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Monaco-Nachbau

Reiche Chinesen träumen vom alten Jetset

Die Angehörigen der chinesischen High Society tun das, was alle Neureichen tun: Sie eifern dem alten Geld nach. Die ersten Superreichen sind in der Volksrepublik erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten aufgetaucht – nun wollen sie alles nachholen, was sie in den Jahren des harten Kommunismus verpasst haben. Die jüngste Mode unter den Milliardären ist nun der Yachtsport.  

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Der Motorkreuzer gehört inzwischen zur Grundausstattung wie die Ferraris, die Zigarren, der Privatjet und der eigene Golfplatz. Je größer, teurer und luxuriöser, desto besser. Beim Bau der Häfen, Messen und Werkstätten, die für den Betrieb der teuren Spielzeuge nötig sind, klotzen die Investoren.

Im Zentrum des Trends steht ein junger Milliardär. Wang Dafu, 46 Jahre alt, hat sein Vermögen mit Immobilien in der Industriestadt Shenzhen gemacht. Doch sein Herz hängt an seiner Heimatregion, der palmenbewachsenen Insel Hainan im äußersten Süden Chinas. "Hier finden sich alle Standortfaktoren, um das chinesische Monaco zu schaffen", sagt Wang. "Zugegeben, es ist noch ein weiter Weg, aber wir kommen der Sache näher."

Monaco – das fasziniert Chinas Superreiche. Jeder war schon an dem wohl beliebtesten Treffpunkt des Jetsets. Ein Casino, Palmen, alter Adel, Internetmillionäre, blaues Wasser und ein Yachthafen. So etwas will China auch haben. Und China bekommt, was es will. Schließlich hat das Land Kapital im Überfluss.

Wang kaut auf einer Zigarre, als er ein Modell seiner Pläne für den Sportboothafen in der Stadt Sanya zeigt. Sie liegt am südlichsten Punkt Chinas, und hier baut Wang seine Version des Fürstentums nach. "Das Klima ähnelt dem am Mittelmeer, und wir haben eine wunderschöne Küstenlinie", sagt er und zeigt auf das viele üppige Blau in seinem Modell.

Das Einzige, was zunächst fehlte, waren Investitionen – jetzt ist Wang im ganz großen Stil eingestiegen. In die sumpfige Bucht an der Mündung des Sanya-Flusses ließ er eine Luxuswelt bauen. Eine Anlegestelle für Fischerboote im Dorf Synya hat er abreißen lassen – der Fang stank zu sehr. Die Hütten der armen Leute wurden ebenfalls zerstört. Stattdessen erstrecken sich hier weiße, geschwungene Fassaden wie Objekte aus dem Designladen. Mehrere Hotels erheben sich hinter dem Yachtclub mit seinen Marmorböden. Dahinter erstrecken sich gestufte Apartmenthäuser mit weitläufigen Dachterrassen auf der Seeseite, Schwimmbecken inklusive. Auf beiden Seiten des Flusses liegen die Schwimmstege, die zusammen den Yachthafen bilden.

Die Yachten liegen viel am Steg – das Meer ist zu unsicher

Der Anblick erinnert tatsächlich bereits etwas an Monaco. Auch dort steht die Marina mit den großen Motorkreuzern im Mittelpunkt, drum herum gruppieren sich Hochhäuser mit Luxusapartments. In Sanya fehlen allerdings der Fürstenpalast und die Altstadt. Die Insel Hainan war bis vor 25 Jahren noch bitterarm, Sanya ein sumpfiges Dorf.

Doch inzwischen säumen Promenaden mit Alleebäumen, geschmückt mit Laternen, die Flüsse und den Strand, es gibt ein quirliges Abend- und Nachtleben. Gerade jetzt im Winter fliehen die Touristen aus dem kalten Norden Chinas in das tropische Paradies. Als Nächstes, erklärt Milliardär Wang, könnte hier so etwas wie ein Treffpunkt der Wohlhabenden entstehen.

In China läuft so etwas gezielt ab: Erst baut ein Investor die nötigen Gebäude, dann kommt die Kundschaft schon. Auch der reichste Mann Chinas, der Shoppingcenter-Tycoon Wang Jianlin, hat hier einen Motorkreuzer liegen.

Um sein Vorhaben bekannter zu machen, lässt Wang Dafu eine Yachtmesse veranstalten, die "Rendez-vous China", die bereits ins achte Jahr geht. Auch Aussteller aus Europa wittern ein Geschäft mit den Interessen der chinesischen Neureichen. Feretti zum Beispiel, Europas umsatzstärkster Yachthersteller. Das Traditionsunternehmen gehört heute zu drei Vierteln dem chinesischen Dieselmotorbauer Weichai. Aus Deutschland war die Bavaria Yachtbau mit einer Reihe von Segelbooten vertreten. Doch auch das ist typisch für China: Segelyachten laufen bisher nicht so gut.

Sanya will das Monaco Chinas werden, doch eine echte Tradition im Yachtsport hat China noch nicht. Die Milliardäre lieben es auch auf dem Wasser eher komfortabel als sportlich. Sie und ihre Gäste übernachten auch nicht so gern auf ihren Schiffen, wie von den Bootsbauern zu hören ist. Wichtig ist stattdessen eine Karaokeanlage. Generell liegen die Luxusyachten viel am Steg. Denn von Monaco aus sind eine ganze Reihe von Sportboothäfen zu erreichen, die Grenzen in Europa sind offen, Piraten weit weg. In China sind die Abstände zum nächsten sicheren Hafen groß, das Überschreiten der Grenzen – etwa zu Japan – ist kompliziert, das Meer unsicher. Doch das tut dem "Projekt Monaco" keinen Abbruch. Hier geht es um die Skyline, um Bars, um Angebote für Stars der Gesellschaft. Und das kann Wang kaufen.

Ressort: Ausland

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