Wiesenmahd
Reh-Rettung aus der Luft mit Drohne und Wärmebildkamera
Wenn die Bauern ihre Wiesen mähen, sind viele Rehkitze in Gefahr. Zwei Jäger aus Schwaben wollen das mit einer Drohne samt Wärmebildkamera ändern. Auch Tierschützer sind überzeugt.
Fabian Nitschmann & Matthias Balk
Mo, 29. Mai 2017, 7:37 Uhr
Panorama
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Denn die Zeit der Wiesenmahd ist für die jungen Tiere sehr gefährlich. Die Mähdrescher auf den Feldern werden immer größer, die Maschinen immer schneller. Doch die Rehkitze lassen sich davon nicht aus ihren gemütlichen Plätzen im hohen Gras verscheuchen. "Die Kitze haben von der ersten bis zur vierten Woche keinen Fluchtinstinkt", erklärt Walch, der als Berufsjäger arbeitet. Statt vor den gefährlichen Maschinen wegzulaufen, ducken sich die Tiere nur und verharren an Ort und Stelle. Die Folge: Jährlich sterben zahlreiche Rehkitze auf den Feldern. Die Drohne, ausgestattet mit einer Wärmebildkamera, soll das verhindern.
Je kälter es draußen ist, desto besser können Walch und der ehrenamtliche Jäger Hampel die Rehkitze in ihren Verstecken finden. "Die Kitze strahlen eine Temperatur von etwa 25 Grad ab. In der Früh sind sie also am besten zu sehen", sagt Walch. Mit Funkgeräten lotst der Drohnenpilot seinen Begleiter dann an die richtige Stelle, um das Rehkitz aus dem Feld zu holen.
Dass die Aktion Erfolg hat, haben die vergangenen Tage bewiesen. Innerhalb von zwei Wochen haben Walch und Hampel rund 80 Jungtiere aus den Feldern gerettet. "Wir tragen die Kitze mit Gummihandschuhen und Gras drumherum aus den Feldern", sagt Walch. So habe es bisher auch keine Probleme mit den Geißen gegeben, die ihren Nachwuchs wieder aufnehmen.
Initiiert wurde die Tierschutz-Offensive vom Verein für Deutsche Wachtelhunde Baden-Württemberg Nord, der gleich zwei Drohnen mit Wärmebildkamera für jeweils rund 12 500 Euro angeschafft hat. "Wir stellen dem Verein die Reviere im Nördlinger Ries zur Verfügung, damit die Hunde ausgebildet werden können", sagt Walch. Im Gegenzug leiht der Verein den Jägern die Drohne für die Rehrettung. Innerhalb von rund fünf Minuten können Walch und Hampel damit einen Hektar Wiesenfläche absuchen. Je nach Beschaffenheit der Felder schaffen sie jeden Morgen 20 bis 30 Hektar, ehe es gegen acht Uhr zu warm wird und sie die Kitze nicht mehr genau erkennen können. Ein großer Zeitaufwand, der für die einzelnen Landwirte zu groß wäre.
Dem Bayerischen Bauernverband ist dementsprechend nur eine Hand voll Landwirte bekannt, die Drohnen einsetzen. "Die Drohnen- und Kameratechnik hat sich in den letzten zwei bis drei Jahren deutlich weiterentwickelt. Die Nutzung ist aber noch nicht flächendeckend", sagt Verbandssprecher Markus Peters. Die Reh-Rettung sei dabei nicht das einzige Einsatzfeld, Drohnen seien beispielsweise auch bei der Optimierung des Nährstoffeinsatzes hilfreich.
Für die Vertreibung von Rehen aus den Feldern sei zuletzt vor allem der sogenannte Rehkitz-Retter eine erfolgreiche Innovation gewesen. Das Gerät vertreibe Rehe wenige Tage vor dem Mähen mit Lichtblitzen und akustischen Signalen in einem Umkreis von 100 Metern. Der Einsatz von Drohnen könnte nun zu einer vielversprechenderen Methode werden. Der Verein Reh-Rettung Hegau-Bodensee beobachtet bereits einen deutlich steigenden Einsatz von Drohnen bei der Reh-Rettung, ohne genaue Zahlen nennen zu können.
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