Filmfestival
Heiße Rede, kalter Schnee: Berlinale eröffnet
Begleitet von einer Solidaritätsaktion für eine israelische Geisel beginnt die Berlinale. Schauspielerin Tilda Swinton wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet - und teilt (nicht nur) gegen Trump aus.
dpa
Do, 13. Feb 2025, 21:39 Uhr
Kultur
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Berlin (dpa) - Die Berlinale wird ein Jahr nach dem Eklat um Antisemitismus-Vorwürfe zur Eröffnung wieder von politischen Themen bestimmt. Als eine Art Wiedergutmachung erinnert die neue Intendantin Tricia Tuttle auf dem roten Teppich an die israelische Geisel David Cunio. Auch weitere Promis erklärten ihre Solidarität mit dem israelischen Schauspieler, darunter Andrea Sawatzki und Ulrich Matthes.
Die Moderatorin der Eröffnungsgala, Désirée Nosbusch, erinnerte bei der Eröffnung an den mutmaßlichen Anschlag in München, bei dem viele Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. "Obwohl wir jetzt hier so feierlich zusammen sind und die Eröffnung der Berlinale feiern, denken wir natürlich auch heute Abend mit einem sehr schweren Herzen an die Menschen in München."
Die Ehrung von Tilda Swinton verlieh der Eröffnungsgala etwas Glamour. Doch auch die Oscar-Preisträgerin nutzte ihre Dankesrede für eine flammende politische Rede.
Solidarität für von der Hamas entführten Schauspieler
Vor der Eröffnung hatten Sawatzki, Matthes, Tuttle und andere auf dem Teppich ein Bild Cunios mit der Aufschrift "Bring David Cunio Home" hochgehalten. Cunio gehört zu den israelischen Hamas-Geiseln im Gazastreifen.
Der Schauspieler war 2013 mit einem Film auf der Berlinale vertreten. Vergangenes Jahr wurde das Filmfestival gebeten, auf der Abschlussgala für ihn einzutreten - was aber versäumt wurde, wie Tuttle in Interviews sagte. Die US-Amerikanerin leitet die Filmfestspiele in diesem Jahr zum ersten Mal.
Sie hatte angekündigt, sich bei Cunio und seiner Familie zu entschuldigen. Dieses Jahr wird auf der Berlinale zudem ein Film gezeigt, der von ihm handelt: "Michtav Le'David. A Letter to David".
Bei der Preisverleihung 2024 hatte es Kritik bis hin zu Vorwürfen von Israelhass und Antisemitismus gehagelt. Einzelne Preisträger hatten das Vorgehen Israels massiv kritisiert, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom Oktober 2023 zu erwähnen.
In der Nähe des Berlinale-Palastes erinnerten mehrere Menschen in einer Mahnwache an Cunio und weitere Geiseln. Einige wenige Demonstranten riefen am Rande des Berlinale-Palastes am Potsdamer Platz bei einer Protestaktion aber auch "Free Palestine". Dazu hielten sie ein Banner mit der Aufschrift "Staatsräson ist Genozid" hoch.
Tilda Swinton spricht von "Massenmord"
Weltstar Swinton wurde während der Gala in ihrer Dankesrede deutlich, vermied aber, eine bestimmte Regierung direkt zu kritisieren. "Der vom Staat verübte und international ermöglichte Massenmord terrorisiert derzeit mehr als einen Teil unserer Welt aktiv", sagte sie. "Von genau den Gremien verurteilt, die von den Menschen eigens zur Überwachung der Dinge auf der Erde ins Leben gerufen wurden, die für die menschliche Gemeinschaft inakzeptabel sind."
"Das Unmenschliche wird unter unserer Aufsicht verübt", führte sie aus. "Ich bin hier, um es zu benennen, ohne Zögern oder Zweifel. Und meine unerschütterliche Solidarität all jenen zu geben, die die inakzeptable Selbstgefälligkeit unserer giersüchtigen Regierungen erkennen, die sich bei Planetenzerstörern und Kriegsverbrechern lieb Kind machen. Ganz gleich, woher sie kommen."
Luisa Neubauer mit Protest-Kleid gegen Merz
Auch den roten Teppich nutzten einige Promis für politischen Protest. Klimaaktivistin Luisa Neubauer teilte mit einem provokanten Kleid gegen Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz aus. Auf ihrem Kleid war vorn zu lesen: "Donald & Alice & Elon & Friedrich?" Auf der Rückseite stand: "Democracy dies in daylight!" ("Die Demokratie stirbt bei Tageslicht!").
Die Schauspielerinnen Meret Becker und Anna Thalbach hielten einen Schal mit der Aufschrift "Humanity for all" für zivile Seenotrettung hoch. Zur Eröffnung kamen auch zahlreiche deutsche Stars wie Matthias Schweighöfer, Herbert Grönemeyer und Heike Makatsch - und mussten sich dabei gegen Schnee und eisige Temperaturen behaupten.
Eröffnung mit Tykwer-Film - in sieben deutsche Städte übertragen
Im Anschluss an die Eröffnungsgala wurde die Berlinale mit dem Film "Das Licht" des deutschen Regisseurs Tom Tykwer eröffnet. In den Hauptrollen rund um die Geschichte einer zerrissenen Berliner Familie sind Lars Eidinger und Nicolette Krebitz zu sehen, deren Leben durch eine syrische Haushälterin verändert wird. Tykwer ("Lola rennt") greift dabei aktuelle Themen der heutigen Zeit wie etwa den Klimaschutz und Generationskonflikte auf.
Die Eröffnungsgala und der Film wurden live in Kinos in sieben deutschen Städten übertragen - darunter Düsseldorf, Leipzig und München. Die Berlinale endet am 23. Februar - am Tag der Bundestagswahl.
© dpa-infocom, dpa:250213-930-373562/5