz ist nun 44 Jahre alt, aber angriffslustig wie eh und je. Die Olympischen Spiele in Rio werden ihre fünften und letzten sein – und sie will wieder eine Medaille gewinnen.  

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Der olympische MTB-Kurs in Deodoro scheint wie geschaffen für Sabine Spitz.  | Foto: Armin M. Küstenbrück
Der olympische MTB-Kurs in Deodoro scheint wie geschaffen für Sabine Spitz. Foto: Armin M. Küstenbrück
Wer glaubt, Sabine Spitz werde nächsten Monat in Rio de Janeiro nur noch so eine Art Spaßfahrt unternehmen, eine olympische Ehrenrunde sozusagen, wird sich vielleicht die Augen reiben am 20. August. An diesem Samstag, dem vorletzten Tag der Spiele, setzt sich die 44-Jährige wieder auf ihr Mountainbike. Um 12.30 Uhr brasilianischer Zeit, in Deutschland ist es dann schon 17.30 Uhr, geht sie in ihr fünftes olympisches Rennen, "und ich will dann nicht nur einfach dabei sein. Ich will definitiv noch einmal etwas erreichen und um eine Medaille mitkämpfen."

Das ist Sabine Spitz, wie man sie kennt, seit nunmehr zwei Jahrzehnten. Sie ist ehrgeizig, fokussiert auf den Erfolg, ordnet ihm alles unter, und auch deshalb ist die Grande Dame ihres Sports heute die mit Abstand bekannteste Mountainbikerin in Deutschland. Sie ist sogar bekannter als die männlichen Grobstollen-Spezialisten, und das will etwas heißen in einem Land, in dem Frauensport immer noch häufig im Schatten des Männersports steht.

Welche Farbe die olympische Medaille in Rio de Janeiro dann haben wird, kann der Südschwarzwälderin im Grunde egal sein. Bronze gewann sie bei den Spielen des Jahres 2004 in Athen, Gold 2008 in Peking und Silber 2012 im englischen Hadleigh Farm, dem olympischen MTB-Kurs des Weltfests in London. Schon da war sie 40 Jahre alt, Laien und Fachleute staunten, denn nicht wenige Konkurrentinnen im Sattel hätten schon ihre Töchter sein können.

Konzentration aufs Wesentliche

Spitz aber komplettierte ihre olympische Medaillensammlung, alle drei Farben hat sie nun, und begründete ihren Erfolg mit ihrer Beharrlichkeit. Ihr Geheimnis war und ist das eines Menschen, der im Verlauf einiger Lebensjahrzehnte gelernt hat, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, beharrlich zu bleiben, auf den Körper und seine Möglichkeiten und Grenzen zu hören.

"Du musst die Balance zwischen Anstrengung und Ruhe finden", sagte sie in Hadleigh Farm vor vier Jahren, und es ist gut möglich, dass sie in einem Monat, am 20. August, dasselbe sagen wird. Der MTB-Parcours in Deodoro vor der Stadt Rio ähnelt dem in Hadleigh Farm in erstaunlicher Weise.

Er ist schnell, technisch anspruchsvoll, aber nicht mit unüberwindbaren Schwierigkeiten gepflastert, und vor allem wurde er so designt, dass man sich seine Kräfte dort gut einteilen muss. Wirklich ausruhen kann man sich auf der Strecke nicht. Jeder muss seine Balance finden. Spitz fand ihre Balance vor vier Jahren in Hadleigh Farm, und sie gewann Silber nicht wegen spektakulärer Attacken, sondern weil sie ihre Energie fein dosierte bis zum Schluss.

Doch selbst dann, wenn es nichts mehr mit einer Medaille werden sollte in Rio, hat die 44-Jährige aus Murg-Niederhof längst mehr erreicht, als man normalerweise schaffen kann in einer Sportlerkarriere. Zu Beginn dieser Saison glaubten die Beobachter noch, sie werde sich schwer tun mit dem Olympia-Ticket. Die beiden Freiburgerinnen Helen Grobert und Adelheid Morath schienen favorisiert.

Am Ende war es aber nicht Spitz, die bangen musste. Es waren die beiden viel jüngeren Fahrerinnen, die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten bis zum Schluss. Zwei deutsche MTB-Pilotinnen dürfen in Rio ihre Runden drehen. Spitz war früh gesetzt – und Helen Grobert, 24 Jahre jung, darf sie nun in Brasilien begleiten.

Es ist nicht nur der olympische Wettkampf selbst, über den Spitz seit geraumer Zeit nachdenkt. Sie gehört auch zu den Kandidatinnen, denen eine ganz besondere Ehre zuteil werden könnte. Deutschland sucht einen Fahnenträger oder eben eine -Trägerin für die Eröffnungsfeier am 5. August. "Es wäre ja eine hohe Auszeichnung für mich, wenn ich das machen dürfte", sagt Spitz der Badischen Zeitung – und es wäre, ganz unabhängig vom späteren Rennverlauf, wieder ein Höhepunkt ihrer Karriere.

Bei Olympischen Spielen wird sie danach nie mehr radeln, das steht für sie fest. Ihre Cross-Country-Zeit endet. Doch es gibt ja noch andere Rennen im MTB-Sport, Marathon-Wettbewerbe etwa, und da wird man sie wohl noch eine Weile sehen. Sie bleibt die ewig junge Bike-Queen – längst eine Legende in der Szene.

Ressort: Mountainbike

Dossier: Südbadener in Rio

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