Abenteuer Ausland

Fremde Familie, Sprache, Schule – wenn schon Grundschüler das Fernweh packt.  

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Dicke Freundinnen: Margot Le Coz (links) und Mia Reichwein Foto: Sonja Zellmann
Mia Reichwein ist Deutsche, Margot Le Coz Französin. Mia ist zehn, Margot elf Jahre alt. Mia lebt in Münchweier bei Ettenheim, Margot 800 Kilometer weit weg in St. Clément des Levées, Westfrankreich. Doch trotz der Entfernung zwischen ihren Heimatorten sind die Mädchen beste Freundinnen. Denn: Sie haben ein ganzes Jahr zusammen verbracht.

2014 lebte Margot für sechs Monate bei den Reichweins in Deutschland, 2015 verbrachte Mia die Monate Februar bis August bei Margots Familie. Wie das kommt? Die zwei abenteuerlustigen Mädchen haben an einem Austauschprogramm für Grundschüler teilgenommen.

"Meine Kusine hatte das mal gemacht, und so habe ich auch Lust darauf bekommen", erzählt Mia. "Ich mag Frankreich und es ist etwas ganz anderes, richtig lang dort zu leben, als einfach nur Urlaub zu machen." Angst habe sie nicht davor gehabt, sechs Monate ohne ihre Familie zu sein – so weit weg, mit Menschen, die sie nicht gut kannte und deren Sprache sie zunächst kaum verstand.

"Natürlich war ich aufgeregt und hatte erstmal ein komisches Gefühl. Aber dann war immer so viel los, dass ich gar keine Zeit hatte, sehr oft an meine Familie zu denken", berichtet Mia. Margot, die Mia zurzeit besucht, hatte schon Heimweh. "Doch nach drei Wochen war das weg, und am Ende der sechs Monate habe ich sogar nur noch alle zwei Wochen mit meinen Eltern telefoniert", erzählt die Französin. Natürlich auf Deutsch. Denn wie Mia hat sie die Sprache ihrer Austauschpartnerin im anderen Land fließend sprechen gelernt.

Damit die Kinder möglichst wenig Heimweh bekommen, empfiehlt die Austauschorganisation Allef ihnen, keine Fotos und keine Bücher oder CDs in der eigenen Sprache mitzunehmen, nur einmal pro Woche mit den Eltern zu telefonieren und sie die sechs Monate am Stück nicht zu sehen. "Das funktioniert meist sehr gut", sagt Annette Handke-Vesely von Allef. "Die Trennung ist für die Eltern oft schwieriger als für die Kinder." Sven Reichwein, Mias Vater, kann das bestätigen, doch: "Man gewöhnt sich erstaunlich schnell an die Situation."

Zunächst fand der Papa einen Austausch in der vierten Klasse etwas früh. "Aber Mia wollte das unbedingt", erzählt er. "Und es ist ja eine tolle Sache. Daher waren ihre Mama und ich schließlich einverstanden." Allef sucht auch nur Austauschpartner für Kinder, die sich einen Austausch sehnlichst wünschen. "Dem Kind soll es damit gut gehen. Das ist für uns das Wichtigste", betont Anette Handke-Vesely.

Bevor der Austausch losging, haben sich die Familien von Mia und Margot besucht. Sie mussten schließlich alle herausfinden, ob sie sich mögen. Sonst macht ein Austausch keinen Sinn. "Margot und ich fanden uns gleich nett", erzählt Mia. "Wir haben uns verstanden, obwohl wir uns erst nur mit Händen und Füßen unterhalten konnten."

Beide haben ihre Auslandszeit sehr genossen. Sie wollen sich weiterhin oft besuchen. "Es ist so cool – jetzt habe ich noch eine zweite Familie", sagt Margot. Und Mia findet unter anderem klasse, "dass es so viele französische Schimpfwörter gibt". Nur das Essen im anderen Land war gewöhnungsbedürftig. Mia hat in Frankreich Wurst und Käse zum Frühstück vermisst und Margot das "goûter". Das ist ein süßer Snack, den französische Kinder am Nachmittag nach der Schule gerne futtern.

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